
"Da hat er nicht den Engel, sondern mich gesegnet"
Dankbare Erinnerungen aus dem Vorderen Bayerischen Wald
Steh auf und geh
so lautete das Motto der heutigen Sternwallfahrt nach Hofstetten zu den Pallottiner, die am 07.09. seit 100 Jahren in Hofstetten sind. Da ich die letzten Tage die Zeitschrift „Pallottis Werk“ erhalten habe, hab ich mir so meine Gedanken gemacht, seit wann mich die Pallottiner in meinem Leben begleiten.
Meine Mama konnte immer sehr gut kochen.
Ja, was hat das nun mit den Pallottiner zu tun? Meine Mama kam in den 50er Jahren nach Friedberg ins Pallottiheim und war da ungefähr ein Jahr in der Küche als Arbeitskraft. Ihre Schwester, die Tante Liesl, war auch da, sie hat „im Stock“ gearbeitet, so hat Mama es jedenfalls immer gesagt. Sie war also fürs Bettenmachen, und wahrscheinlich auch für die Sauberkeit der Zimmer zuständig. Mama musste dann wieder nach Hause nach Arrach, die Tante Liesl blieb in Friedberg, sie hatte sich in den Schneider Hermann Herbst verliebt, der auch im Pallottiheim gearbeitet hat. Die beiden haben dann geheiratet und später in Kissing gewohnt. In den 70er Jahren war ich mal mit meinen Eltern zu Besuch bei der Tante Liesl. Wir sind dann auch nach Friedberg gefahren. Was mir besonders am Pallottiheim in Erinnerung blieb, ist dieser Luftschutzkeller, wo die Türen mit so einer Leuchtfarbe umrahmt waren. Natürlich auch die vielen Lebensmittel, die da gelagert wurden für Notfälle. Für ein Kind alles sehr beeindruckend. Es gibt natürlich auch einige Fotos aus dieser Zeit. Wir haben sie immer wieder gerne angesehen. Die Mädchen, die damals da gearbeitet haben, haben sich alle die gleichen Dirndl genäht, und wurden damit auf einer Wiese fotografiert.


Als ich dann 1980 in der Sparkasse in Falkenstein zu arbeiten begonnen hab, kam fast täglich der Pater Reiß, um die Kontoauszüge zu holen. Ich seh ihn immer noch vor mir, wie er sich die Brille hochschiebt und genau hinschaut. Die Kontonummer vom Missionshaus Hofstetten weiß ich heute noch auswendig. 1982 ist dann meine Oma gestorben, auch da waren Pallottinerpater bei der Beerdigung da.
Dann hat es etwas gedauert, bis die Pallottiner wieder mehr für mich da waren. Es muss um das Jahr 2000 gewesen sein, als Pater Helmut Moosmann zu uns nach Arrach kam. Er war schon im Ruhestand, aber so ganz ruhig war er eigentlich nie. Für mich bleibt er immer gut aufgelegt und lächelnd in Erinnerung. Unvergessen sind auch die Feiern und Pfarrausflüge mit ihm. Die Heimfahrten waren dabei besonders schön, wir haben immer gesungen. Als er sich wegen seines Augenleidens von Hofstetten dann verabschieden musste und nach Immenstaad zog, hat er mir zum Abschied eine Tasche geben lassen. Zuerst hab ich gedacht, es wär ein Kalender für das neue Jahr drinnen. Aber es war ein Rosenkranz, der nun bei mir am Weihwasserkessel hängt, ein kleines Kreuz, das im Schlafzimmer hängt, und ein wunderschöner Block Briefpapier drinnen. Das Briefpapier benutze ich nun, um ihm hin und wieder mal einen Brief zu schreiben.
