„Öffnet die Türen für Christus“
- Papst Johannes Paul II. und das Jubiläum der Jugend im Heiligen Jahr
Ein Reflexionsimpuls zum „Jubiläum der Jugend“ von Magdalena Valiová aus Warschau
„Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!” diese Worte, die Papst Johannes Paul II. am 22. Oktober 1978, am Tag der Amtseinführung seines Pontifikats ausrief, wurden zu einer der wichtigsten Botschaften seines Dienstes. Diese einfachen Worte haben eine tiefe theologische, spirituelle und existenzielle Bedeutung, und ihre Aktualität ist ungebrochen. Diese Worte sind an einen jeden von uns gerichtet, besonders im Zusammenhang mit dem Jubiläum der Jugend, das vom 28. Juli bis 03. August 2025 in Rom stattfindet und junge Frauen und Männer dazu aufruft, ihre Beziehung zu Christus zu erneuern und über den Sinn ihres Lebens nachzudenken.
In diesem Artikel werden wir uns zuerst mit der Bedeutung der Worte von Johannes Paul II. in ihrem historischen und spirituellen Kontext befassen, und dann uns fragen, wie sie von der Jugend heute – in Zeiten großer Veränderungen, Herausforderungen und Hoffnungen – interpretiert und gelebt werden können.
I. Der historische Kontext der Worte von Papst Johannes Paul II.
Als der 58-jährige Karol Wojtyła, der erste Papst aus Osteuropa, auf dem Petersplatz die Worte: „Habt keine Angst! Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!“ ausrief, befand sich die Welt mitten im Kalten Krieg. Europa war geteilt, und die Kirche sah sich vielen Herausforderungen und Krisen gegenüber: Säkularisierung, Verlust der moralischen Autorität, ein wachsendes Gefühl der Entfremdung.
In diesem Zusammenhang war der Aufruf, Tür und Tor für Christus zu öffnen, mehr als nur wie ein spiritueller Appell, es war ein kühnes Manifest der Hoffnung, des Mutes und der Freiheit. Papst Johannes Paul II. lud die Welt – insbesondere die jungen Menschen – ein, dem zu vertrauen, der nicht versklavt, sondern befreit. Er lud sie ein, ihr Herz für Gott zu öffnen, der die Menschlichkeit nicht nimmt, sondern vervollkommnet.
II. Die theologische Bedeutung des Aufrufs „Öffnet Christus die Tore”
Christus wird in der Heiligen Schrift oft mit einer Tür verglichen (vgl. Joh 10,9: „Ich bin die Tür. Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden”). Christus die Tür öffnen bedeutet, ihn als Retter, Meister und Freund in sein Leben aufzunehmen. Es bedeutet, ihn in alle Bereiche des Lebens einzuladen: Familie, Schule, Beziehungen, Träume, aber auch Ängste, Sünden und Schwächen. Diese Einladung ist ganz persönlich, geht aber auch darüber hinaus. Johannes Paul II. rief nämlich dazu auf: „öffnet die Grenzen der Staaten, der wirtschaftlichen und politischen Systeme, der weiten Bereiche der Kultur, der Zivilisation und des Fortschritts seiner rettenden Macht”, also ganze Welt im Lichte des Evangeliums zu verändern.
Im Hinblick auf das Jugendjubiläum wird dieser Aufruf zu einem aktuellen Appell, zu einer kraftvollen Herausforderung zur Bekehrung des Herzens, zur Offenheit für die Wahrheit, zur Sehnsucht nach Heiligkeit und zum Mut zum Zeugnisgeben.
III. Die Jugend – Hoffnung der Kirche
Johannes Paul II. hat während seines gesamten Pontifikats gezeigt, dass die Jugend nicht nur die „Zukunft der Kirche“ ist, sie ist ihre Gegenwart. Er richtete unzählige Ansprachen und Briefe an die Jugend, rief die Weltjugendtage ins Leben, die zu einem Ort der spirituellen Erweckung für Hunderttausende junger Menschen auf der ganzen Welt geworden sind. Bei seinen Begegnungen mit Jugendlichen erinnerte der Papst daran: „Ihr seid die Hoffnung der Welt, ihr seid die Hoffnung der Kirche, ihr seid meine Hoffnung!”
So wird das Jubiläum zu einem besonderen Moment, in dem die jungen Menschen dazu aufgerufen sind, auf die Einladung Christi zu antworten, mit Mut die Türen ihres Lebens für das sein Licht zu öffnen – in einer Zeit, in der die Welt oft düstere Alternativen bietet: spirituelle Leere, oberflächliche Beziehungen, die Illusion des Erfolgs.
IV. Was bedeutet es heute, „die Türen für Christus zu öffnen“?
Im Alltag eines jungen Menschen kann der Aufruf von Johannes Paul II. sehr konkrete Formen annehmen:
1. Gebet und Sakramente: Das Öffnen der Tür beginnt in der Stille des Herzens, im Gebet, das eine Begegnung mit dem lebendigen Gott ist. Einen besonderen Platz nehmen hier die Sakramente ein: die Feier der Eucharistie und das Sakrament der Versöhnung, der Buße – Türen der Vergebung, der Heilung und Barmherzigkeit.
2. Spirituelle und intellektuelle Bildung: das Kennenlernen Christi durch die Heilige Schrift, Katechese, Jugendgemeinschaften oder Seelsorge in Schulen und Universitäten, hilft den Glauben zu stärken.
