"Gott hat mit viele Aufgaben anvertraut"

Biograf und Postulator des ersten Bischofs von Kamerun

Die Seligsprechung von Pater Richard Henkes am 15. September im Limburger Dom soll nicht die einzige ihrer Art bleiben. Bereits seit 2005 bereitet die Apostolische Gemeinschaft der Pallottiner das Verfahren der Seligsprechung für Heinrich Vieter vor. Der erste Pallottinerbischof, der von 1853 bis 1914 lebte und am 22. Januar 1905 in Limburg zum ersten katholischen Bischof Kameruns geweiht wurde, wird dort als Vater des Glaubens verehrt.

Um die Bedeutung einer Person für die Seligsprechung zu begründen, bedarf es umfangreicher Recherchen. Mit Heinrich Vieters Biografie, mit seinen Tätigkeiten in Worten und Schriften, ist seit 2006 Pater Norbert Hannappel befasst. Der heute 76-Jährige, der aus Steinefrenz stammt, wurde zur Erledigung dieser Aufgabe vor 13 Jahren zum Vize-Postulator ernannt und ist seit 2011 Leiter des Generalarchivs der Pallottiner in Rom. Kürzlich konnte er in der Limburger Pallottinerkirche das goldenes Priesterjubiläum feiern. Sein erstes Versprechen, nach den Regeln der Pallottiner zu leben, hatte Hannappel bereits als junger Mann vor 54 Jahren abgegeben.

Verwurzelt im Westerwald
Seine Wurzeln hat der Pater im Westerwald, von dort stammte sein Vater Aloys (Mutter Hedwig kam aus Schlesien), der allerdings im Zweiten Weltkrieg bei der Marine beschäftigt war, so dass Sohn Norbert in Bremerhaven im Januar 1943 mit Nordseewasser getauft wurde. Als der Krieg heftige Ausmaße annahm, flohen Norbert und seine Mutter in den Westerwald, wo sie noch zwei jüngeren Töchtern das Leben schenkte, mit denen der Pater noch rege Kontakte pflegt.

Wie bei so vielen seiner Mitbrüder stellte sich in der Familie Hannappel nach dem Besuch der Grundschule Mitte der fünfziger Jahre die Frage, wie es für Norbert wohl weitergehen solle. Er wollte das Abitur machen und studieren. „Für einen Schüler aus Steinefrenz war es damals schwierig, heimatnah ein Gymnasium zu finden“, erinnert sich der 76-Jährige und fügte hinzu. „…aber da war schon einmal einer aus meinem Dorf in Rheinbach (Rhein-Sieg-Kreis) bei den Pallottinern. Das hat mich dann interessiert, ich ging dort ins Internat und habe 1963 am Gymnasium das Abitur abgelegt.“

Limburg – Zentrum der pallottinischen Welt
Für den jungen Mann stand alsbald fest, dass er der Gemeinschaft beitreten werde. „Dann habe ich Ja gesagt, Philosophie und Theologie in Olpe und Vallendar studiert und nach meiner Priesterweihe 1969 ein ergänzendes Studium der Pastoral-Theologie in Friedberg/Augsburg angeschlossen“, erzählt Hannappel.

23 Jahre war ihm sodann die kirchliche Jugendarbeit in der Jugendbildungsstätte Olpe anvertraut. Dort leitete er die Einrichtung, gehörte dem Jugendwohlfahrtsausschuss des Kreises an, war 14 Jahre Dekanatsjugendseelsorger, schloss ein berufsbegleitendes pädagogisches Studium mit dem Diplom ab und übernahm drei Jahre die Aufgabe eines Beraters des Provinzials, des Leiters der Ordensprovinz.

