Die Zentralbibliothek der Minoriten in Wien

Zum Welttag des Buches am 23. April 2025 besuchen wir eine besondere Bibliothek

Mitten in Wien liegt eine der bemerkenswertesten Bibliotheken des Landes: Fünf Bibliotheken unter einem Dach – vom mittelalterlichen Handschriftenschatz bis zur modernen Literatur. Sie beherbergen rund 45.000 Bücher und ein musikalisches Kulturerbe von Weltrang. Zum Welttag des Buches am 23. April 2025 öffnen wir die Türen der Zentralbibliothek der Minoriten.

Hinter barocken Mauern und schweren Holztüren, gegenüber dem Alten AKH in Wien, liegt die Zentralbibliothek der Minoriten – fünf Bibliotheken, in getrennten Räumen in Originalmöbeln bewahrt. Jede von ihnen erzählt ihre eigene Geschichte – und doch ergeben sie zusammen ein beeindruckendes Zeugnis klösterlicher Wissenskultur. Ihr Bestand, etwa 45.000 Bücher, einige davon über 500 Jahre alt, werden gerade Band für Band katalogisiert.

Zentralbibliothek der Minoriten in Wien

Eine Reise durch Zeit und Raum

Der Konvent der Minoriten befindet sich heute im 8. Wiener Gemeindebezirk. Doch ursprünglich lag er – wie für Minoritenkonvente üblich – mitten in der Stadt, nahe der auch heute noch bestehenden Minoritenkirche am Minoritenplatz. Bereits 1224 kamen die ersten Minoriten nach Wien. Dieser Orden war eng mit dem Kaiserhaus verbunden – als Beichtväter, Hofpfarrer und Professoren der 1365 gegründeten Universität Wien.

Doch im Jahr 1784 zwangen die Reformen von Kaiser Joseph II. viele Ordensgemeinschaften, ihre Stadtkonvente aufzugeben. Die Minoriten zogen in das ehemalige Trinitarierkloster („Weißspanier“) in der Alservorstadt um – direkt gegenüber dem neu gegründeten Allgemeinen Krankenhaus. Dort übernahmen sie die Seelsorge für die Patient:innen des Krankenhauses und die Bewohner:innen der neu errichteten Pfarre Alservorstadt.

Zentralbibliothek der Minoriten in Wien

Fünf Bibliotheken, ein Ort

Mit dem Konvent zog auch die Klosterbibliothek in die Alservorstadt um. Zwei prachtvolle Räume im ersten Stock wurden ihr neues Zuhause. Sie enthalten den historischen Altbestand des Klosters. Im 20. Jahrhundert gab es bedeutende Zuwächse:
1969 kam die historische Bibliothek aus Neunkirchen dazu, die ebenfalls im zweiten Stock aufgestellt wurde.
1974 wurden die Bibliotheken der Minoritenklöster Asparn und Graz-Mariahilf in die Zentralbibliothek überstellt und in ihren originalen Bücherregalen im zweiten Stock aufgestellt.

Alte Schätze, zeitgemäße Methoden

Wer glaubt, eine historische Bibliothek sei ein staubiger Ort, irrt: Hinter den Kulissen herrscht Hochbetrieb: Die Bücher werden mit zeitgemäßer Bibliothekssoftware erschlossen, Raumklima und Schädlingsbefall streng kontrolliert. Stichwort: „Integrated Pest Management“ (IPM) – eine Methode, die dem Schutz der wertvollen Bestände dient indem sie hilft, mögliche Schäden frühzeitig zu erkennen.

