Vor 79 Jahren wurde Pater Franz Reinisch geköpft
"Wenn ich einmal oben bin, werde ich manche Rose auf die Erde werfen."
Am 7. Juli 1942 wurde Pater Reinisch vom deutschen Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und am 21. August 1942 in Brandenburg durch das Fallbeil hingerichtet. Schon bald nach seiner Hinrichtung wurde Pater Reinisch als „Märtyrer des Gewissens“ bezeichnet und verehrt.
Als Märtyrer soll er auf Antrag unserer Pallottiner-Provinz seliggesprochen werden. Der Bischof von Trier hat dieses Anliegen aufgegriffen und das „Nihil obstat“ des Heiligen Stuhles für die Einleitung eines Seligsprechungsverfahrens eingeholt.
Ein Teil der Kirche irrte und versündigte sich
„Vereidigung ist Gottesdienst“, ließ im Herbst 1938 der katholische Mannheimer Militärpfarrer verlauten und für den feierlichen Treueschwur der Rekruten dort auf dem Schlosshof einen Altar aufbauen. „Du wirst und kannst diesen Schwur dem Führer mit Vertrauen schwören!“, so suchte er dem Nachwuchs der deutschen Wehrmacht etwaige Skrupel zu nehmen. „Der Führer weiß aus eigenster Erfahrung, was Krieg ist und heißt; er wird nicht spielen mit deinem Leben, das ihm verschworen ist.“ Und der Pfarrer fuhr fort: „Du wirst und kannst diesen Schwur mit Freuden leisten, weil du des Führers Parole kennst: Gegen den teuflischen Bolschewismus! Für unser liebes Vaterland, sein Recht, seinen Ruhm und seine Ehre!“
Drei Jahre vorher hatte der Freiburger Erzbischof Conrad Gröber – ein Exponent jener Fraktion der deutschen Bischöfe, die sich mit den Nazis zunächst zu arrangieren suchte und später auf diplomatischen Protest statt auf lauten öffentlichen Widerstand setzte – einen „übertriebenen und kraftlosen Pazifismus“ verdammt, „der im Krieg als solchem etwas Unerlaubtes und Widerchristliches erblickt und dem Unrecht die Herrschaft überlässt. Die katholischen Theologen haben immer den gerechten Krieg vom ungerechten Krieg unterschieden und es niemals in den Urteilsbereich des einzelnen mit seinen Kurzsichtigkeiten und Gefühlsstimmungen gelegt, im Kriegsfalle die Erlaubtheit oder das Unerlaubtsein zu erörtern, sondern die letzte Entscheidung der rechtmäßigen Obrigkeit überlassen.“
Es schien alles so einfach und klar. Millionen treuer Katholiken glaubten Hitler und seiner braunen Gefolgschaft vertrauensvoll die guten Absichten, zogen reinen Gewissens für ihn in den Krieg, verziehen ihm das, was von Judenhatz, Massakern und KZs an die Öffentlichkeit drang, bereitwillig als unangenehme Begleiterscheinung beim mühevollen Werk der nationalen Erneuerung: Bischöfe, Theologen, Gemeindepfarrer, Kanzelredner, Religionslehrer hatten sie ja in ihrer übergroßen Mehrheit ermutigt, die Zweifel beiseite zu lassen und freudig ihre Pflicht zu tun.
Ganz wenige Querköpfe aber waren nicht bereit, sich das selbstständige Denken austreiben und die persönliche Verantwortung abnehmen zu lassen. Gegen den übermächtigen Druck der öffentlichen Meinung, gegen den Zwang des „man macht das jetzt eben so“, gegen das ständige Trommelfeuer von guten Ratschlägen, freundlichen Ermunterungen und finsteren Drohungen von allen Seiten brachten sie es fertig, ihr Gewissen entscheiden zu lassen. Ließen sich auslachen, terrorisieren, im schlimmsten Fall einsperren und töten. Einer von ihnen war der aus Tirol stammende Priester Franz Reinisch.
Es gibt keinen „gerechten“ Krieg – Nie wieder Krieg!
„Jeder Krieg hinterlässt die Welt schlechter, als er sie vorgefunden hat. Krieg ist ein Versagen der Politik und der Menschheit, eine beschämende Kapitulation, eine Niederlage gegenüber den Mächten des Bösen. Halten wir uns nicht mit theoretischen Diskussionen auf, sondern treten wir in Kontakt mit den Wunden, berühren wir das Fleisch der Verletzten. Schauen wir auf die vielen massakrierten Zivilisten als „Kollateralschäden“. Fragen wir die Opfer. Achten wir auf die Flüchtlinge, auf diejenigen, die unter atomarer Strahlung oder chemischen Angriffen gelitten haben, auf die Frauen, die ihre Kinder verloren haben, auf die Kinder, die verstümmelt oder ihrer Kindheit beraubt wurden. Achten wir auf die Wahrheit dieser Gewaltopfer, betrachten wir die Realität mit ihren Augen und hören wir ihren Berichten mit offenem Herzen zu. Dann können wir den Abgrund des Bösen im Innersten des Krieges sehen, und es wird uns nicht stören, als naiv betrachtet zu werden, weil wir uns für den Frieden entschieden haben.“
Papst Franziskus
Quelle: Enzyklika Fratelli Tutti (261.)
