Ponte Sisto Rom - Generalat der Pallottiner

Jugendseelsorger, Provinzial, Postulator und Archivar

Pater Hannappel beendet seine Amtszeit in Rom

Pater Norbert Hannappel war zwölf Jahre lang der Archivar unserer weltweiten Gesellschaft und wohnte im Generalat der Pallottiner in Rom, nahe der Ponte Sisto am Tiber. In diesem Monat hat er seine Amtszeit beendet und beschlossen, wieder in seine Heimat Deutschland zurückzukehren. Auch im Ruhestand wird der Vieter-Experte gelegentlich im Archiv anzutreffen sein. Ein paar Dinge gibt es da nämlich noch zu klären.  

Gottesdienst in der Pallottiner-Kirche San Salvatore in Onda in der Weltstadt Rom.

Abschied von Rom

Die pallottinische Gemeinschaft im Generalat der Pallottiner feierte am 14. März 2023 mit einer konzelebrierten Messe sein jahrelanges Engagement für die Gesellschaft und dankte für sein Mittun in der Haus-Gemeinschaft am Tiber. Generalrektor Pater Zenon Hanas war der Hauptzelebrant und würdigte Pater Norberts Hingabe an sein Amt und seine Archivarbeit, mit der er einen sehr wichtigen und geschätzten Beitrag zur Bewahrung der Geschichte der Pallottiner und besonders auch zur Geschichte der Gemeinschaft in Kamerun geleistet habe. Im Namen der pallottinischen Gemeinschaft wünschte Pater Zenon ihm eine sichere Reise nach Limburg und weiterhin gute Gesundheit und Segen für die kommenden Jahre.

Ein Pallottiner mit vielen Talenten

Pater Hannappels Vater stammt aus dem Westerwald, seine Mutter aus Schlesien. Zur Welt kam er im Januar 1943 – also mitten im Weltkrieg – in der Hafenstadt Bremerhaven an der deutschen Nordseeküste. Später floh seine Mutter kriegsbedingt mit ihm in den Westerwald. Sein Abitur machte er vom Internat der Pallottiner in Rheinbach aus, dem Hermann-Josef Kolleg, 1963 am städtischen Gymnasium. Danach begann er sein Noviziat in Olpe und wurde 1969 zum Priester geweiht.

Mit Leidenschaft verantwortete der umtriebige Pallottiner 23 Jahre lang die Jugendarbeit seiner Gemeinschaft in Olpe und war 14 Jahre lang Dekanatsjugendseelsorger. 1993 wurde er für drei Jahre Vizeprovinzial und Rektor des Missionshauses der Pallottiner in Limburg, anschließend neun Jahre Provinzial der Norddeutschen Pallottiner und weitere zwei Jahre Missionssekretär der Norddeutschen Provinz mit Sitz in Limburg. Seit 2006 dokumentierte er das Leben, das Schriftwerk und die Zeugendokumente über den Pallottiner-Bischof Heinrich Vieter, dem ersten katholischen Bischof von Kamerun. Seit 2011 übernahm er die Aufgabe des Leiters des Generalarchivs der Pallottiner in Rom.

Die ältesten Dokumente stammen von Vinzenz Pallotti

„Als mich der damalige Generalrektor Pater Fritz Kretz nach Rom holte, um das Generalarchiv der Pallottiner neu zu gestalten, arbeiteten wir noch ausschließlich mit Karteikarten“, erinnert sich Pater Hannappel. Heute ist das Archiv „digital registriert“ – man kann digital recherchieren, welche Dokumente vorhanden sind und wo sie auffindbar sind. In der nächsten Stufe könnte man jetzt Teile des Archivs digitalisieren.

Beim „Generalarchiv“ handelt es sich um das Archiv des Generalrates. Die weltweite Geschichte der Pallottiner wird dezentral zusätzlich in den Provinzen und Regionen dokumentiert. Das Generalarchiv dokumentiert hingegen Entwicklungen, Fragen und Entscheidungen, bei denen die Generalleitung beteiligt war. Die ältesten Papiere stammen aus der Zeit von Vinzenz Pallotti.

Das Archiv des Generalats ist kein öffentliches, sondern ein privates Archiv. Trotzdem sind bestimmte Bereiche für wissenschaftliche Recherchen freigegeben. Deutsche Hochschulen interessierten sich jüngst beispielsweise für die Rettung von jüdischen Mitbürgern während der Shoah. Der von Pallottinern getragene St. Raphaels-Verein hatte sein Büro im Generalat der Pallottiner, von hier aus wurde mit dem Vatikan verhandelt und amerikanische Gelder für Schiffspassagen akquiriert. Und von Rom aus wurde die Flucht über den neutralen Hafen von Lissabon in Portugal organisiert.

