Den Pallottinern eng verbunden
Franz-Josef Schulenkorf erinnert sich
Es muss ca 1965 gewesen sein. Ich war damals um die zehn Jahre alt, als es an unserer Haustür in der münsterländischen Glockengießerstadt Gescher klingelte. Ein großgewachsener Mann mit einer Halbglatze stand da und hatte ein besonderes Anliegen. Er wusste, woher auch immer, dass er bei einer katholisch geprägten Familie vorsprach. Sein Auftrag war, einen Verteiler für das „Rosenkranzheft“ (das zeichen) zu finden, da die Verteilerin in der Glockenstadt aus Altersgründen ausschied. So hatte ich meine erste Begegnung mit dem Reisebruder Hans-Gerd Stüer von den Pallottinern, einem Orden, der mir bis dahin völlig unbekannt war. Das sollte sich jedoch schon recht bald ändern.
Pallottiner-Kaktus MIPALI
Ich übernahm die Aufgabe und brachte monatlich „das zeichen“ zu den Abonnenten, die in der ganzen Stadt verteilt wohnten, in die Häuser. Regelmäßig erhielt unsere Familie Besuch von Bruder Hans-Gerd. Irgendwann lud er mich ein (wahrscheinlich nicht uneigennützig) in den Osterferien mit ihm zum Provinzialat nach Limburg zu fahren. Für mich war das schon fast eine Weltreise. Allein vom Anblick des Limburger Doms von der Autobahn war ich fasziniert, aber auch von der Größe des Klosters. Da gab es die einzelnen Werk- und Wirkungsstätten: die Küche mit Bruder Toni aus dem Siegerland, die Schlosserei mit Bruder Klotz, die Gärtnerei, in der der Kaktus MIPALI (MIssionshaus PAllottiner Limburg) gezüchtet wurde, die große Druckerei und die Schreinerei, in der Bruder Karl Gerding aus meiner Nachbarstadt Coesfeld als Meister tätig war. Im Aspirat (ASP), das von Pater Franz Schiersch geleitet wurde, erhielten Jugendliche eine Ausbildung in den oben erwähnten Berufen. Sie lebten auch in dem angegliederten Wohnheim.
Ostertage im Limburger Missionshaus
Höhepunkt meines ersten Besuches war die Feier der Ostertage. Gemeinsam mit den Patres und Brüdern sollte oder besser gesagt durfte ich in die klostereigene St. Marien-Kirche einziehen. Noch in der Sakristei hieß es: „So kannst du nicht mitkommen! In Windeseile wurde ein, mir Jüngling passender, Habit besorgt, den ich über meine Zivilkleidung streifte. So ausstaffiert ging es unter den brausenden Orgelklängen zum Festgottesdienst in die Kirche. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich versuchte, das klösterliche Leben, so gut es mir als 13, 14-jähriger gelang, einzuhalten. Dazu zählten die täglichen gemeinsamen Gebete, aber auch das gemeinsame Essen im Refektorium.
Schon früh hatte ich eine gute Beziehung zu Pater Franz Schiersch, Pater Heinz Perne, Bruder Karl Gerding und natürlich Bruder Hans-Gerd Stüer.
Auf großer Fahrt mit den Pallottinern
Immer wieder besuchte ich das Missionshaus und verbrachte dort unter den Fittichen von Bruder Gerding meine Ferien. Nicht vergessen werde ich das Zeltlager der Aspiranten mit Bruder Klotz in Vallendar. Wir besuchten die Hl. Messe im dortigen Priesterseminar. Eine ältere Frau fragte, was denn das „ASP“ auf unseren Hemden bedeute. Die prompte Antwort des Aspiranten Heinz Schneider: „Amerikanische Schutzpolizei!“ 1972 ging es mit den Pallottinern auf große Fahrt: In der englischen Hauptstadt London betreuten die Pallottiner die deutsche Gemeinde. Eine Gruppe von ca. 25 Jugendlichen machte sich auf den Weg über den Ärmelkanal (Calais / Dover) auf die Insel. Hier wurden wir von Pater Wilfried Systermanns begrüßt. Nach einigen Tagen Sight-Seeing in London ging es weiter nach Schottland in die Highlands.
Der singende Gitarrist Gottes
Ein Pater muss ganz besonders erwähnt werden: der singende Gitarrist Gottes, wie Pater Heinz Perne in der Presse genannt wurde. Ich gehörte damals der CAJ (Christliche Arbeiterjugend) in meiner Heimatstadt an. Wir luden Pater Perne zu einem Konzertabend ein, die er gerne annahm. Ordentlich wurde die Werbetrommel gerührt und so konnte Pater Perne seine schönsten Lieder einem großen Publikum vortragen. Seine Schallplatten, die allesamt im klostereigenen Studio UNION, das sich unterhalb der Marien-Kirche befand, aufgenommen wurden, höre ich heute noch gern.
Einmal Limburg - immer wieder Limburg
„das zeichen“ wird von mir schon seit mehr als 45 Jahren nicht mehr ausgetragen. Die damaligen Abonnenten leben lange nicht mehr, doch „der Draht“ zum Missionshaus in Limburg existiert noch immer. Befahre ich die A 3 so muss ich einfach die Abfahrt Limburg-Süd nehmen und schauen, was auf dem Klostergelände passiert bzw. passiert ist. Und das ist eine ganze Menge: Die Werkstätten, die Druckerei, die Ökonomie: alles ist weg. Geblieben ist der Friedhof auf dem die Gräber zahlreicher werden. „Ach ja: da liegt der und der, und den kannte ich auch!“ sage ich dann zu meiner Frau. Was bleibt sind die Erinnerungen. Und da kann ich immer noch auf mein umfangreiches Fotoarchiv zurückgreifen.
Ich freue mich stets, wenn der Postbote das druckfrische „Pallottis Werk“ ins Haus bringt. Auch das Internet bringt immer wieder Neuigkeiten.
Nach wie vor fühle ich mich den Pallottinern eng verbunden und wünsche ihnen für die Zukunft alles Gute und vor allem Gottes Segen bei ihrem Wirken.
Erinnert hat sich: Franz-Josef Schulenkorf aus Gescher, von ihm stammen auch die Bilder. Die „historischen Fotos“ sind aus dem Archiv der Pallottiner, die Fotos von den Werkstätten und von St. Marien stammen von Tom Wittkemper.
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