Keinen Eid für einen Verbrecher
Franz Reinisch kam am 1. Februar 1903 als zweites Kind einer österreichischen Beamtenfamilie in Feldkirch zur Welt. Er besuchte eine Franziskanerschule. Zunächst studierte er Jura in Innsbruck und Gerichtsmedizin in Kiel. In Kiel fasste er den Entschluss, Priester zu werden. 1923 begann er das Studium der Theologie und Philosophie. Zwei Jahre später trat er in das Priesterseminar in Brixen ein. Dort schloss er rasch Freundschaft mit dem Pallottinerpater Richard Weickgenannt SAC. Über ihn kam er nach seiner Priesterweihe 1928 zu den Pallottinern.
Am 3. November 1928 trat er in das Noviziat in Untermerzbach ein. Nach seiner Profess wirkte er als Lektor der Philosophie in Untermerzbach und in der Jugenderziehung in Augsburg. Dort lernte er die Bewegung von Schönstatt mit ihrer warmherzigen Marienverehrung und ihrem von Vinzenz Pallotti her kommenden missionarischen Schwung kennen. P. Reinisch war sehr angetan von dem was er aus Texten erfuhr und bei seinem ersten Besuch in Schönstatt erlebte.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten kam eine neue Herausforderung in P. Reinischs Leben als Mensch und Priester. Er bezog klar Stellung gegen deren menschenverachtende Ideologie und suchte in seinen Predigten und Vorträgen die Konfrontation mit den Machthabern. 1940 wurde er daher von der Gestapo mit einem Predigt- und Redeverbot für das Gebiet des gesamten Deutschen Reiches belegt. Als er am 7. April 1942 die Einberufung zur Wehrmacht erhält, steht sein Entschluss fest: Er wird auf Adolf Hitler keinen Eid ablegen.
Er ging ganz bewusst zu spät zu seiner Einberufung, verweigerte den Fahneneid, kam in Haft und wurde vor das Reichskriegsgericht gestellt. Wegen „Zersetzung der Wehrkraft“ wurde P. Reinisch zum Tode verurteilt und am 21. August 1942 mit dem Fallbeil hingerichtet. P. Franz Reinisch war ein Mensch, „der immer auf´s Ganze geht“, wie er dem Wehrmachtspfarrer im Gefängnis lächelnd gestand. In seinem Kampf für seinen Glauben und gegen die Unrechtsherrschaft der Nationalsozialisten war er bereit, auch den eigenen Tod in Kauf zu nehmen.
Spricht unsere Kirche P. Franz Reinisch selig?
Im Jahr 2013 wurde der Seligsprechungsprozess für P. Franz Reinisch offiziell eröffnet. Aus diesem Anlass wurden P. Heribert Niederschlag SAC als Postulator und P. Dr. Adalbert Kordas ofm als Vizepostulator sowie die Mitglieder der Historikerkommission vereidigt.
Vor der Abschlusssitzung im Jahre 2019 feierte Prälat Dr. Georg Holkenbrink mit vielen Reinisch-Verehrern die Festmesse in der Trierer Liebfrauenkirche. In seiner Predigt hob er die besondere Bedeutung von Franz Reinisch auch für unsere Zeit hervor. Seine Geradlinigkeit, sein Eintreten für Werte, deren wegen es sich lohnt den Kopf hin zu halten und seine entschiedene Ablehnung des menschenverachtenden Systems könnte besonders auch der heutigen Jugend Orientierung und Halt geben. Das Lebenszeugnis von P. Franz Reinisch zieht immer weitere Kreise. Er wird über den Kreis der Pallottiner hinaus vor allem dort verehrt, wo die Schönstattbewegung aktiv ist, bis hin nach Asien und Lateinamerika.
Die vor Ort zusammengetragenen Akten liegen jetzt in Rom. Dort werden sie noch einmal von theologischen Experten überprüft und begutachtet. Die Seligsprechung erfolgt erst nach einem positiven Votum des Papstes.
Video über das Leben und Sterben von Pater Reinisch (Trailer)
„Sooft ich auch mein Gewissen überprüfe, ich kann zu keinem anderen Urteil kommen. Und gegen mein Gewissen kann und will ich mit Gottes Gnade nicht handeln. Ich kann als Christ und Österreicher einem Mann wie Hitler niemals den Eid der Treue leisten.“
Seine Gewissenentscheidung hat er mit dem Tod bezahlt. Das war dem entschiedenen Gegner Hitlers immer bewusst.
Der Dokumentarfilm „Pater Franz Reinisch“ von Angela Marlier in Zusammenarbeit mit Pascal Nachtsheim und Sonja Gembus beleuchtet das Leben eines außergewöhnlichen Menschen, dem ein tiefer Glaube, Mut, Geradlinigkeit und ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn bereits in die Wiege gelegt wurden. Starke Eigenschaften, die seinen Lebensweg bis zur Hinrichtung durch die Nazis unter einem Fallbeil in Brandenburg-Görden im August 1942 deutlich beeinflussten und seinen beispiellosen „prophetischen Protest“ untermauerten. Der Film dauert 60 Minuten, er kann kostenlos über das Franz Reinisch Forum bezogen werden (solange der Vorrat reicht).
Textquelle: www.pater-reinisch.org
Foto: Floydine (Rose)
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