Biograf und Vize-Postulator des ersten Bischofs von Kamerun

Nach Ansicht von Pater Hannappel ist die katholische Kirche in Kamerun nicht zu verstehen ohne die Persönlichkeit von Heinrich Vieter (1853 – 1914). Der Pallottinerpater führte 1890 die erste Gruppe katholischer Missionare, in die damals noch junge Kolonie Deutschlands. Hier leistete der ehemalige Schreiner aus Cappenberg in Westfalen eine Aufbauarbeit, die Maßstäbe setzte. Am 22. Januar 1905 wurde Pater Heinrich Vieter im Dom zu Limburg zum ersten katholischen Bischof Kameruns geweiht. Er wird in Kamerun bis heute als „Vater des Glaubens“ verehrt. Seit 2005 bereiten die Pallottiner deshalb das Verfahren der Seligsprechung für Heinrich Vieter vor. Pater Hannappel trug – als Vize-Postulator für die Seligsprechung – seit vielen Jahren die hierfür notwendigen Dokumente zusammen. Dieser Auftrag ist jetzt abgeschlossen und die Aufgabe, „die Causa Vieter“, also das Seligsprechungsverfahren, weiter zu verfolgen liegt jetzt beim Erzbischof von Yaoundé, da Bischof Vieter dort gestorben ist. Deshalb ist der Postulator des Verfahrens auch der Kameruner Pallottiner-Pater Aloyse Essono.

Bisher sind im Pallotti Verlag in der Reihe „Bischof Heinrich Vieter – Leben und Vermächtnis des Glaubensboten Kameruns“ vier Bände, mit rund 2400 Seiten, erschienen, die Pater Norbert Hannappel im Auftrag der Herz-Jesu-Provinz der Pallottiner veröffentlicht hat. Kaiserreich, Kolonialismus, Rassismus, Missions-Romantik – die gesammelten Zeitdokumente ermöglichen auch einen Blick in eine Epoche, die uns heute total fremd erscheint.

„Die Willensstärke Heinrich Vieters hat mich erstaunt“

Was ihn bei seiner Arbeit am meisten erstaunt hat, ist, wie treu Pater Heinrich Vieter seiner Aufgabe nachging. „Er war ja kein Abenteurer, genauso wenig wie die übrigen Missionare. Alle waren bereit ihr Leben dafür einzusetzen, um den Menschen in Kamerun die Frohe Botschaft zu bringen. Ihnen zu zeigen, dass sie Kinder Gottes, Ebenbilder Gottes sind. Männer, Frauen, Kinder, Junge, Alte… alle von Gott geliebt und wertgeschätzt“, betont Pater Hannappel. „Und dieses Ziel, diesen Auftrag, hat er nie aus den Augen verloren, da war er zäh. Er konnte ein sturer „Westfalen-Schädel“ sein“, schmunzelt Pater Hannappel, „gleichzeitig konnte er auch gütig und väterlich sein, über die Jahre hin erkennt man bei Heinrich Vieter diesen inneren Wandel.“

Ein paar „Projekte“ gibt es noch

Auch heute geht der 80-jährige Pallottiner noch regelmäßig in sein Büro im Limburger Missionshaus. Ein paar „Projekte“ warten noch auf ihn, „so Gott will“, schränkt er demütig ein. Im Friedberger Provinzarchiv schlummern viele Dokumente, die „über Bischof Vieter hinausgehen und für die Kirche in Kamerun und für die Missionsgeschichte relevant sein könnten“, diese würde er gerne noch verfügbar machen. Außerdem plant er, am Fotoarchiv der Pallottiner weiter zu arbeiten, gemeinsam mit anderen betagten Mitbrüdern. „Jetzt gibt es noch Menschen, die wissen, wer auf den historischen Aufnahmen drauf ist – jedes Bild ist auch eine Geschichte die es zu erzählen gilt und hinter jeder Geschichte steht die Begeisterung und die Lebensleistung von Mitbrüdern, für die wir dankbar sein dürfen“, begeistert sich der umtriebige Archivar im Ruhestand.

Abschiedsgottesdienst für Pater Hannappel bei seiner Verabschiedung als Generalarchivar 2023.
Generalrektor Pater Zenon Hanas war der Hauptzelebrant und würdigte Pater Norberts Hingabe an sein Amt und seine Archivarbeit.
Verabschiedung von Pater Norbert Hannappel aus seinem aktiven Dienst im Genaralat der Pallottiner in Rom.

Text: Josef Eberhard
Bilder: Generalat der Pallottiner, Rom

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