So aktuell wie nie zuvor
Vor fünf Jahren wurde Pater Richard Henkes seliggesprochen
Es war ein bewegender Moment, als Papst Franziskus am 21. Dezember 2018 in Rom bekannt gab, dass Pater Richard Henkes seliggesprochen wird. Die Feierlichkeiten fanden dann am 15. September 2019 in Limburg statt – vor fünf Jahren. Und seither zeigt sich, dass das Leben und Sterben von Richard Henkes so aktuell ist wie nie.
Diese Erfahrung der Aktualität macht vor allem Pater Hubert Lenz, der mit seiner Stiftung „Haltung heute“ das Theaterstück „Abgerungen“ mitsamt einer Ausstellung zu den Menschen bringt und dabei feststellt, dass es das Thema „Haltung“ ist, das die Menschen interessiert. Also: Welche Haltung hat Henkes eingenommen, dass er sich gegen das Nazi-Regime stemmen konnte und für die Pflege von Typhus-Kranken im Konzentrationslager Dachau sogar in den Tod ging? Welche Haltungen müssen wir Christen heute einnehmen, um dem Evangelium und unserem Glauben gerecht zu werden?
Im Jubiläumsjahr wollen die Pallottiner in diesem Zusammenhang der Frage nachgehen: „Wo gelingt Demokratie und demokratisches Leben heute?“, erklärt Vizeprovinzial Pater Björn Schacknies. Verschiedene interdisziplinäre Veranstaltungen mit ganz unterschiedlichen Protagonisten sollen hier hinschauen und ins Gespräch mit den Menschen kommen, so Pater Schacknies.
Richard Henkes - mutiger Kämpfer und Zeuge für den christlichen Glauben
Für die Pallottiner ist klar: Der selige Richard Henkes war ein mutiger Kämpfer und Zeuge für den christlichen Glauben und ein Märtyrer der Nächstenliebe. Er ist aber auch Brückenbauer der Versöhnung zwischen Tschechen, Deutschen und Polen, gehören doch die Wirkungsstätten von Pater Richard Henkes heute zu Deutschland, Polen und Tschechien. Da Pater Henkes konsequent für die Würde jedes Menschen eintrat, hat sein Zeugnis auch unter diesem Aspekt wieder eine aktuelle Bedeutung.
Als Priester mit Herz und Seele wurde nach der Machtergreifung Hitlers die religiöse Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus die zweite große Berufung von Richard Henkes. Der Pater vertrat mutig die Werte des Christentums in der Schule, in zahlreichen Exerzitienkursen für die Jugend und in seinen Predigten. Bereits 1937 wurde er wegen einer Predigt in seiner Heimat angezeigt; wegen einer angeblichen Verunglimpfung des Führers musste er sich 1937/38 einem Prozess am Sondergericht in Breslau stellen, der auf Grund des Amnestiegesetzes nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich ohne Urteil blieb.
Die Oberen nahmen den gefährdeten Mitbruder 1938 aus dem Schuldienst. Pater Henkes arbeitete jetzt als Jugendseelsorger, Exerzitienmeister – vor allem in Branitz – und als bekannter Prediger in ganz Oberschlesien, zuletzt als Pfarrvertreter in Strandorf (1941 bis 1943) im Hultschiner Ländchen.
Am 8. April 1943 wurde Richard Henkes wegen einer Predigt in Branitz von der Gestapo in Ratibor/Oberschlesien verhaftet und in das KZ Dachau gebracht. Dort musste er wie alle anderen Zwangsarbeit leisten. Ab 1944 arbeitete er als Kantinenwirt und heimlicher Seelsorger auf Block 17, wo viele Tschechen untergebracht waren. Er selbst lebte auf dem Priesterblock 26. Ende 1944 brach im KZ Dachau die zweite große Typhusepidemie aus, auch auf Block 17. Im Wissen um die eigene tödliche Bedrohung ließ P. Henkes sich freiwillig bei den Typhuskranken einschließen. Nach ca. acht Wochen infizierte er sich und innerhalb von fünf Tagen raffte ihn der Tod am 22. Februar 1945 im Alter von 45 Jahren dahin.
Richard Henkes - Ort des Gedenkens ist Limburg
Der Ort des Gedenkens an Pater Henkes ist Limburg, wo er auch bestattet ist. Für die Seligsprechung am 15. September 2019 im Limburger Dom wurde eine Reliquie in einem Reliquiar aus dem 19. Jahrhundert gefasst und zur Verehrung im Dom aufgestellt. Zwei Reliquien besitzt auch die Pallotti-Kirche in Friedberg, die Kirche des Provinzialats. Die Gedenkfeiern zu seinem Todes- bzw. Gedenktag finden allerdings nicht mehr am einstigen Pater-Henkes-Grab auf dem Friedhof der Gemeinschaft in Limburg statt. Seit der Seligsprechung hat die Urne einen neuen Standort in der Pietà-Kapelle der Pallottinerkirche St. Marien gefunden.