„Gott hat mir viele Aufgaben anvertraut, die ich auch wahrgenommen habe“, sagt Norbert Hannappel, der 1993 für drei Jahre Vizeprovinzial und Rektor des Missionshauses der Pallottiner in Limburg wurde, neun Jahre Provinzial der norddeutschen Pallottiner und weitere zwei Jahre Missionssekretär in Limburg war. In seine Amtszeit fielen unter anderem die Aufstellung der Vinzenz-Pallotti-Figur auf der Treppe zur Marienkirche und der Einbau des Aufzugs.

„Limburg war über Jahrzehnte Mittelpunkt der pallottinischen Welt. Hier befand sich das Missionshaus, von wo aus Limburger Missionare international aktiv wurden“, erklärt Hannappel, der sie an ihren vielen Wirkungsstätten in Nord- und Südamerika, Australien und Südafrika besucht und betreut hat.

Vier Bände über Pater Heinrich Vieter
Dass er nun seit 2006 das Leben, Schriftwerk und Zeugendokumente von Bischof Heinrich Vieter dokumentiert, das nimmt Pater Hannappel von morgens bis abends in Anspruch. Er spürt die Quellen auf, nimmt sie in den Blick und stellt fest: „Die katholische Kirche in Kamerun ist ohne die Persönlichkeit von Heinrich Vieter nicht zu verstehen.

„Vieter führte 1890 die erste Gruppe katholischer Missionare in die damals noch junge deutsche Kolonie. Und die Kirche in Kamerun wächst weiter“, sagt der Vize-Postulator. Zahlreiche Dokumente seien in Sütterlinschrift abgefasst, die heute kaum noch jemand lesen könne. Alte Mitbrüder würden zum Übersetzen reaktiviert. Vier dicke Bände hat Hannappel über Bischof Vieter inzwischen zusammengetragen, von denen er sagt: „Der vierte Band soll der letzte sein, dann kommt die Ernte.“ Die Zusammenstellung seiner Dokumente müssen sodann dem zuständigen Erzbischof von Kamerun, Samuel Kleda, überbracht werden, der sodann das weitere Prozedere veranlasst.

Eine gewisse Erfahrung im Umgang und der Aufarbeitung von Annalen konnte Hannappel bereits 2007 als Leiter des umfangreichen Provinzialarchivs in Limburg sammeln. Zudem war er als früherer Provinzial nach Abschluss des bischöflichen Erhebungsverfahrens für die Seligsprechung von Richard Henkes mit der Übertragung der Akten nach Rom beauftragt. Eine Seligsprechung bedeute eine öffentliche Anerkennung einer Person, die dadurch hervorgehoben und liturgisch verehrt werden dürfe.

Ein Leben in Limburg und Rom
In Rom wartet übrigens Hannappels zweite Arbeitsstätte. Dorthin wird er nach der Seligsprechung von Henkes für das nächste Halbjahr wieder seinen Pflichten als Leiter des Generalarchivs der Pallottiner zurückkehren; eine Aufgabe, die der Westerwälder seit 2011 wahrnimmt. „Wenn ich in Rom manchmal einen halben Tag lang zu Fuß unterwegs bin, fotografiere ich gerne“, spricht Norbert Hannappel über sein Hobby und fügt hinzu: „Es sind weniger die kulturellen Schätze als vielmehr das Leben der Menschen, der Kinder und Straßenmusikanten, das ich in Bildern festhalte. Und wenn ich zurückkomme, dann habe ich oftmals 400 Fotos auf meinem Chip.“

Bild und Text: Dieter Fluck

Pallotti Verlag

Reihe Heinrich Vieter – Leben und Vermächtnis des Glaubensbotens Kameruns
herausgegeben von Pater Norbert Hannappel:

Band 1.1 „Die Jugend ist unsere Zukunft“ Chronik
Band 1.2 „Die Jugend ist unsere Zukunft“ Chronik mit Kommentaren
Band 2 „Die Pallottiner in Kamerun“ von Hermann Skolaster
Band 3 „Heinrich Vieter – Leben und Wirken“ Biografie
Band 4 in Bearbeitung

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