Ein Rastplatz für die Seele

Pallottiner engagieren sich in der Wallfahrtsseelsorge von Herrgottsruh im bayerischen Friedberg

Am 1. März 1937 übernahmen die Pallottiner die Verantwortung für die Seelsorge an der Wallfahrtskirche „Unseres Herren Ruhe“, kurz „Herrgottsruh“ in Friedberg, Bayern. Schon seit 1929/30, als die Gemeinschaft Vinzenz Pallottis noch ganz neu vor Ort war, halfen Mitbrüder in der Wallfahrt und der Pfarrei St. Jakob mit.

Bewegte Geschichte der Wallfahrtskirche

Wallfahrtsdirektor Max Rimmele (1877-1951) war den Pallottinern von Anfang an ein Freund und hilfreicher Unterstützer. Das zeigte sich besonders, als die Stadt Friedberg den Mietvertrag für das Mezgergut an der Aichacher Straße, das der Pallottiner-Gemeinschaft als Provinzialat diente, nicht mehr verlängerte. Die NSDAP-Kreisleitung sollte zum 1. April 1937 dort einziehen. Direktor Rimmele machte den Weg frei, dass der Augsburger Bischof Joseph Kumpfmüller mit P. Wendelin Notheisen zum 1. März 1937 einen Pallottiner zum Wallfahrtsdirektor ernannte. In den Tagen darauf zogen die Patres und Brüder in das aus dem Jahr 1727 stammende Priesterhaus von Herrgottsruh ein. Bis 1949 war es nun das Provinzialat der süddeutschen Pallottiner und sicherte damit während der Zeit des NS-Terrors und des 2. Weltkrieges das Überleben der Gemeinschaft in Friedberg und darüber hinaus. Dem Bistum Augsburg und dem in Friedberg allseits beliebten Direktor Rimmele gilt bis heute Dank dafür!

Unterschlupf während der NS-Zeit

Bis zu 18 Mitbrüder lebten damals in dem altehrwürdigen Gemäuer, das ursprünglich für acht Wallfahrtsseelsorger errichtet worden war. Zu den Bewohnern gehörte zeitweise auch P. Franz Reinisch, der schließlich am 21. August 1942, also vor 75 Jahren, von den Nazis in Brandenburg-Görden umgebracht wurde. Für den mutigen und der Freiheit seines Gewissens verpflichteten Pallottiner läuft ein Verfahren zur Seligsprechung.

In den Kriegsjahren wurden außerdem zahlreiche durchreisende Mitbrüder aus den Missionen oder den benachbarten Provinzen aufgenommen, darüber hinaus im Frühjahr 1944 einige Augsburger und Friedberger, die in den Bombenangriffen ihre Wohnungen verloren hatten. Auch drei jüdische Familien fanden Zuflucht in Herrgottsruh.

Pallottiner damals und heute

Zahlreiche Pallottiner haben in den vergangenen acht Jahrzehnten das Leben an der Wallfahrt Herrgottsruh mitgestaltet – zusammen mit vielen Männern und Frauen, Jugendlichen und Kindern, denen die kunsthistorisch und spirituell wertvolle Rokokokirche „Unseres Herren Ruhe“ (geweiht 1753) geistliche Heimat war und ist.

Die Wurzeln des Wallfahrtsortes reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Im Vergleich zur größten Blütezeit der Wallfahrt im 17./18. Jahrhundert und Mitte des 19. Jahrhunderts ist Herrgottsruh heute eher klein. Der Lauf der Geschichte hat es so gefügt. Herrgottsruh ist aber in der Region fest verwurzelt und hat einiges zu bieten. In der großen Bandbreite kirchlichen Lebens in Friedberg fühlen sich die drei derzeit in Herrgottsruh wirkenden Pallottiner – Pater Sascha-Philipp Geißler SAC als Wallfahrtsdirektor, Pater Peter Hinsen SAC als Wallfahrtskaplan sowie Bruder Norbert Kempf SAC als Mesner und Organist – getreu ihrem vielseitig engagierten Gründer Vinzenz Pallotti sehr wohl.

Wallfahrtskirche Herrgottsruh in Friedberg

Ein breitgefächertes Angebot

Neben dem vielfältigen Angebot an täglichen Gottesdiensten und Gebetszeiten spielt die Begleitung von Menschen im Sakrament der Versöhnung und im Seelsorgegespräch, bei Hochzeiten und Taufen, bei Wallfahrten oder Besuchen mit Kirchenführung usw. eine wichtige Rolle. Zahlreich sind immer noch die Menschen, die die Kirche mit ihrem Gnadenbild „Christus in der Rast“ zu Gottesdienst und Gebet oder auch in aller Stille aufsuchen, um auf dem Pilgerweg des Lebens auszuruhen und aufzuatmen. Ehepaare oder Jahrgangsgruppen bitten anlässlich besonderer Gedenktage um den Segen Gottes. Bibelarbeit und Veranstaltungen zur Glaubensorientierung und -bildung, Einkehrtage für Gruppen aus dem Dekanat und „niederschwellige“ aber hochwertige kirchenmusikalische Angebote gehören ebenso zu Herrgottsruh wie auch seit Oktober 2014 die Begleitung von Menschen, die nach ihrem Austritt aus der Kirche überlegen, wieder in die volle Gemeinschaft der Glaubenden zurückzukehren. Ihre Zahl ist überschaubar, aber jeder einzelne findet hier eine „angelehnte Tür“ und herzliche Wegbegleitung.

Die karitative Seite der Wallfahrt

Seit 2015 stellen die Wallfahrtsbruderschaft von Herrgottsruh und die Pallottiner im heute sogenannten „Bruderschaftshaus“ Räume zu Deutschkursen, Kinderbetreuung und Begegnung für Menschen zur Verfügung, die aus vielfältiger Not kommend Asyl in Friedberg finden. Von alters her unterstützt die Bruderschaft die karitative Seite der Wallfahrtsseelsorge.

Zusammen mit vielen, denen Herrgottsruh spiritueller Ruhepunkt und Heimat ist, bitten wir Pallottiner mit dem alten Ruf der Wallfahrer das „Ruhherrle“ von Friedberg: „Jesus, Heiland in der Ruh‘, wend‘ uns deine Hilfe zu!“

P. Sascha-Philipp Geißler SAC

www.herrgottsruh.de

Kirchenraum von Herrgottsruh in Friedberg

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