Pater Benno Schator: Der Pallottiner mit dem Uhrentick

Nach schrecklichem Krieg Seelsorger geworden

„Es war Ende Januar 1945, acht Monate vor Kriegsende. Russen kamen in unser Dorf in Ostpreußen. Sie hatten alles mutwillig zerstört. Anfang Juni haben sie unsere Mutter vor unseren Augen im Schlafzimmer erschossen. Der Vater war irgendwo im Krieg. Wir drei Kinder standen alleine. Dann sind die Polen bei uns eingezogen. Wir sind zu ihnen betteln gegangen. Zwei Jahre hatte ich keine Schule besucht.“ Benno Schator berichtet aus seiner schweren Kindheit. Doch der Herrgott hat ihn begleitet. Von guten Mächten wunderbar geborgen war es ihm vergönnt, Priester zu werden.

Nach vielen Einsätzen eines arbeitsreichen Lebens ist der Pallottiner im Herbst vorigen Jahres nach Limburg zurückgekehrt, wo er dereinst dreieinhalb Jahre als Kaplan in der Pfarrei St. Marien wirkte. Im 86. Lebensjahr angekommen, ist er „der Neue“, der mit den anderen Geistlichen des Klosters die heilige Messe feiert.

Zweimal Glück

Pater Schator erblickte auf einem Bauernhof in Regerteln, einer heute polnischen Gemeinde im früheren Landkreis Heilsberg, als ältestes von drei Geschwistern das Licht der Welt. „Es war eine heile Welt mit einer schönen alten Dorfkirche, bis der schlimme Krieg hereinbrach“, erinnert er sich, und dass sich die Familie auf einem Nachbarhof versteckte. „Als wir nach dem Tod der Mutter alleine standen und auch kein Vieh mehr da war, hatten wir das Glück, dass sich uns eine evangelische Frau annahm, die aus Königsberg in unser Dorf evakuiert wurde. Das zweite Glück war das Lebenszeichen unseres Vaters“, berichtet der Geistliche.

„Vater war 1946 aus russischer Gefangenschaft östlich von Berlin entlassen worden und hatte einen Brief an die beiden Tanten im Nachbardorf geschrieben. 1947 sind wir dann bei den letzten Deutschen mit polnischen Holzwagen mit unbekanntem Ziel losgezogen. Abends wurden wir in Heilsberg in Güterwagen verladen. Von dort ging es gegen Westen. Vater hatte uns suchen lassen. In Barrien südlich von Bremen hatten wir ihn wiedergetroffen.“ Dort kam über einen angehenden Pallottiner Bennos Kontakt zu der Ordensgemeinschaft zustande.

Feuer und Flamme für die Pfadfinder

Benno bestand die Aufnahmeprüfung zur Mittelschule. Nach einer vorübergehenden Bleibe in Remagen, wo sein Vater Verwalter eines neu errichteten Gutshofs war, wurde die Familie in Bad Breisig in einer Vertriebenensiedlung heimisch, wo heute noch sein Bruder und seine Schwester wohnen. 1951 fuhr er nach Rheinbach, besuchte das Hermann-Josef-Kolleg der Pallottiner, bestand das Abitur, studierte Theologie an der Hochschule in Vallendar und wurde dort am 18. Juli 1965 zum Priester geweiht.

Seine Jugendarbeit für die Pfadfinder-Bewegung lag ihm von Beginn an am Herzen. Während seiner Zeit als Kaplan in Limburg widmete er dieser Aufgabe viel Zeit als Pfadfinder-Kurat. Im Limburger Missionshaus wirkte er von 1965 bis 1970, danach drei Jahre als Mitarbeiter des Kollegs in Rheinbach, wo er gleichzeitig als Religionslehrer in der dortigen Hauptschule unterrichtete. Er war Kaplan in Vallendar und Urbar und entdeckte sein besonderes botanisches Interesse für Bäume und Sträucher.

Rückkehr in die alte Heimat

Seine alte Heimat, die er als Neunjähriger verlassen musste, ließ Pater Schator nicht ruhen. Er reiste mit Jugendlichen in einer Ferienfreizeit ins frühere Ostpreußen, um ihnen seinen Geburtsort Regerteln und das Ermland zu zeigen. 1993 übernahm er die Pfarrei Obervelchede bei Olpe, aktivierte das Gemeindeleben und sang im Chor mit. 1996 wechselte der Geistliche in die bayerische Pfarrei Alzenau-Kälberau bis er 2002 im Alter von 65 Jahren die Gemeinde „Maria Himmelfahrt“ in Hamburg-Rahlstedt übernahm. Dort wurde er Pfadfinder-Kurat und empfand es als glückliche Fügung, wieder in der Jugendarbeit tätig zu sein. Seit 2006 war er Seelsorger im Seniorenzentrum Elisabethhaus in Farmsen und zelebrierte als Pensionär ab 2012 fast täglich Gottesdienste im Kinderkrankenhaus Wilhemsstift in Rahlstedt.

Ich habe einen Uhrentick

Es wurden fast 20 Jahre in Pfarreien der Hansestadt bis er nun als Senior nach Limburg zurückgekehrt ist, wo noch zwei Mitbrüder aus seinem Weihejahrgang leben. Nach seinen Leidenschaften befragt, sagt Pater Schator: „Ich gebe zu, dass ich einen Uhrentick habe.“ Seine Sammlung sei aber nicht mehr so umfangreich und viele Exemplare besitze er als Zierde.

Bericht und Bilder: Dieter Fluck

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