Und wenn die Wahrheit mich vernichtet
Pater Richard Henkes im KZ Dachau – Graphic Documentary
»Auf der Lagerseite, wo ich arbeite, ist eine Epidemie ausgebrochen und damit sie nicht weiter um sich greift, sind wir gänzlich isoliert worden … Sonst sieht es recht schlimm bei uns aus. Die Leute sterben in Massen, weil sie vollständig ausgehungert sind … Ein grauenhaftes Bild.« — Richard Henkes
Eindrücklich und lebendig erzählt Drushba Pankow den Lebensweg des Pallottiner-Paters Richard Henkes als Graphic Documentary. Auf der Grundlage historischer Geschehnisse und überlieferter Briefe von Richard Henkes schildern die Illustrationen beinahe filmisch seinen Weg zum Märtyrer der Nächstenliebe.
„Einer muss ja die Wahrheit sagen!“
Ausstellungseröffnung über den seligen Pallottinerpater Richard Henkes
Er gilt als Märtyrer der Nächstenliebe und Friedensstifter zwischen Ost und West: Pater Richard Henkes, der im KZ Dachau ums Leben kam, weil er sich dort in der Typhusbaracke einschließen ließ, um die Kranken zu pflegen, stemmte sich mutig und entschlossen gegen das nationalsozialistische Regime und wurde so zum Vorbild für viele Menschen. Mit Theaterstück, Künstlergespräch, Vortrag und Führung wird im Haus Sankt Ulrich am 26. September von 18 bis 21 Uhr eine Ausstellung eröffnet, in deren Mittelpunkt die international preisgekrönte Graphic Documentary über das Leben Pater Richard Henkes steht.
Die Graphic Documentary kommt nach Ausstellungen in Rom, Prag, Brünn und Frankfurt nun nach Augsburg. Nah zur Zentrale seiner Gemeinschaft, der Pallottiner, in Friedberg. Auf der Grundlage historischer Geschehnisse und überlieferter Briefe von Richard Henkes schildern die Illustrationen der Ausstellung beinahe filmisch seinen Weg zum Märtyrer der Nächstenliebe. Die Graphic Documentary „Und wenn die Wahrheit mich vernichtet“ entwickelten Prof. Volker Schlecht und Prof. Alexandra Kardinar.
Die Vernissage bietet unterschiedliche Zugänge: Volker Schlecht berichtet im Gespräch mit Kurator Martin Ramb und dem Pallottinerpater Prof. Dr. Hubert Lenz, der in das Leben Richard Henkes einführt, was ihn als kirchlich nicht gebundenen Künstler zu der Arbeit motiviert hat. Das preisgekrönte Solotheaterstück „Abgerungen“ spricht die Zuschauer zusätzlich über die Lebenshaltung von Pater Richard Henkes an: „Was würde ich tun, wenn…“
„Pater Henkes begleitet mich schon sehr lange“, erzählt Frederic-Joachim Kaminski, der Leiter des Akademischen Forums in Augsburg, der die Veranstaltung organisiert hat. Schon in seiner Zeit in der Diözese Rottenburg-Stuttgart hat er sich mit Pater Henkes im Zusammenhang mit einem Friedensglocken-Projekt als Projektpatron beschäftigt. Nun sei es ihm gelungen, den Seligen nach Augsburg zu bringen.
Gottvertrauen und Aufrichtigkeit
„Mich beeindruckt vor allem seine Aufrichtigkeit und sein Gottvertrauen“, sagt Kaminski. Wer habe schon diesen tiefen Glauben, der auch in Todesgefahr trage? Und Pater Henkes habe dieser Glaube bis in den Tod getragen! Als Brückenbauer der Versöhnung zwischen Tschechen, Deutschen und Polen kann Pater Henkes heute auch als Vorbild für Völkerverständigung zwischen Ost und West gelten. Sein Auftreten gegen die Nationalsozialisten kann ermutigen, auch heute gegen rechtsextreme Tendenzen einzuschreiten. Sein berühmter Kommentar zu seinem Engagement lautete dabei: „Einer muss ja die Wahrheit sagen!“ Die Bilder der Graphic Documentary sind besonders geeignet, junge Menschen anzusprechen.
Die Veranstaltung des Akademischen Forums findet in Kooperation mit der Abteilung Schule und Religionsunterricht des Bischöflichen Ordinariats Augsburg und der Ackermann-Gemeinde statt. Der Eintritt ist frei. Ebenso ein kleiner Abendimbiss bei verpflichtender Anmeldung unter Telefon (0821) 31 66 88 11; E-Mail: akademisches-forum@bistum-augsburg.de.
