Im Gedenken
Pater Helmut Alois Moosmann SAC
In den frühen Morgenstunden des 30. Januar 2020 verstarb auf der Pflegestation des St. Vinzenz-Pallotti-Hauses in Immenstaad-Hersberg unser Mitbruder Pater Helmut Alois Moosmann SAC im Alter von 94 Jahren, im 71. Profess- und 67. Priesterjahr.
Tennenbronn im Schwarzwald ist die Heimat von Helmut Moosmann. Hier wurde er am 16. Juni 1925 geboren. Die Eltern, der Fabrikarbeiter Wilhelm Moosmann und seine Ehefrau Rosa, geb. Kunz, lebten nach Auskunft des damaligen Bürgermeisters mit ihrer Familie in „sehr bedürftigen Verhältnissen“. Der Vater verdiente für die fünfköpfige Familie im Monat 125 RM.
Als Helmut den Wunsch äußerte „Pater“ zu werden, erschien das schon aus finanziellen Gründen als völlig illusorisch. Doch nachdem er zunächst – wie auch seine Schwester und sein Bruder – von 1932 bis 1937 die Volksschule in Tennenbronn besuchte, tat sich eine Türe auf, weil Internat und Gymnasium des St. Paulusheimes der Pallottiner in Bruchsal den monatlichen Pensionsbetrag für ihn auf 20 RM für 10 Monate reduzierten. Helmuts Gymnasialzeit wurde 1943 jäh unterbrochen durch die Verpflichtung zum Reicharbeitsdienst und dann zur Wehrmacht. So kam er zum Afrikakorps, wurde in Italien eingesetzt und dreimal verwundet. Nach dem Lazarettaufenthalt wurde er in der letzten Phase des Krieges bis 1945 in der Tschechoslowakei eingesetzt, geriet dort in russische Kriegsgefangenschaft, wurde aber bereits nach wenigen Monaten entlassen. So konnte er ab März 1946 wieder ins St. Paulusheim zurückkehren, wo ein Jahr später das staatliche Abitur ablegte. Am 21. September 1947 trat er als Novize in Untermerzbach bei Bamberg in die Gemeinschaft der Pallottiner ein. Hier feierte er zwei Jahre später die erste Profess. Dann wechselte er über an die Philosophisch-theologische Hochschule Eichstätt. Alle Weihen und schließlich auch die Priesterweihe am Fest Peter und Paul 1953 erhielt er im Dom zu Eichstätt durch den dortigen Diözesanbischof Dr. Joseph Schröffer.
Sein großer Wunsch war es, nun in der Pfarrseelsorge wirken zu können. Dem kam sein erster Einsatz als Wallfahrtspriester von „Herrgottsruh“ und zugleich als Kaplan der Stadtpfarrei in Friedberg entgegen. Doch bereits nach knapp zwei Jahren wies der Provinzial ihm eine andere Aufgabe zu. Er wurde 1956 zum Spiritual und Religionslehrer am Spätberufenenseminar „St. Josef Hersberg“ am Bodensee ernannt. Das war eine große Herausforderung, die er zunächst nur mit innerlichem Zögern annahm. Viele Schüler, deren Seelsorger er nun sein sollte, waren ja älter als er. Die wachsenden Spannungen zwischen der pallottinisch und der schönstättisch orientierten Spiritualität belastete und polarisierte zunehmend mehr nicht nur die pallottinische Hausgemeinschaft, sondern auch die Schülerschaft.
Da sein eigenes Herz von vielen Fragen belastet war und daher zu Behutsamkeit neigte, hat P. Moosmann mit großem Geschick versucht, für eine freie spirituelle Vielfalt zu werben und sie auch zu ermöglichen. Doch nicht alle haben dies verstanden, und so kam es nach drei Jahren zu seiner Versetzung als Präfekt ins Schülerheim der Pallottiner in Freising. Damit konnte er sich nur schwer abfinden. Mit allem Freimut erklärte er seinem Provinzial sein Unverständnis, bekundete, aber gleichzeitig seine Bereitschaft, dem Wunsch der Obern zu entsprechen, wenn diese darauf bestehen.
Nach drei weiteren Jahren, 1962, kam er seinem Wunsch, als Pfarrseelsorger wirken zu können, wesentlich näher. Er wurde zum Religionslehrer an der Berufsschule Grafenau im Bayer. Wald berufen, zugleich mit einer engen Anbindung an die Stadtpfarrei. Zusammen mit dem langjährigen Stadtpfarrer P. Wilhelm Schwarzfischer SAC und den jeweiligen Kaplänen hat er versucht, für eine geschwisterliche Gemeinschaft zwischen Priestern und Volk zu werben und bei Spannungen für Ausgleich einzutreten. Ein besonderes Anliegen waren ihm die Erwachsenenbildung, die Brautleutetage im Dekanat und der Seelsorgsdienst für Schwestern und Patienten im Krankenhaus. In dieser Zeit schrieb P. Moosmann einmal: „Es ist schön und lohnenswert, ein paar Samenkörner auf den Acker des Lebens auszustreuen. Möge ein Größerer dazu das Wachstum schenken.“ Sein Schuldienst wurde 1976 durch die Beförderung zum Oberstudienrat anerkannt, sein pastoraler Einsatz 1982 durch die Ernennung zum „Bischöflichen Geistlichen Rat“ durch den Bischof von Passau.
1987, mit 62 Jahren, fiel ihm gleichsam in den Schoß, was er sicher als Krönung und Auftrag empfunden hat: die Berufung zum Stadtpfarrer von Grafenau in der Nachfolge seines Vorbildes und Freundes P. Wilhelm Schwarzfischer SAC, der ihn weiterhin nach Kräften brüderlich unterstützte. Dass es ihm nach so vielen Jahren eines freudigen und manchmal auch mühsamen Einsatzes für und mit den Menschen in Grafenau und Umgebung schwerfiel einen Schlusspunkt zu setzen, ist verständlich. Es war daher sein Wunsch, die Präsenz der Pallottiner in der Region „Bayerischer Wald“ noch etwas zu stützen. So konnte er sich schließlich mit dem Gedanken anfreunden, 1998 in das Apostolatshaus Hofstetten der Pallottiner in Falkenstein/Opf. umzuziehen, wo er rasch heimisch wurde und in Arrach noch einmal bis 2006 ein Seelsorgsfeld fand.
Zunehmend mehr setzten ihm aber das Alter, seine Gesundheit und vor allem die fortschreitende Erblindung Grenzen. Doch im Apostolatshaus Hofstetten fand er durch die Mitbrüder und durch die Mallersdorfer Schwestern die erforderliche Fürsorge und Hilfe.
2015 war der Umzug in die Seniorenstation des St. Vinzenz-Pallotti-Hauses in Immenstaad-Hersberg notwendig, wo er eine aufmerksame und liebevolle Aufnahme und Pflege gefunden hat. Für jedes Zeichen der Verbundenheit mit der Gemeinschaft war er stets dankbar. So schreibt er an den Provinzial: „Immer tut es gut, Gemeinschaft zu erfahren und zu spüren, dass ich nicht vergessen bin. Für alle Unterstützung und Gebetshilfe sage ich ein kräftiges ‚Vergelt’s Gott‘!“
Möge der Herr die Augen von P. Moosmann öffnen für den unendlichen Reichtum der Wunder seiner Liebe.
Das Requiem feiern wir am 06. Februar 2020 um 13:00 Uhr in der Hauskirche von St. Josef Hersberg. Im Anschluss daran findet die Beisetzung auf dem Friedhof unserer Gemeinschaft statt.
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