Zentralbibliothek der Minoriten in Wien

KOBi – der „Katalog der Ordensbibliotheken“

Die Erschließung der rund 45.000 Bücher erfolgt mit dem „Katalog der Ordensbibliotheken“, kurz KOBi genannt. Dabei handelt es sich um einen Bibliotheksverbund, der auf der etablierten Open-Source-Software Koha basiert. Entwickelt wurde KOBi vom Bereich Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordenskonferenz in Zusammenarbeit mit der Bibliothek der Erzabtei St. Peter in Salzburg und dem ehemaligen Bibliothekar der Minoriten. Seit 2020 ist der Verbund online zugänglich. Aktuell gehören acht Ordensbibliotheken dazu – darunter auch die Zentralbibliothek der Minoriten in Wien sowie die Konventbibliothek der Franziskaner-Minoriten in Fribourg in der Schweiz.

Ein musikalisches Weltkulturerbe

Besonders hervorzuheben ist das Musikarchiv der Minoriten. Es umfasst kirchenmusikalische Werke des 17. und 18. Jahrhunderts, darunter eine einzigartige Sammlung von Musikalien des Minoritenpaters Alexander Giessel (1694–1766). Er war Regens Chori, Organist und Bassist an der Wiener Minoritenkirche – und Schüler des berühmten Hofkomponisten Johann Joseph Fux.

Giessel stand in engem Kontakt mit weiteren bedeutenden Komponisten seiner Zeit, wie Gottfried Muffat und Karl Georg Reutter. Seine Sammlung gibt einen einzigartigen Einblick in das musikalische Repertoire rund um die Wiener Hofkapelle. Kein Wunder also, dass dieser Bestand Ende 2024 in das „Memory of the World“-Register der UNESCO aufgenommen wurde.

Das kulturelle Erbe der Minoriten liegt in guten Händen: Die Bibliothek ist direkt dem Provinzial P. Bernhard Lang unterstellt und wird vom Bibliothekar Pol B. Edinger fachmännisch geleitet.

Zentralbibliothek der Minoriten in Wien

Bücher feiern – am Welttag des Buches

Jedes Jahr am 23. April wird weltweit der „Tag des Buches und des Urheberrechts“ gefeiert – ein Datum, das an die großen Schriftsteller William Shakespeare und Miguel de Cervantes erinnert, die beide an diesem Tag im Jahr 1616 starben. In Spanien entstand daraus die Tradition, Bücher zu verschenken. Auf Initiative der spanischen Regierung griff die UNESCO diese Idee auf und gründete 1995 den neuen Gedenktag.

Ein idealer Anlass also, um einen verborgenen Schatz mitten in Wien zu entdecken: die Zentralbibliothek der Minoriten. Mit ihren fünf Bibliotheken, 45.000 Büchern, seltenen Handschriften, Urkunden und musikalischen Kostbarkeiten ist sie ein Ort, an dem Vergangenheit lebendig bleibt – und Geschichten darauf warten, weitererzählt zu werden.

Beitrag: Elisabeth Mayr-Wimmer Österreichische Ordenskonferenz
Bilder: (c) ÖOK/emw & Victoria Posch
Quelle und Konktakt: ordensgemeinschaften.at

Ordensgemeinschaften in Österreich

Ordensgemeinschaften stellen einen wesentlichen und eigenständigen Teil der Katholischen Kirche in Österreich dar. Sie tragen Seelsorge und soziale Einrichtungen, unterhalten Schulen und Kindergärten, betreiben Kranken- und Bildungshäuser, halten kulturelles Erbe lebendig und leben gemeinsam ihr spirituelles Leben.

Zur Österreichischen Ordenskonferenz gehören 191 Ordensgemeinschaften mit derzeit 3.802 Ordensleuten. Dazu gibt es 189 Ordensschulen, 23 Ordensspitäler, 25 Exerzitien- und Bildungshäuser sowie 450 Archive und Bibliotheken.

Ordensgemeinschaften sind meist synodal verfasst, sie wählen ihre Verantwortungsträgerinnen und das auf begrenzte Zeit. Das Leben in Gemeinschaft und die Ausrichtung an den Ordensgelübden machen die Orden seit jeher frei, als Antwort auf gesellschaftliche und kirchliche Entwicklungen Neues zu erproben und Spuren in die Zukunft zu legen.

Quelle: ordensgemeinschaften.at

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