Zwei Predigten sind mir besonders im Gedächtnis geblieben. Eine hat er bei unserem Pfarrausflug zum Kloster Andechs gehalten, er konnte schon nicht mehr richtig sehen, geschweige denn lesen. Pater Johannes Wilhelmi hat ihn zum Ambo geführt und er hat uns dann eine Predigt über das eben gehörte Evangelium gehalten. Die zweite Predigt hielt er dann beim Gottesdienst vor der Weihnachtsfeier des Frauenbundes, dessen Gründung er angeregt hatte. Es war dasselbe Szenario, aber er hielt dabei eine Predigt über uns Frauen, so voller Lob und liebevoll, das ich das nie vergessen werde. Bleibt mir nur, ihm zu wünschen, dass es gesundheitlich so einigermaßen geht.
Pater Johannes Wilhelmi kam in mein Leben, nachdem ich 3 Tage zuvor die Nachricht erhalten hatte, dass ich Brustkrebs habe und operiert werden muss. Es müsste der 03.06.2007 gewesen sein, als er seinen ersten Gottesdienst bei uns hatte. Dabei wurde mir gleich klar: der passt. Nachdem ich im Krankenhaus von meiner Cousine ein Schutzengerl geschenkt bekommen hatte, wollte ich es nach meinem Krankenhausaufenthalt von ihm nach dem Abendgottesdienst am Donnerstag segnen lassen. Als er dann von der Mesnerin im Gespräch mitbekam, dass ich gerade eine OP hinter mir hatte, hat er nicht nur den kleinen Engel – den eigentlich nur so nebenbei – sondern vielmehr mich gesegnet. Er hat mir die Hände auf den Kopf gelegt, was ich so als Erwachsene noch nie erlebt hatte. Er war in der Zeit bei uns immer meine Tankstelle für die Seele, was er wahrscheinlich nicht geahnt hat. Durch die von ihm eingeführten Bibelabende habe ich als Erwachsene noch mal einen neuen Blick auf die Frohe Botschaft erhalten.
Im Missionshaus Hofstetten habe ich auch schon dreimal das Franziskuswochenende mit Schwester Ecclesia mitgemacht, immer ein Wohltat für Leib und Seele. Obwohl Hofstetten von uns nur 6 km weg ist, hab ich mich immer wie im Urlaub gefühlt.
Letztes Jahr war ich dann für ein Wochenende zu Gast auf dem Mönchsberg in Salzburg. Natürlich hab ich gleich nach dem Pater Alois Schwarzfischer gefragt, der ja aus Zell kommt. Er war so freundlich und hilfsbereit, da ich ja zum ersten Mal alleine in Salzburg war. Diese Tage auf dem Mönchsberg waren wirklich eine wunderbare Erholung für mich. Man ist mitten in Salzburg und doch ist auf diesem Berg eine Ruhe und Stille, die man sich fast nicht vorstellen kann.
Nachdem ich nun heute diese kleine Feier in Hofstetten gemeinsam mit meiner besten Freundin erleben konnte, hab ich mir gedacht, das sollte ich vielleicht mal als „Erzählgeschichte“ abschicken. Dabei ist mir erst so richtig bewusst geworden, wie lange mich doch die Pallottiner schon begleiten. Nun bleibt mir nur noch zu hoffen, dass es immer wieder Patres gibt, die den Weg nach Hofstetten und auch nach Arrach zur Aushilfe finden werden. Es wäre ein großer Verlust für unsere Gegend, wenn es die Pallottiner und Hofstetten nicht mehr geben würde.
Ob und wie viel sie nun von meiner Geschichte veröffentlichen, weiß ich nicht. Es muss ja auch nicht unbedingt in der Zeitschrift stehen, ich wollte Ihnen bloß mal mitteilen, wie lange mich die Pallottiner nun schon begleiten. Die Lage vom Missionshaus Hofstetten ist wirklich ein Traum, den wir Einheimischen oft übersehen, ich weiß ihn sehr wohl zu schätzen.
Erinnert hat sich:
Evi Fink aus Arrach

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