Wo muss Kirche anders sein?
Pallottiner laden zum Dialog über Papst-Wort ein
„Gemeinsam. Kirche. Anders.“ Mit dieser Kampagne haben wir die Worte von Papst Franziskus aufgegriffen, der im Vorfeld der Weltsynode sagte: „Es geht nicht darum, eine andere Kirche zu schaffen, sondern eine Kirche, die anders ist.“ Was kann das bedeuten? In der ersten Ausgabe von „Pallottis Werk“ in 2022 haben wir unsere Leserinnen und Leser gefragt, wo Kirche anders sein soll.
Wir haben wertvolle Antworten erhalten, die wir mit Ihnen gerne teilen wollen. Zum Teil konnten unsere Leserinnen und Leser auf Erinnerungen aus der Kindheit zurückgreifen, um auch auf damalige Fehler und den notwendigen Wandel hinzuweisen. Die Themen Pflichtzölibat und Frauenpriestertum spielen bei den Antworten ebenso eine Rolle wie der Missbrauch und das Priesterbild. Aber eine Kirche, die anders ist, sollte auch den freien Willen und das Gewissen des Menschen besser berücksichtigen.
Den freien Willen respektieren
So kritisiert Maria Thoma aus Ruhpolding: „Ausgerechnet die katholische Kirche bestimmt, wenn du die Berufung Priester zu sein hast, dann musst du allein bleiben. Die Kirche sagt: Das bestimmen wir. Ob es dein Wille ist, eine Familie und Kinder zu haben, ist uns egal. Wir verbieten deinen freien Willen. Und sie findet auch, dass es Berufungen nicht nur bei Männern, sondern vielleicht noch viel mehr bei Frauen gibt. Auch dies müsse die Kirche akzeptieren.“
Menschen guten Willens wahrnehmen
Ähnliche Vorschläge hat auch Christl Zacher aus Ruhpolding. Sie denke aber auch darüber nach, ob wirklich mehr Menschen in die Kirche kommen, wenn ihre Ideen umgesetzt würden. „Wenn ich mich zurzeit so umsehe: Wie viel Engagement gibt es in meiner Umgebung, welches nicht von der Kirche ausgeht; wie viel Mitgefühl und Herz kann ich da sehen, gerade in diesen Kriegszeiten? Ich glaube an den guten Kern der meisten Menschen, aber an der Zukunft der Kirche hege ich so meine Zweifel“, schreibt sie.
Mit dem eigenen Feuer andere anstecken
Elfriede Weber aus Köln setzt dafür beim Nachwuchs an: Seit Jahren jammere man über den Mangel an Priester- und Ordensberufungen. Aber eine Firma, die nicht um eine gründliche Ausbildung der Lehrlinge bemüht sei, habe später keine Facharbeiter.
„Die erste und wichtigste Aufgabe der Kirche von heute sollte es sein, junge Menschen fachkundig in ihrem Glauben zu unterweisen, und zwar von Seelsorger/innen, die selbst ihren Glauben leben und andere dafür begeistern können.“
Spiritualität statt Aktionismus
Und auch Regina Franziska Fischer aus Bielefeld wünscht sich Seelsorger, die ihrer Gemeinde nahestehen, sich herabbeugen zu dem Einzelnen, wenn sich die Situation dazu ergibt.
Für andere geht es nicht darum, die Kirche zu verändern, sondern sich selbst. „Wir müssen Christus wieder in unsere Herzen und Köpfe hineinlassen. Es geht nicht um Aktionismus, sondern um Spiritualität“, schreibt Sabine Bode aus Gersthofen.
Die Priester sollten daher weniger Manager, sondern vielmehr Seelsorger sein, präsent, erreichbar, ansprechbar. Und Rita Krieger aus Buchbach findet, es brauche keine Veränderung, sondern mehr Gläubige, die beten und in die Kirche gehen. Warum das nicht der Fall ist? Sie vermutet, dass wir zu viel Wohlstand haben. „Die Leute sagen: Der liebe Gott ist mir gleich, ich bin auch ohne seinen Segen reich.“
Die Kampagne „Gemeinsam. Kirche. Anders.“
Mit unserer Kampagne greifen wir Pallottiner die Worte von Papst Franziskus auf: „Es geht nicht darum, eine andere Kirche zu schaffen, sondern eine Kirche, die anders ist.“ Wie ist eine Kirche, die anders ist? Wir sind sicher, dass sich diese Frage nur im Dialog beantworten lässt.
Die Zuschriften unserer Leserinnen und Leser machen deutlich, dass sich viele Menschen wünschen, dass Kirche für sie wieder Heimat wird. Dazu braucht es Veränderungen. Die Pallottiner haben deshalb Ende des vergangenen Jahres eine Kampagne und eine Spenden-Jahresaktion entwickelt unter dem Motto „Gemeinsam. Kirche. Anders.“
Ein Merkmal unserer Zeit ist es, dass Brücken des Dialogs eingerissen werden und sich jeder nur noch mit Gleichgesinnten umgibt. Dies wird besonders in der Diskussion über Corona-Maßnahmen deutlich. Dagegen setzen die Pallottiner auch intern einen Gegentrend. Sie ertragen die eigene Vielfalt in der Gemeinschaft und vernetzen sie. „Wir bringen in unserer täglichen Arbeit Menschen zusammen“, sagt Provinzial Helmut Scharler, der sich für eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit einsetzt – sowohl was Nationalitäten und Kulturen, aber auch Meinungs- und Glaubensgrenzen betrifft.
Auch an der ordenseigenen Vinzenz Pallotti University in Vallendar kommen Menschen unterschiedlichster Nationalitäten zusammen. Interkulturalität wird in der Pallottiner-Provinz, die neben Deutschland und Österreich auch die Gebiete Malawi, Nigeria und Südafrika umfasst, gerade neu buchstabiert. Am Provinzialat in Friedberg wird derzeit ein Teil des Hochschul-Campus aufgebaut, wo ausländische Mitbrüder aus Afrika und Indien ihre Deutschkenntnisse verbessern und deutsche Kultur kennen lernen, um anschließend Theologie an der Pallottiner-Hochschule zu studieren.
Wir Pallottiner möchten vor diesem Hintergrund dazu ermutigen, in einem synodalen Prozess gemeinsam nachzudenken, in welchen Bereichen Kirche anders, einladend und vertrauenswürdig werden kann.
Danke, dass Sie sich zu Wort melden. Danke für Ihre Analysen und Verbesserungsvorschläge. Bitte sagen Sie uns auch weiterhin, wo Kirche anders werden muss, zeigen sie uns, wo Sie sich in diesem Fall einbringen würden, erzählen Sie uns gelungene Geschichten über Erneuerung in der Kirche. Und engagieren Sie sich auch weiterhin in unserer Kirche: damit unsere Kirche anders ist!
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Wie ist eine Kirche, die anders ist?
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