3. Anderen dienen und helfen: Christus die Tür zu öffnen bedeutet auch, bereit zu sein, etwas zu tun. Der Papst ermahnte die Jugendlichen oft, aktiv und nicht passiv zu sein, sich mit Liebe in der Welt zu engagieren: in der Familie, in der Schule, in der Pfarrei, in der Gesellschaft.
4. Treue zu den Werten: das Öffnen des Herzens für Christus erfordert Treue zum Gewissen, zur Wahrheit, zur Lauterkeit, zu einer Liebe, in der nicht das „Ich“ im Mittelpunkt steht, sondern das „Du“.
5. Mut zum Zeugnis: Das Evangelium heute zu leben bedeutet oft, gegen den Strom zu schwimmen, ein Zeichen des Widerspruchs in einer Welt der Gleichgültigkeit und des Relativismus zu sein. Das ist eine Herausforderung, aber eine, die wahre Freude schenkt.
V. Das Heilige Jahr – Zeit der Gnade und der Entscheidung
Ein Heiliges Jahr ist in der Tradition der Kirche eine Zeit besonderer Gnade, einer Zeit der Vergebung und spiritueller Erneuerung. Für junge Menschen ist es ein Moment, um im Alltag innezuhalten, nachzudenken und sich folgende Fragen zu stellen:
● Ist mein Herz offen für Christus?
● Erlaube ich ihm, in meinem Leben und durch mein Leben zu wirken?
● Was tue ich, damit meine Freundschaft mit Gott lebendig bleibt, damit der Kontakt nicht verdunstet und abbricht?
So wird das Jubiläum der Jugend nicht zu einem vorübergehenden Event, sondern zu einem Prozess der spirituellen Reifung. Es ist eine Einladung, die „Türen” neu zu öffnen, nicht nur einmal, sondern jeden Tag, immer wieder, immer weiter.
VI. Hindernisse beim Öffnen der Tür
Wir müssen zugeben, dass junge Menschen heute sich vielen Hindernissen gegenübersehen, die es ihnen schwer machen, ihr Herz ganz für Christus zu öffnen. Zu den häufigsten gehören:
● Angst – vor Ablehnung, Einsamkeit oder Missverständnissen. Johannes Paul II. antwortet: „Fürchtet euch nicht! Habt keine Angst!“
● Gruppenzwang und Ideologie – aus Kulturen, die den Egoismus, Relativismus und leere Vergnügungen fördern.
● Mangel an authentischen Zeugen – viele junge Menschen sehen keine wahren Beispiele für gelebten Glauben.
● Wunden und Sünde – vergangene Verletzungen und Fehler können das Herz verhärten und das Vertrauen in Gott erschweren.
Deshalb ist die Rolle einer lebendigen christlichen Gemeinschaft so wichtig – einer Kirche, die willkommen heißt und nicht verurteilt, die einlädt und nicht zwingt, die heilt und nicht verdammt.
VII. Johannes Paul II. – Ein Leitbild für die Jugend
Johannes Paul II. ist nach wie vor eine Inspiration für junge Menschen. Sein Leben, sein Glaube, seine Liebe zur Menschheit, seine innere Stärke und seine Kühnheit, die Wahrheit zu verkünden, sprechen auch heute noch die Herzen der Jugend an. Obwohl er in einer anderen Zeit geboren wurde, findet seine Botschaft tiefen Widerhall, weil sie das anspricht, was am menschlichsten ist: das Verlangen nach Sinn des Lebens und Wahrheit, nach Liebe und Hoffnung. Für die jungen Menschen von heute, und nicht nur für die jungen Menschen, ist es ein Angebot, eine Hilfe, auf sein Leben zu schauen, zu hören, was er gesagt hat, auf seine Fürsprache zu vertrauen und ihn zu bitten, sie auf ihrem Weg zu begleiten – besonders in dieser Gnadenzeit des Heiligen Jahr.
Die Schwelle der Hoffnung überschreiten
Der Aufruf, „die Türen für Christus zu öffnen”, ist kein einmaliges Ereignis. Es ist eine Lebensweise, die eine Entscheidung erfordert, aber auch Vertrauen. Christus drängt sich nicht auf. Er steht vor der Tür und klopft an (vgl. Offenbarung 3,20). Er wartet darauf, eingeladen zu werden, in Liebe, in Geduld, in Sanftmut.
Während des Jubiläums der Jugend wird die Kirche zu einem Ort, an dem junge Menschen diesen Ruf hören und darauf antworten können. Eine Zeit, um zu sagen: „Herr, komm herein. Wirke in mir. Lehre mich. Führe mich.” Denn nur zusammen mit Christus können wir wirklich die Schwelle der Hoffnung überschreiten, Pilger der Hoffnung werden. Nur mit ihm können wir wirklich frei sein. Nur mit ihm können wir wirklich wir selbst werden.
Magdalena Valiová aus Warschau in Polen
Quelle: Apostel heute, Monatliche Reflexion für die Mitglieder der UNIO im Juli 2025, Hrsg.: Union des Katholischen Apostolats (Pallottinische Unio), Rom. Übersetzung: Pater Wolfgang Weiss. Symbolbild: Foto vom Weltjugendtag 2005 in Köln (Copyright: WJT gGmbH).
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