Wie wird Kirche anders?

Menschen guten Willens wahrnehmen

Zuerst mal bin ich von Herzen dankbar, den Glauben von meinen Eltern mitbekommen zu haben. Denn für mich ist ein Kalenderjahr ohne Kirchenjahr eigentlich undenkbar, denn erst die kirchlichen Feste mit ihren Traditionen und speziellen Zeiten (Advent, Fastenzeit) bringen Fixpunkte und Halt in den Alltagstrott. Auch die besonderen Lebenspunkte ohne kirchliche Feier bzw. Segen wären auch sehr kümmerlich (Taufe, Ehe, Tod). Der Glaube ist im Leben ein echter Halt und Hilfe, denn es ist so tröstlich, wenn man seine Sorgen abgeben darf und dadurch Stärkung erfährt.

(…) Aber die Institution Kirche ist mir oft fremd und mit meinem Verständnis von Toleranz und Nächstenliebe nicht vereinbar. Wir Frauen leisten doch in der Familie so viel Glaubensarbeit und segnen unsere Kinder. Warum dürfen dann Frauen nicht als Priester geweiht werden, wenn sich doch so viele zum Priesteramt berufen fühlen? Ich stelle mir auch vor, wie einsam und frustriert so mancher Pfarrer in seinem Pfarrhaus sitzt. Wie gut täte ihm eine Frau bzw. Familie. (…) Und dann natürlich die Sache mit dem Missbrauch: (…) Machtpositionen werden ausgenutzt und das hat nichts, aber auch gar nichts mit Jesus Christus zu tun.

Bei den meisten Pfarrern – zumindest, die ich kenne – ist es normal, dass Menschen, die an den Tisch des Herrn treten, auch die heilige Kommunion empfangen dürfen – egal ob geschieden, homosexuell…. Wenn die wenigen, die wirklich das Bedürfnis haben, den Segen zu empfangen oder an den Tisch des Herrn zu treten, dann darf es ihnen nicht verwehrt werden. Dies muss die Kirche so legitimieren.
Wenn ich was in meiner Pfarrei zu sagen hätte, dann würde ich die starren Kirchenbänke rauswerfen und viel mehr Gemeinschaft, d.h. Kreise bilden, auf einer Ebene.

Durch die Coronazeit ist mir auch klar geworden, wie wichtig doch Musik im Gottesdienst ist, aber ich würde viel mehr abwechseln, d.h. nicht immer nur Orgel und „alte“ Lieder. Alle Richtungen sollen mal erscheinen: traditionell, poppig, alles was gefällt, ist erlaubt. Musiker aus dem Dorf oder der Umgebung sollen hier eine Bühne haben dürfen.

Wenn allerdings alle meine Vorschläge umgesetzt würden, bin ich mir keineswegs sicher, ob dann spirituell suchende Menschen wirklich vermehrt in die katholische Kirche kommen würden, oder ob sie die Spiritualität woanders suchen und finden. Als Seelsorger gibt es Psychologen und Psychiater, und wenn ich mich zurzeit so umsehe: Wie viel Engagement gibt es in meiner Umgebung, welches nicht von der Kirche ausgeht; wie viel Mitgefühl und Herz kann ich da sehen, gerade in diesen Kriegszeiten? Ich glaube an den guten Kern der meisten Menschen, aber an der Zukunft der Kirche hege ich so meine Zweifel. Jedoch dieses Vertrauen auf unseren lieben Gott, der alles zum Guten wendet, ist eine unglaubliche Lebenshilfe, die ich allen Menschen wünsche.

Zuschrift: Christl Zacher, Ruhpolding
Zuschriften von Leserinnen und Lesern unserer Zeitschrift „Pallottis Werk“
Zur Kampagne der Pallottiner: Gemeinsam.Kirche.Anders

Von der Schuld zum Licht
"Dieses Vertrauen auf unseren lieben Gott, der alles zum Guten wendet, ist eine unglaubliche Lebenshilfe, die ich allen Menschen wünsche."

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