Missionare der Pallottiner aus Südafrika - im Ruhestand zurück nach Deutschland

Plötzlich wieder in Deutschland

Missionare werden im Alter meistens in der alten Heimat versorgt

Ein Leben lang im Ausland gelebt und im Alter zurückgekehrt nach Deutschland: So geht es altgedienten Missionaren von Ordensgemeinschaften. Wie kommen sie damit zurecht? Wie werden sie versorgt? Fragen, die sich Gemeinschaften wie die Pallottiner verstärkt stellen müssen, wenn ältere Mitbrüder zurückgekommen sind.

Sie waren in Indien, Südamerika oder Afrika. Sie bauten dort Missionsstationen und Schulen auf, arbeiteten in Werkstätten, kümmerten sich um Kinder und Jugendliche, um Arme und Kranke. Zum Ruhestand kehren sie dann meist zurück nach Deutschland. Zum Beispiel nach Limburg an der Lahn, von wo aus Generationen von Missionaren einst aufgebrochen sind. So wie Bruder Alfons und Bruder Hermann. Die Umstellung auf die Lebensweise in Deutschland fällt dabei nicht immer leicht.

Ob er sich denn in Limburg wohlfühlt? Bruder Hermann lächelt dünn und sagt langsam und etwas zweifelnd: „Ja, schon!“ Anders der Tenor bei Bruder Alfons: „Ich fühle mich hier sehr wohl. Mir könnte es anderswo nicht besser gehen!“ Beide Brüder verbringen ihren Lebensabend im Missionshaus in Limburg; in ihrer aktiven Zeit waren sie in Südafrika. Bruder Hermann musste zuvor fast zwei Jahre warten, bis er ein Visum erhielt. In dieser Zeit arbeitete er in Limburg in der Schlosserei, ehe es 1973 endlich in die Mission ging. Er lernte Afrikaans und bewirtschaftete die Farm in Balfour (Diözese Queenstown), dann die gemeinschaftseigene Pallotti-Farm.

2003 wechselte er aus Gesundheitsgründen nach Step-Aside. Hier kümmerte er sich um einen betagten Mitbruder und sorgte sich um die Anlage mit Garten und Wald. Seine Liebe galt der Suppenküche in der nahen Küstenstadt George, die täglich Kinder mit einer warmen Mahlzeit versorgt. Diesem Projekt gilt noch heute die Aufmerksamkeit von Bruder Hermann.

Bruder Alfons Groß, wurde 1962 nach Südafrika entsandt. Er kümmerte sich um die Elektroanlagen im damals noch Pallottiner-eigenen Glen-Gray-Hospital. Nach der Verstaatlichung 1976 bat die Regierung ihn, zu bleiben und Nachwuchs auszubilden. 1988 wechselte er nach Ntaba Maria. Von hier aus war er zuständig für die Wasserversorgung, die Lichtmaschinen und die Windmühlen der Diözesanen Einrichtungen. Nach einer Herzoperation war er 2018 gezwungen, in die Heimat zurückzukehren.

Bruder Hermann muss immer noch was werkeln. Im Advent bastelt er aus Bäckertüten Weihnachtssterne; er pflegt Setzlinge für die Blumenkästen im Frühjahr. Weil ihm das Gehen immer schwerer fällt, kann er ein ererbtes E-Mobil nutzen, um zum Friedhof der Gemeinschaft zu kommen; hier schaut er nach den Lichtern und Blumen.

Missionshaus der Pallottiner in Limburg an der Lahn (Historische Aufnahme)
Pallottiner in Südafrika Schule der Pallottiner in Südafrika 1930 - Quelle: Provinzarchiv

Ihr Herz ist und bleibt in Südafrika

Gut für beide Brüder ist es, dass es Telefon und E-Mail gibt, sodass Kontakte gepflegt werden können ins Saarland, in die Eifel und vor allem nach Südafrika. Fast immer sind die Menschen dort, mit denen und für die sie gearbeitet haben, Thema ihrer Gespräche, wenn sie zusammen am Kaffeetisch sitzen. „Hast du schon gehört, dass der und der…“. Bruder Herrmann und Bruder Alfons bereichern mit ihrer Art das Leben der Hausgemeinschaft in Limburg; hier haben sie ihr Pallottiner-Leben begonnen, hier beenden sie es. Doch ihr Herz ist und bleibt in Südafrika.

„Ich sehe mit großem Respekt auf die Lebensleitung meiner Mitbrüder“, sagt Pater Rainer Schneiders, der als Provinzökonom für die Finanzierung der Unterhalts- und Pflegekosten sorgen muss. Denn vom deutschen Sozialsystem wurden sie damals abgemeldet, nur wenige zahlten in das ausländische System ein. Die meisten Missionare haben in keine Rentenversicherung und keine Krankenkasse eingezahlt.

In Rente mit 75 Jahren

Die Idee sei damals gewesen, dass die Missionsgebiete eigenständige Einheiten werden und die Mitbrüder dort versorgt werden, erklärt Pater Schneiders. Wenn diese nun nach 50 der 60 Jahren heimkommen, sind sie oft krank, brauchen Operationen, müssen gepflegt werden sowie in eine private Krankenversicherung einzahlen. Solch ein Beitrag kann gut 1000 Euro im Monat betragen, sagt Pater Schneiders. All dies schultert die Gemeinschaft aller Pallottiner, die im Vergleich zu Diözesen keine Kirchensteuer erhält. All diese Kosten, die die Gemeinschaft hat, müssen durch Arbeit oder Spenden selbst erwirtschaftet werden.

In Rente gehen Pallottiner meist ab 75 Jahren. Und auch die Missionare kommen nicht vor dem 70. Lebensjahr zurück. Sie kommen aus Kamerun, Nigeria, Südafrika, Brasilien, Uruguay und Indien. Viele wollen am liebsten bis zum Lebensende im Ausland bleiben. Und wer in die Heimat zurückkehrt, hält meist Kontakt zum Missionsland, erzählt Pater Alexander Holzbach, der Rektor des Limburger Missionshauses, das für viele Missionare Mutterhaus ist, weil sie dort ausgebildet worden waren.

Missionshaus der Pallottiner in Limburg
Lichtplanung für St. Marien Limburg

Beitrag und Beitragsbild: Alexander Schweda
Weitere Fotos: Alexey Stiop adobe stock (Cape Town, South Africa), Hendrik Jonas (Missionshaus, St. Marien); mojolo adobe stock (Limburger Dom und Alte Lahnbrücke); Pallottiner; Provinzarchiv

Das könnte Sie auch interessieren

Mitreden, Mitmachen, Mithelfen!

In Kontakt bleiben. Kostenlos 12 x pro Jahr!

Liken, kommentieren, abonnieren

Herzliche Einladung: Reden Sie mit!

Öffnen Sie sich Räume

Gemeinsam die Welt verändern!

Print Friendly, PDF & Email