Prof. Dr. Manfred Probst: Ein Mann der Forschung und Lehre

Die Seligsprechung von Pater Richard Henkes war ihm ein Herzensanliegen

Viele Priester der Pallottiner waren oder sind noch hierzulande als Pfarrer in der Seelsorge tätig, andere kommen in Übersee dem Auftrag ihres Gründers Vinzenz Pallotti nach. Und da gibt es noch die Geistlichen in Forschung und Lehre. Einer von ihnen ist der emeritierte Professor Dr. Manfred Probst, der 60 Jahre an Hochschulen wirkte. Darüber hinaus wurde er einem größeren Personenkreis als Biograf und Postulator von Pater Richard Henkes bekannt. Seit März dieses Jahres lebt Pater Probst in Limburg.

18 Jahre für die Seligsprechung

Ein „Postulator“ ist ein Priester, der in einem Selig- oder Heiligsprechungsprozess Erkenntnisse über Leben und Werk der betreffenden Person zusammenträgt. Diese Tätigkeit hatte im November 2018 zur Anerkennung durch Papst Franziskus und der ersten feierlichen Seligsprechung im Limburger Dom geführt.

Seit 2001 hatte Pater Probst 18 Jahre lang für die Seligsprechung gearbeitet und geforscht, das Leben und Wirken des aus Ruppach im Westerwald stammenden Mitbruders wie ein Mosaik zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Henkes war im sogenannten Dritten Reich als Gegner der Nazi-Ideologie wegen seines mutigen Eintretens für das christliche Menschenbild am 8. April 1943 in Ratibor (Schlesien) von der Gestapo verhaftet und im KZ Dachau interniert worden. Dort kümmerte er sich intensiv um an Typhus erkrankte Mitgefangene und verstarb am 22. Februar 1945. Er gilt als „Märtyrer der Nächstenliebe“. Manfred Probst hatte die „Causa Henkes“ mit viel Herzblut, Fleiß und Akribie vorangetrieben.

Seit 1968 Freunde in Tschechien

Nach dem ersten Jahr seines Doktoratsstudium in Münster hatte Probst mit dem Madrigalchor der Universität die tschechische Stadt Pilsen besucht. Es war der Beginn einer langjährigen Freundschaft. Während der Besuche erfuhr er von dem Leid der tschechischen Gefangenen in Dachau. Dort waren auch mehrere Pallottiner interniert, von denen zwei starben; einer davon war Richard Henkes. Pater Probst pflegt seit 1968 Kontakte nach Tschechien. So lud er 1995 zum 50. Todestag von Pater Henkes den Bischof von Pilsen, Frantisek Radkovsky, zur Gedenkfeier in die Philosophisch Theologische Hochschule in Vallendar ein. Mit seinem Ausspruch „den Mann müsst ihr heilig sprechen lassen“, hatte der Bischof den Impuls für das Seligsprechungsverfahren gesetzt.

In seinem Buch „Glaubenszeuge im KZ Dachau“, erzählt Prof. Probst das Leben und Sterben des Pallottinerpaters Richard Henkes (1900-1945), gestützt auf die heutigen Erkenntnisse und Zugänge der Forschung, verbunden mit dem Wunsch Henkes: „Du sollst ein Segen sein“. Zwei Tage nachdem der Limburger Bischof Dr. Franz Kamphaus am 25. Mai 2003 in einer Vesper in der Pallottinerkirche St. Marien die Eröffnung des diözesanen Erhebungsverfahrens zum Seligsprechungsprozess verkündete, transportierte Probst gemeinsam mit Pater Norbert Hannappel die Kiste mit den Akten in einem Lieferwagen in den Vatikan zur „Kurienkongregation für die Selig- und Heiligsprechungen“, eine Behörde der römischen Kurie.

Ich stamme aus einem „Pallottinerdorf“

Manfred Probst erblickte in der Moselgemeinde Ediger/Landkreis Cochem-Zell als drittes von sieben Kindern das Licht der Welt. Zwei Geschwister starben im frühen Kindesalter. Der Vater, Anstreicher und Maler, fiel im Zweiten Weltkrieg auf der Krim. Den Soldatenfriedhof hatte er noch vor über zehn Jahren besucht. „Ediger war ein Pallottinerdorf“, erinnert sich der heute 83-Jährige. Allein acht junge Frauen dort hätten sich den Pallottinerinnen in Limburg angeschlossen. Nach Kriegsende 1945 wurde Probst eingeschult. Pallottinerpatres, die Familien in seiner Heimatgemeinde besuchten, hätten ihm den Weg an das Vinzenz-Pallotti-Kolleg in Rheinbach vermittelt, wo er am Gymnasium das Abitur bestand. Vier von zehn Absolventen hätten sodann in Vallendar studiert, erinnert er sich. 1962 legte er sein Versprechen (Profess) ab, vier Jahre später wurde er zum Priester geweiht. Nach der Promotion in Münster folgte an der Hochschule Trier seine Habilitation.

Berater der Liturgiekommission

Nach dem II. Vatikanischen Konzil (1962 bis 1965), das für frischen Wind und Veränderungen in der Katholischen Kirche sorgte, ging Dr. Probst die praktische Umsetzung zu langsam. Gemeinsam mit zwei weiteren Promovierten, dem Priester Dr. Heinrich Plock und dem Laien Dr. Klemens Richter, machte er sich an die Arbeit und gab Bücher über die reformierte Liturgie heraus, damit diese entsprechend umgesetzt werden konnte. „Wir waren die Vorläufer. Die offiziellen Bücher wurden erst ein paar Jahre später aufgelegt“, berichtet Probst, der in den siebziger Jahren als Berater der Liturgiekommission der Deutschen Bischofskonferenz berufen wurde. Zehn Jahre hatte er dort mitgewirkt.

Auf Reisen hatte er auch die afrikanische Liturgie in Kamerun kennengelernt und darüber eine Abhandlung verfasst. Die Liturgie, sprich: die christlichen Rituale zur Verehrung Gottes, die Ordnung der religiösen Feiern wie auch die Gestaltung des Kirchenjahres und die Spendung der Sakramente, war die Stärke des Wissenschaftlers. Seine Ritualienforschung, in denen die Kirche ihre Abläufe darstellt, hat Prof. Probst in einem Buch veröffentlicht.

Lebhaft erinnert sich der Senior an den ersten großen Ausflug seines Lebens, der ihn mit dem Münsteraner Madrigalchor 1968 nach Japan und andere asiatische Staaten führte. Der damalige Bundespräsident Heinrich Lübke hatte mit seinem Besuch im Jahr zuvor diese Länder populär gemacht. Kontakte und der Austausch mit Menschen wie mit früheren Klassenkameraden, mit einem älteren Bruder und einer jüngeren Schwester, fallen Pater Probst heute zunehmend schwerer. So fiel ihm auch der Abschied von seiner Wirkungsstätte in Vallendar nicht leicht, der im März dieses Jahres als Folge einer Erkrankung mit dem Umzug ins Limburger Mutterhaus erforderlich wurde. Das hindert den Senior aber nicht daran, sich nach wie vor mit politischen wie auch kirchenpolitischen Themen auseinanderzusetzen.

Bericht und Foto: Dieter Fluck

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