Mit den Themen unserer Zeit den Menschen Orientierung geben
Der älteste Bewohner des Limburger Missionshauses mischt weiterhin mit
Pater Bernhard Pieler ist der älteste Bewohner des Limburger Pallottiner-Missionshauses. Und nicht nur das. Er zelebriert noch immer fleißig heilige Messen und für seine theologisch brisanten Predigten braucht er keine Vorlagen. „Mein Konzept habe ich im Kopf. Es ist eine detaillierte Disposition mit Kernsätzen, auf die ich zusteuere“, sagt der begnadete Rhetoriker, der heute am Gründonnerstag sein 95. Lebensjahr vollendet und bei noch vielen Anlässen des Kirchorts St. Marien dabei ist.
Das hat seinen Grund; denn rund zwei Jahrzehnte war Pieler Pfarrer in „St. Marien“, ehe er 2005 im Alter von 75 Jahren als Seelsorger in den Wallfahrtsort Kälberau, einem Stadtteil im unterfränkischen Alzenau, eine neue Tätigkeit übernahm. Den Limburgern blieb er in all den Jahren verbunden. Gerade erst hat er vielen per Email seine Ostergedanken übermittelt, in dem er die christliche Hoffnung der Auferstehung thematisiert.
Sein Wirken in St. Marien hat bis heute deutliche Spuren hinterlassen. In seine Zeit als Gemeindepfarrer fiel der Neubau des kirchlichen Gemeindezentrums „St. Vinzenz Pallotti“ in der Wohnstadt Blumenrod. Er hat gemeinsam mit dem später verstorbenen Heribert Klein die noch heute aktuelle Vortragsreihe „Zeitzeichen“ und die kirchenmusikalischen Veranstaltungen „Orgel Plus“ ins Leben gerufen. Auf Pielers Initiative ist die beliebte Reihe „Klangwelten“ entstanden, bei denen er Texte rezitiert. „Mir ist daran gelegen, mit breit gefächerten Themen unserer Zeit den Menschen Orientierung zu geben“, begründet der selten rüstige Senior seine Aktivitäten.
Flucht aus Oberschlesien
Die Wiege von Bernhard Pieler stand 1930 in der oberschlesischen Industriestadt Hindenburg, die seit 1945 zu Polen gehört und heute Zabrze heißt. „Ich bin aufgewachsen zwischen Kohlehalden, Fördertürmen und Eisenhütten“, berichtet er. „Am 21. Januar 1945 flüchteten wir – meine Mutter und meine jüngere Schwester – mit dem vorletzten Zug vor den Russen. Der Vater blieb zurück. Nach fünf Tagen und fünf Nächten kamen wir in Dresden an. Vater wurde nach Taschkent verschleppt und ist dort in einem Lager verstorben.“
Durch die Jugendarbeit zum Priesterberuf
Durch die Jugendarbeit in der Pfarrei und einen Priester der Diözese Paderborn entdeckte er später sein Interesse für den Priesterberuf. Auf dessen Empfehlung hatte Pieler sich für das Bischof-Vieter-Kolleg in Limburg beworben und reiste 1947 an die Lahn. 1952 bestand er am städtischen Gymnasium das Abitur. Pieler erinnert sich seinen früheren Kunstlehrer Adam Wolf und seinen Deutschlehrer Dr. Heinz Böhlen, dem Gründer und Leiter der Theaterspielschar.
„Das erste, was wir aufgeführt haben, war das „Mysterienspiel“ von Leo Weismantel in der Unterkirche der Pallottiner. Und wir haben zu Karneval Sketche gespielt, erinnert sich Pieler, der über ein unglaubliches Gedächtnis mit präzisen Daten verfügt und sagt: „Das Schauspiel hat mir Spaß gemacht. Ich stand gerne auf der Bühne.“ Auf seinen späteren Priesterberuf angesprochen, meinte er einmal: „Auch die Liturgie ist ein heiliges Spiel.“
Nach seinem Studium in Vallendar legte er 1954 sein erstes Ordensgelübde ab und wurde vier Jahre später zum Priester geweiht. Er unterrichtete in verschiedenen Städten an mehreren Schulen und war in der Seelsorge tätig. Seine ganzen Einsätze aufzählen zu wollen, würde den Rahmen sprengen. Gerne erinnert sich der Pater an die 1980er Jahre, in denen er mehrmals samstagsabends in der ARD vor Millionen Zuschauern das Wort zum Sonntag sprach. Er begleitete er die Hörer des Südwestfunks, des Saarländischen Rundfunks und des Deutschlandfunks mit dem „Wort zum Tag“. Zweimal hatte er die im SWR übertragenen Mitternachtsmessen zu Weihnachten aus der Wallfahrtskirche in Schönstatt geleitet. Auch arbeitete der umtriebige Gottesmann in der deutschen Redaktion von Radio Vatikan mit. Von einem Ruhestand kann bei ihm keine Rede sein.
„Was uns leben lässt, ….und was uns (vielleicht) vergiftet“
Regelmäßiger Gast ist Bernhard Pieler bei den Hochschulwochen in Salzburg, eine jährlich stattfindende Sommeruniversität, in denen die Uni Theologie gemeinsam mit anderen Wissenschaften zu grundsätzlichen wie aktuellen Fragestellungen und Probleme unserer Zeit aufgreift und in Vorträgen und Arbeitsgruppen beleuchtet. Stets an politischen und innerkirchlichen Bewegungen interessiert, treibt Pieler dieses Mal das Thema Hoffnung um. So freut er sich in diesem Jahr vom 4. bis 10. August auf das Thema „Was uns leben lässt, ….und was uns (vielleicht) vergiftet“.
Foto & Beitrag: Dieter Fluck
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