Schauspieler Bruno Lehan spielt im Mainzer Landtag

100. Aufführung des Theaterstücks „Abgerungen“

Im Gespräch mit dem Schauspieler Bruno Lehan

Ende September 2024 fand die 100. Aufführung des Solotheaterstücks ABGERUNGEN mit dem Schauspieler Bruno Lehan in der Pallottikirche in Vallendar statt. Etwa 70 Besucher und Besucherinnen waren wieder beeindruckt von der Darbietung und auch dem Inhalt des Stückes. „Das war großartig“, haben wir im Anschluss von Vielen gehört.

Seitens der WeG-Initiative haben wir anlässlich der Aufführung mit Bruno Lehan gesprochen:

Bruno, das war jetzt deine 100. Aufführung. Man könnte meinen, dass es irgendwann Routine wird…

Ich habe das Stück jetzt 100 Mal gespielt und muss sagen, dass das eine tolle Erfahrung war. Jede weitere Aufführung macht das Stück noch reicher. Es ist immer noch atemberaubend, je nach Ort oder auch dem Mitgehen der Zuschauer. Es gibt sozusagen 99 Varianten des Stückes und es entwickelt sich für mich immer noch weiter.

Gibt es Aufführungen, die dir besonders im Gedächtnis geblieben sind?

Besonders erinnerungswürdig waren für mich von den 100 Vorstellungen, die jeweils ersten ihrer Art:

Zum Beispiel die Premiere in Dachau im Karmel in direkter Nachbarschaft zum ehemaligen Lagergelände. Sonja Kirst und ich sind nachmittags noch darüber spaziert und so hatte ich besonders starke Bilder im Kopf während des Spiels.

Die erste Vorstellung in der Polizeihochschule auf dem Hahn vor Studierenden zu Beginn ihres Studiums: Plötzlich bekam der Aspekt des Stücks „Würden Sie ihr Leben für andere aufs Spiel setzen?“ eine ganz praktische, greifbare Bedeutung.

Oder auch die erste Vorstellung in einem Gefängnis, im Seniorengefängnis in Singen am Bodensee. Hier bekam der Aspekt „Gefängnis“ und „eingesperrt sein“ ein ganz besonderes Schlaglicht.

Wenn ich das so höre, dann kommt es auch auf den Ort und das Publikum an. Du spielst ja unter ganz verschiedenen Gegebenheiten…

Ja, besonders spannend an diesem Stück und an den verschiedenen Aufführungsorten ist, dass ich mich oft in sehr kurzer Zeit mit den unterschiedlichsten Gegebenheiten arrangieren muss. Man weiß oft bis kurz vorher nicht, was einen erwartet, wie man den Raum am besten bespielt, welche Wirkung der Raum auf mich hat.

Besonders eindrücklich wurde das in der Gedenkstätte Hinzert im Hunsrück. Die Architektur des Bauwerkes hat mich als Spieler und ich glaube die Zuschauer ebenfalls in einer ganz bestimmten Art „gestimmt“ und diese Stimmung hat sich eindrucksvoll auf mein Spiel ausgewirkt. Solche Auswirkungen des Spielortes können natürlich auch in die andere Richtung ausschlagen, z. B. in der Art, dass das „Einfühlen“ in die Figur auch mal mit weniger Tiefe geschehen kann.

Boris Weber, der Autor des Stückes, der dich schon länger kannte, hatte dich ja gefragt, ob du das Stück spielen wolltest…

Ich habe mich damals vor 3 Jahren für das Stück entschieden, weil es meiner Art zu spielen in so einem Ein-Personen Kontext sehr entspricht. Dies gilt auch für die sehr klare direkte Rückmeldung der Zuschauer auf das, was ich tue – die kurzen persönlichen Begegnungen im Anschluss an die Vorstellung.
Aber ganz klar ist, dass man eine solche Produktion nicht ganz alleine machen kann, daher bin ich sehr dankbar für die Hilfe meiner jeweiligen Begleiter und Begleiterinnen aus dem Team der WeG-Initiative, die mit hohem Engagement bei der Sache sind. Bei mancher langen Fahrt im Auto ist schon das ein oder andere gute Gespräch entstanden.

Nun ist ja auch die „Hauptfigur“ des Stückes, Pater Richard Henkes, eine sehr eindrückliche Person. Gibt es da besondere Momente für dich?

Ja, da sind immer wieder solche „Henkesmomente“. Er musste beispielsweise immer wieder Entscheidungen treffen. Ich habe da auch für mich gemerkt: Man muss sich da auch einüben mit kleinen Entscheidungen, damit auch Großes gelingen kann. Es ist ein Vertrauen darauf, dass meine Entscheidungen immer stimmig sind, egal zu was sie führen. Die Entscheidungen, die mich prägen, liegen teilweise schon lange zurück, aber es ist gut, im Nachhinein zu sehen, dass es im Ergebnis gut ist und ich stimmig mit mir selbst bin.

Bruno, wir haben dir schon im Anschluss an die Aufführung mit dem Publikum gedankt. Auch an dieser Stelle nochmals vielen Dank im Namen auch des ganzen Teams. Wir freuen uns auf noch viele weitere Vorstellungen mit dir.

Interwiew: Andrea Windirsch, Presse und Öffentlichkeitsarbeit der WeG-Initiative
Danksagung für 100 Aufführungen: Sonja Kirst und Pater Hubert Lenz
Fotos: WeG-Initiative; Hochschule der Polizei (Polizei); Jacqueline Geib (Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert), Landtag Rheinland-Pfalz (Landtag)

Berichte zu den 100 Aufführungen von ABGERUNGEN

Hier finden Sie eine Vielzahl von Einzelberichten zu einzelnen Aufführungen des Solotheaterstücks ABGERUNGEN und zum Engagement der Stiftung HALTUNG HEUTE.

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