Jedes Jahr erinnert der Limburger Rektor Pater Alexander Holzbach am 21. Februar, dem Gedenktag des seligen Pater Henkes, an dessen Wirken. Wesentlich und von aktueller Bedeutung ist für Rektor Pater Holzbach, dass es für Pater Henkes keine Herrenmenschen und keine Menschen zweiter Klasse gab, „dass gesunde Menschen keinen höheren Wert haben als kranke und behinderte, und dass sie daher auch nicht ‚eher ein Lebensrecht‘ haben“. Und Pater Holzbach vermutet mit Blick auf die Verhältnisse in Russland oder anderen diktatorischen Systemen: „Da wird es überall Menschen geben, die wie Richard Henkes sagen: ‚Einer muss da sein, der es sagt!‘ Und sie machen sich damit angreifbar, setzen ihre Freiheit und ihr Leben aufs Spiel, wie wir aus der jüngsten Geschichte wissen.“
Das Leben von Richard Henkes zeigt für Pater Holzbach daher, dass „unsere Zeit Christinnen und Christen von einem Schlage und einer Statur von Richard Henkes braucht, die wachsam achten auf das christliche Menschenbild von der gleichen Würde aller Menschen, da wir alle als Ebenbilder Gottes geschaffen sind“.
Text: Alexander Schweda
Bilder: Ackermann-Gemeinde, München (Henkes in Ausstellung „Zeugen für Menschlichkeit“); Bistum Limburg (Graphic Dokumentary); A. Kratz (Gemälde Heinen); Josef Eberhard (Gedenkstele).
Künstler: „Drushba Pankow“ Volker Schlecht and Alexandra Kardinar (Graphic Dokumentary), Beate Heinen (Gemälde über Henkes).
Gedenkfeier im Missionshaus in Limburg an der Lahn
EINLADUNGEN DES MISSIONSHAUSES LIMBURG
Tag des offenen Missionshauses, Dankgottesdienst, Ausstellung, MitsingkonzertDie Nachricht von der Seligsprechung ist im Bistum Limburg und bei den Pallottinern damals freudig aufgenommen worden. „Die bevorstehende Seligsprechung von Pater Henkes wird ein Fest für unsere Diözese und für die Pallottiner“, freute sich Bischof Dr. Georg Bätzing im Vorfeld der Seligsprechung. Schließlich seien Limburg und die Pallottiner seit mehr als 125 Jahren eng miteinander verbunden. Daher wird nun auch fünf Jahre nach diesem freudigen Ereignis an die Seligsprechung erinnert. Am 17. September – fünf Jahre nach der Seligsprechung im Limburger Dom – wird um 18 Uhr ein DANKGOTTESDIENST in St. Marien gefeiert. Vom 14. bis 24. September ist die interaktive Henkes-Ausstellung MEHR LEBEN ENTDECKEN in St. Marien zu sehen. Und am 22. September findet ab 14.00 Uhr der TAG DES OFFENEN MISSIONSHAUSES statt, zum MITSINGKONZERT „Menschen wacht auf!“ um 16.30 Uhr sind ebenfalls alle eingeladen.
Gedenken im Haus St. Ulrich in Augsburg - Einladung zur Ausstellungseröffnung am 26.09.2024
EINLADUNG ZUR VERNISSAGE IN AUGSBURG
SIEH DEN MENSCHEN AN! DIE LEIDENSCHAFT MENSCH ZU SEIN
Der Selige Pater Richard Henkes und sein Wirken im KZ-DachauDie international preisgekrönte Graphic Documentary über das Leben Pater Richard Henkes kommt nach Ausstellungen in Rom, Prag, Brünn und Frankfurt nun nach Augsburg. Einer traditionsreichen Stadt, nahe am Vernichtungslager der Nationalsozialisten im bayerischen Dachau und nahe beim Provinzialat der Pallottiner im bayerischen Friedberg.
Auf der Grundlage historischer Geschehnisse und überlieferter Briefe von Richard Henkes schildern die Illustrationen der Ausstellung beinahe filmisch seinen Weg zum Märtyrer der Nächstenliebe. Die Graphic Documentary „Und wenn die Wahrheit mich vernichtet“ entwickelten Prof. Volker Schlecht und Prof. Alexandra Kardinar.
Die Vernissage bietet unterschiedliche Zugänge: Volker Schlecht berichtet im Gespräch mit Kurator Martin Ramb und dem Pallotinerpater Prof. Dr. Hubert Lenz, der auch in das Leben Richard Henkes einführt, was ihn als kirchlich nicht gebundenen Künstler zu der Arbeit motiviert hat. Das preisgekrönte Solotheaterstück „Abgerungen“ spricht die Zuschauer über die Lebenshaltung von Pater Richard Henkes an: „Was würde ich tun, wenn…“
Ausstellungseröffnung mit Theaterstück, Künstlergespräch, Vortrag und Führung
am 26. September 2024 17:00 bis 21:00 Uhr
im Haus Sankt Ulrich, im Stadtzentrum von Augsburg.
Veranstalter: Akademisches Forum der Diözese Augsburg, in Kooperation mit der Abteilung Schule und Religionsunterricht des Bischöflichen Ordinariats Augsburg und der Ackermann-Gemeinde.
Gedenken an Pater Henkes - Literatur im Pallotti Verlag
In unserem Pallotti Verlag sind mehrere Werke erschienen. Angefangen beim Biografischen Standardwerk von Pater Manfred Probst, mit dem Titel „Glaubenszeuge im KZ Dachau – Das Leben und Sterben des Pallottinerpaters Richard Henkes (1900 – 1945)“, über das kleine charmante Büchlein zur Einführung von Pater Alexander Holzbach, mit dem Titel „Pater Richard Henkes SAC – Lebensbild eines Seligen“, bis zur Graphic Documentary „Und wenn mich die Wahrheit vernichtet“. Die meisten Druckwerke sind auch als eBook verfügbar.
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