75. Todestag des Seligen Richard Henkes

Reliquien in der Pallotti-Kirche in Friedberg

Am 22. Februar 1945 starb im KZ Dachau P. Richard Henkes. Er hatte sich freiwillig in einen Quarantäne-Block einschließen lassen, um todkranke Mitgefangene zu pflegen. Er infizierte sich mit Typhus und erlag dem Leiden.

Ein Märtyrer der Nächstenliebe
Das passte in die Linie seines Lebens, das gekennzeichnet war vom Widerstand gegen das Menschenbild des Nationalsozialismus. Der Priester und Seelsorger trat mutig für die Würde jedes Menschen ein, ob gesund oder krank, ob Deutscher oder nicht. An seinem letzten Wirkungsort, Strandorf im Hultschiner Ländchen, hatte er begonnen, Tschechisch zu lernen, um bei den Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen vermitteln zu können. Im KZ lernte er weiter Tschechisch, kümmerte sich um tschechische Mitgefangene, weil er nach dem Krieg wieder in dem Grenzgebiet arbeiten wollte. Dazu kam es nicht.

Asche und die Erinnerung sind geblieben
Durch Bestechung und Beziehung konnte man erreichen, dass die sterblichen Überreste von P. Henkes einzeln eingeäschert wurden. Die Asche kam über Freising nach Limburg und wurde dort am 7. Juni 1945 auf dem Pallottiner-Friedhof beigesetzt.
Im Zuge der Vorbereitung auf die Seligsprechung wurde die Urne am 30. April 2019 im Beisein von Bischof Georg Bätzing und Provinzial, P. Helmut Scharler, feierlich erhoben und geöffnet. Sie barg nicht nur Asche, sondern auch kleine Knochenreste, die ein vereidigter Arzt sichtete und zuordnete.

Orte des Verehrens und Gedenkens
Für die Seligsprechung am 15. September 2019 im Limburger Dom wurde eine Reliquie in einem Reliquiar aus dem 19. Jahrhundert gefasst und zur Verehrung im Dom aufgestellt.
Zwei Reliquien besitzt nun auch die Pallotti-Kirche in Friedberg, die Kirche des Provinzialates der deutsch-österreichischen Pallottiner-Provinz. In der Kirche gibt es drei Schiefertafeln, die an die Pallottiner erinnern, für die ein Seligsprechungsverfahren läuft: P. Franz Reinisch, der den Fahneneid auf Hitler verweigerte und deshalb am 21. August 1942 hingerichtet wurde. Er wird verehrt als „Märtyrer des Gewissens“. Bischof Heinrich Vieter, der die katholische Mission in der damaligen deutschen Kolonie Kamerun aufbaute. Er wird verehrt als „Vater des Glaubens“. Und eben P. Richard Henkes, verehrt als „Märtyrer der Nächstenliebe“.

Neues Wandreliquiar des Seligen Pater Richard Henkes in der Pallotti-Kirche Friedberg

Kunst und Liturgie bewahren die Botschaft
Unter diesen drei Gedenksteinen sind Kästchen aus Edelstahl angebracht; die Anordnung ist vom Coenacel-Bild der Kirche inspiriert. Das Gefäß unterhalb des Erinnerungssteines an P. Henkes birgt seit dem 21. Februar eine Reliquie des neuen Seligen. Der 21. Februar ist sein liturgischer Gedenktag. Am Freitag, dem 21. Februar 2020, feierten viele Gläubige zusammen mit den Pallottinern Eucharistie in der Pallotti-Kirche. Zum ersten Mal wurden die liturgischen Texte des Gedenktages verwandt. Zum ersten Mal wurde an der Verehrungsstätte, eben an der neuen Reliquie, gebetet. Zum ersten Mal segnete der Rektor, P. Alexander Holzbach, mit dem neuen Segens-Reliquiar.

Neben der „festen“ Reliquie besitzt die Pallotti-Kirche nun auch ein Segens-Reliquiar. Geschaffen wurde es von der Augsburger Silberschmiedin Petra Weidich, die in der Traditionsfirma Dochtermann arbeitet. Da die Pallotti-Kirche ein „allansichtiges“ Reliquiar erfordert, die Bestuhlung also keine Schau- und Rückseite duldet, ließ sich die Künstlerin von der Tradition der gotischen Turmreliquiare leiten. Hier darf man auch an die Wachtürme in Dachau denken. Das Geflecht aus Silberdraht erinnert an die Zäune in Dachau und zugleich nimmt es die liegende Acht aus der Pallotti-Kirche auf, das Zeichen der Unendlichkeit Gottes. Deses Drahtgeflecht umgibt einen in Zwiesel aus rotem Glas gegossenen Block, der die Reliquie enthält. Das Rot verweist sowohl auf das Martyrium von P. Henkes als auch auf das Coenacel-Bild der Kirche.

Reliquiar mit einer Reliquie von Pater Richard Henkes
Reliquiar mit Reliquie des Seligen Pater Richard Henkes

Reliquien sind Hoffnung und Ermutigung
P. Alexander Holzbach verwies in seiner Ansprache auf die Tradition der Kirche, „in deren Anfängen man sich gerne an den Gräbern der Märtyrer zur Eucharistiefeier versammelt hat, über den Gräbern Altäre errichtete bzw. im Altarstein Reliquien barg. Ausdruck der Gemeinschaft der Heiligen, von der wir im Credo sprechen. Hoffnung, durch ihr Vorbild für die eigene Nachfolge Christi beflügelt und gestärkt zu werden. Hoffnung, in ihnen Fürsprecher im Himmel zu haben.“ Und er zitierte einen Satz aus einem Brief von P. Henkes aus Dachau: „Ich gehe auch hier meinen Weg mit Gott!“
P. Holzbach weiter: „Wenn wir hier und heute und in Zukunft den Seligen Pater Richard Henkes verehren, dann heißt das: Auch wir wollen unseren Weg weiter mit Gott gehen, komme, was da wolle. Und wir sind dankbar für jedes Zeichen der Ermutigung – auch das will die Reliquie sein – für jedes Weggeleit von Brüdern und Schwestern der Vergangenheit und der Gegenwart – derer, die gestern waren und aller, die heute mit uns auf dem Weg sind.“

Erstmalige Segnung mit dem Segens-Reliquiar zum 75. Todestag von Pater Richard Henkes
Predigt von Pater Alexander Holzbach SAC am 75. Todestag von Pater Richard Henkes
Die Gläubigen bestaunen das neue Turmreliquiar
Pater Holzbach mit der Silberschmiedin Petra Weidich in der Pallotti-Kirche Friedberg
Was ist ein Reliquiar - Dokumentation von katholisch1.tv

In ihrem Beitrag „Reliquienkünstlerin“, vom 2. März 2020, berichtete der Sender „Katholisch1.tv“ aus dem Bistum Augsburg, wie das Reliquiar mit Pater Richard Henkes Reliquie von der Augsburger Silberschmiedin Petra Weidich künstlerisch entworfen und handwerklich gestaltet wurde:

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Text: Pater Alexander Holzbach
Bilder: Josef Eberhard
Video: katholisch1.tv
Kunstgewerbliche Werkstätte Dochtermann

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