Programm der Ausstellungseröffnung im Haus St. Ulrich in Augsburg (Bayern)
Programm am 26. September 2024
17.00 Uhr Erste Möglichkeit zur Führung durch die Ausstellung
Für angemeldete Teilnehmende steht ein kleiner Imbiss bereit18.00 Uhr Begrüßung und Einführung
Grußworte von Mons. Martin David, Bischof von Ostrau-Troppau/ CZ, Bischof Dr. Bertram Meier18.10 Uhr Künstlergespräch: Prof. Volker Schlecht im Gespräch mit Kurator Martin W. Ramb und Prof. Pater Dr. Hubert Lenz SAC
18.40 Uhr Ein Mensch mit Leidenschaft und Haltung: der Selige P. Richard Henkes: Prof. Pater Dr. Hubert Lenz SAC
19.00 Uhr Theaterstück „Abgerungen“: Bruno Lehan, Schauspieler
19.50 Uhr Rückfragen und Diskussion
ca. 20.00 Uhr zweite Möglichkeit zur Führung
ca. 20.45 Uhr Ende der Veranstaltung
Leitung: Frederic-Joachim Kaminski
Ausstellung: Graphic Documentary
Der Digital Guide – in deutscher und tschechischer Sprache – bietet Kontextinformationen zu den ausgestellten Bildern der Ausstellung zu Pater Richard Henkes.
ZUM HINTERGRUND - Leben und Wirken von Pater Henkes
Pater Richard Henkes - seine Haltung ist aktuell, wie nie zuvor
Vor fünf Jahren wurde Pater Richard Henkes seliggesprochen
Es war ein bewegender Moment, als Papst Franziskus am 21. Dezember 2018 in Rom bekannt gab, dass Pater Richard Henkes seliggesprochen wird. Die Feierlichkeiten fanden dann am 15. September 2019 in Limburg statt – vor fünf Jahren. Seither zeigt sich, dass das Leben und Sterben von Richard Henkes so aktuell ist wie nie.
Diese Erfahrung der Aktualität macht vor allem Pater Hubert Lenz, der das Theaterstück „Abgerungen“ mitsamt einer Ausstellung zu den Menschen bringt. Er stellt dabei fest, dass es das Thema „Haltung“ ist, das die Menschen interessiert: Welche Haltung hat Richard Henkes eingenommen, dass er sich gegen das Nazi-Regime stemmen konnte und für die Pflege von Typhus-Kranken im Konzentrationslager Dachau sogar in den Tod ging? Welche Haltungen müssen wir Christen heute einnehmen, um dem Evangelium und unserem Glauben gerecht zu werden?
Im Jubiläumsjahr wollen die Pallottiner in diesem Zusammenhang dieser Frage nachgehen: „Wo gelingt Demokratie und demokratisches Leben heute?“, erklärt Vizeprovinzial Pater Björn Schacknies. Verschiedene interdisziplinäre Veranstaltungen mit ganz unterschiedlichen Protagonisten sollen hier hinschauen und ins Gespräch mit den Menschen kommen, so Pater Schacknies. Eine dieser Veranstaltungen ist die Ausstellungseröffnung im Haus St. Ulrich am 26. September um 18 Uhr.
Mutiger Kämpfer und Zeuge für den christlichen Glauben
Für die Pallottiner ist klar: Der selige Richard Henkes war ein mutiger Kämpfer und Zeuge für den christlichen Glauben und ein Märtyrer der Nächstenliebe. Er ist aber auch Brückenbauer der Versöhnung zwischen Tschechen, Deutschen und Polen, gehören doch die Wirkungsstätten von Pater Richard Henkes heute zu Deutschland, Polen und Tschechien. Da Pater Henkes konsequent für die Würde jedes Menschen eintrat, hat sein Zeugnis auch unter diesem Aspekt wieder eine aktuelle Bedeutung.
Als Priester mit Herz und Seele wurde nach der Machtergreifung Hitlers die religiöse Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus die zweite große Berufung von Richard Henkes. Der Pater vertrat mutig die Werte des Christentums in der Schule, in zahlreichen Exerzitienkursen für die Jugend und in seinen Predigten. Bereits 1937 wurde er wegen einer Predigt in seiner Heimat angezeigt; wegen einer angeblichen Verunglimpfung des Führers musste er sich 1937/38 einem Prozess am Sondergericht in Breslau stellen, der auf Grund des Amnestiegesetzes nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich ohne Urteil blieb.
Die Oberen nahmen den gefährdeten Mitbruder 1938 aus dem Schuldienst. Pater Henkes arbeitete jetzt als Jugendseelsorger, Exerzitienmeister – vor allem in Branitz – und als bekannter Prediger in ganz Oberschlesien, zuletzt als Pfarrvertreter in Strandorf (1941 bis 1943) im Hultschiner Ländchen.
Am 8. April 1943 wurde Richard Henkes wegen einer Predigt in Branitz von der Gestapo in Ratibor/Oberschlesien verhaftet und in das KZ Dachau gebracht. Dort musste er wie alle anderen Zwangsarbeit leisten. Ab 1944 arbeitete er als Kantinenwirt und heimlicher Seelsorger auf Block 17, wo viele Tschechen untergebracht waren. Er selbst lebte auf dem Priesterblock 26. Ende 1944 brach im KZ Dachau die zweite große Typhusepidemie aus, auch auf Block 17. Im Wissen um die eigene tödliche Bedrohung ließ P. Henkes sich freiwillig bei den Typhuskranken einschließen. Nach ca. acht Wochen infizierte er sich und innerhalb von fünf Tagen raffte ihn der Tod am 22. Februar 1945 im Alter von 45 Jahren dahin.
Bericht: Alexander Schweda
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