Du Jude!
Antisemitismus breitet sich in unserer Gesellschaft aus
Am 27. Januar 1945 wurde das NS-Vernichtungslager Ausschwitz befreit. Der 27. Januar gilt als „Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ und erinnert an alle Opfer des nationalsozialistischen Regimes: Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, Deserteure, Behinderte, Kriegsgefangene, politische Häftlinge. Das Erinnern ist wichtig. Auch das Zurückblicken auf den Befreiungstag.
Die Pallottiner nehmen die Todes- und Geburtstage ihrer Märtyrer durch Gedenktage, Buchveröffentlichungen und Vorträge zum Anlass, auf die gegenwärtigen Tendenzen in unserer Gesellschaft hinzuweisen und zu Wachsamkeit aufzurufen.
Neonazistische Parallelgesellschaft
In ihrem vor kurzem erschienenen Buch „Ein deutsches Mädchen“ beschreibt die 26jährige ehemalige Rechtsextremistin Heidi Benneckenstein von ihrer Kinder-und Jugendzeit in einer Neonazi-Familie und ihrem späteren Ausstieg aus der Nazi-Szene. Sie berichtet, wie nah am allgemeinen Gesellschaftsleben eine Parallelgesellschaft sein kann, ohne dass der Normalbürger davon auch nur irgendetwas mitbekommt. Benneckenstein stellt fest, dass es leichter ist, nicht hinzusehen und Vorurteilen, die unser Handeln bestimmen, Raum zu geben, als sie kritisch zu durchleuchten und nach Fakten zu fragen.
Migranten als Konfliktauslöser
Der Trend in Europa ist besorgniserregend. Länder haben Angst, ihre Identität zu verlieren. Nach Einschätzung des Europarates hat sich das Internet zu einem beklagenswerten Medium für Hassreden und Ausländerfeindlichkeit entwickelt. Diese beunruhigende Tendenz habe 2014 in Europa deutlich zugenommen, hieß es zuletzt im Jahresbericht des Europaratsausschusses gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI), der im Juli 2015 veröffentlicht wurde. Wachsender Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Rassismus seien schwere Bedrohungen für die Zukunft Europas, sagte der Generalsekretär des Europarates, Thorbjørn Jagland.
Migranten werden als Konfliktauslöser angesehen. Doch selbst Migranten untereinander sehen ihr Recht, in Deutschland zu sein, unterschiedlich. Kommentaren wie „Die passen sich doch eh nie an,“ und „Ihre Kultur ist einfach viel zu anders“ sind geläufige Argumente, auch unter Migranten. Doch dass genau das interkulturelle Zusammenwirken verschiedener Traditionen und Kulturen keinen Loyalitätskonflikt darstellen muss, kann nur im Kleinen, in alltäglichen Begegnungen erfahren werden.
„Es liegt nicht in der Macht der Politik, dass ‚wir das schaffen‘, es hängt von unserem alltäglichen Denken und Handeln ab.“ Sprüche 3, 27 erinnert uns daran: ‚Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.‘
Praktizieren, was gepredigt wird
In unserer pallottinischen Wohnanlage „Corte Salvati“ in Freising wohnen Menschen verschiedener Herkunftsländer Tür an Tür. Die ursprüngliche Bestürzung mancher Mieter, dass die Pallottiner „auch Menschen mit Migrationshintergrund“ als Mieter haben, ist inzwischen einem positiven Miteinander gewichen.
In Friedberg wohnen unbegleitete Flüchtlinge in pallottinischen Räumlichkeiten, und werden vom Kinderheim Friedberg begleitet. „Unsere pallottinische Gemeinschaft in Deutschland und Österreich ist Heimat für ‚Migranten‘ aus Indien, Südafrika, Kamerun, Nigera, Malawi, Spanien und Kroatien. Dieser kulturelle Austausch und das christliche Miteinander bereichert täglich unser Gemeinschaftsleben,“ erzählt Pater Rainer Schneiders SAC.
Im großen Ganzen
„Die Flüchtlings- und Migrationsfrage ist kein leichtes Thema, dass sich einfach abhaken lässt. Wir dürfen die Probleme in unserer Gesellschaft, die mit komplexen sozialen, ökonomischen und politischen Veränderung zurechtkommen muss, nicht auf die ‚Problematik der Flüchtlingsfrage‘ reduzieren. Es bedarf immer wieder der erneuten Diskussion und Selbstwahrnehmung der eigenen Vorurteile und eines Bewusstwerdens der eigenen Ängste.“
Pater Schneiders wünscht sich: „Nehmen wir doch diesen Gedenktag als Anlass, aus der Vergangenheit zu lernen und mit wachsamem Herz der Gegenwart und Zukunft entgegenzutreten.“
(25.01.2018 / GC)
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