Im Gedenken
Pater Fridolin Bleuel SAC
Am Nachmittag des 28. November 2020 starb im Missionshaus in Limburg unser Mitbruder Pater Fridolin Bleuel SAC. Er war 96 Jahre alt, 68 Jahre Pallottiner und 64 Jahre Priester.
Geboren wurde er am 8. März 1924 in Steinau bei Fulda als zweiter Sohn des Steinbildhauers Peter Bleuel und dessen Frau Luise, geborene Zinkand. Zu den zwei Buben kamen noch drei Mädchen. Er besuchte die Volksschule seiner Heimatgemeinde und war hier auch gerne Ministrant.
1938 begann er im elterlichen Betrieb die Steinmetzlehre, die er 1941 mit der Gesellenprüfung abschloss. Bei einer Agentur in Konstanz bildete er sich im Fernunterricht in Bautechnik und Mathematik weiter. Im März 1942 wurde er zum Reichsarbeitsdienst nach Russland eingezogen, im Januar 1943 zur Wehrmacht. Am 30. Juli 1943 wurde er bei Orel stark verwundet, was zu Lazarettaufenthalten bei Warschau und in Lindau am Bodensee führte. Im Zuge der Behandlung wurde ihm der rechte Unterschenkel amputiert. Nach Kriegsende arbeitete er als Bürohilfskraft bei der Kreisbauernschaft Fulda. Die Erfahrung des Krieges und seiner Folgen ließ ihn neu über sein Leben nachdenken. Familie Bleuel war mit P. Georg Fischer befreundet, der ihn auf die Möglichkeit, in Limburg zu studieren, um Pallottiner und Priester zu werden, aufmerksam machte.
So wurde Fridolin Bleuel am 7. Februar 1946 einer der ersten Schüler des neu errichteten Bischof-Vieter-Kollegs. Im September 1949 absolvierte er am Städtischen Gymnasium Limburg sein Abitur. Im Mai 1950 begann er das Noviziat in Olpe und legte dort am 25. April 1952 die erste Profess ab; am 25. April 1955 erfolgte die ewige Profess. Am 22. Juli 1956 wurde er in der Wallfahrtskirche in Vallendar durch Pallottiner-Bischof Bruno Hippel (Oudtshoorn) zum Priester geweiht.
Sein erster Einsatz war der des Studentenpräfekten an der Hochschule in Vallendar. 1959 wurde P. Bleuel Lehrer für Mathematik, Physik, Chemie und später auch Biologie am Bischof-Vieter-Kolleg. Da er wegen seiner Behinderung schon ab 1962 ein eigenes Auto hatte, übernahm er viele Sonntags-Aushilfen, hielt sogenannte Missionssonntage und wurde Beichtvater der Pallottinerinnen am St. Anna-Krankenhaus in Hadamar.
Ab 1962 übernahm er auch Urlaubsvertretungen im Krankenhaus in Limburg. Hier entdeckte er neben den Naturwissenschaften seine zweite Passion. P. Bleuel war 43 Jahre mit ganzem Herzen Krankenhausseelsorger, von 1967 bis 1990 am St. Vincenz-Krankenhaus in Limburg. „Mit der ihm eigenen Hartnäckigkeit“, wie es der Vorsitzende des Verwaltungsrates, der Limburger Bürgermeister Josef Kohlmaier, einmal formulierte, setzte er sich für die Einrichtung einer Patienten-Bibliothek ein, ebenso für den Aufbau eines Haussenders. So konnten die Patienten auf dem Zimmer den Gottesdienst mitfeiern. Und: Abend für Abend meldete sich P. Bleuel mit seinem „Tagesausklang“ und seinem Segen für die Nacht. Als Krankenhausseelsorger erlebte er die vielen Unfallverletzten von der Autobahn am „Elzer Berg“. Er war sich sicher, dass durch eine Reduzierung der Geschwindigkeit viele Unfälle verhindert werden könnten.
Seine ökumenische Offenheit und seine Hartnäckigkeit halfen ihm, gemeinsam mit dem evangelischen Krankenhauspfarrer für die Errichtung der berühmten Blitzanlage auf dem „Elzer Berg“ zu kämpfen. Der Kampf dauerte mehrere Jahre, in denen P. Bleuel oft auf Fachtagungen der Verkehrswacht Vorträge hielt oder im Verkehrsministerium in Wiesbaden vorsprach.
Im Krankenhaus wusste er sich nicht nur als Seelsorger der Kranken; seine Aufmerksamkeit galt ebenso dem Personal in Medizin und Pflege, in Verwaltung und Hauswirtschaft. In der Ausbildung der Krankenschwestern gab er Ethik-Unterricht.
P. Bleuel engagierte sich auch außerhalb des Krankenhauses, so in regelmäßigen Gottesdiensten in der nahen Kirche St. Hildegard, im Bezirkssynodalrat, als Geistlicher Beirat der „Caritasschwesternschaft“ der Diözesen Mainz, Fulda und Limburg, als Beichtvater der Dernbacher Schwestern an der Marienschule.
P. Fridolin Bleuel war in ganz Limburg ein geschätzter Seelsorger. So fiel der Abschied nicht leicht, als ihn der Provinzial 1990 bat, die Seelsorge am Katharinen-Krankenhaus in Frankfurt zu übernehmen. Pallottiner und Katharinenschwestern waren noch aus gemeinsamen Zeiten in Ostpreußen sehr verbunden. P. Bleuel folgte dem Wunsch seiner Obern und war nun bis 2010 Seelsorger in Frankfurt. Wie es seinem Selbstverständnis als Priester entsprach, engagierte er sich mit ganzer Kraft im Krankenhaus, in der Liturgie der Kapelle, in der Begleitung der Schwesterngemeinschaft.
Im Dezember 2010 wechselte er aus Altersgründen in das Missionshaus in Limburg. Hier wurde er in den letzten Jahren von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Seniorenstation fürsorglich betreut. Hier ist er nun ruhig entschlafen.
Mit P. Fridolin Bleuel verlieren wir einen Mitbruder, der große naturwissenschaftliche Begabungen und Interessen hatte. Darauf verweisen seine Bibliothek und die Zeitschriften, die er gerne las. Das minderte nicht sein theologisches Interesse, sein kirchliches Engagement und vor allem seine Zugewandtheit zu den Menschen. Die längeren Krankenhaus-Aufenthalte früherer Zeiten brachten es mit sich, dass P. Bleuel vielen persönlicher Begleiter wurde – auch noch nach der Zeit im Krankenhaus. In seinem Dienst war ihm nichts zu viel. Oft ging er auch des Nachts in die Zimmer und feierte die Sakramente der Versöhnung und der Krankensalbung. P. Bleuel war ein fleißiger Priester und ein frommer Priester. Neben der Liturgie war ihm das persönliche Gebet sehr wichtig. Seine Kriegsverletzung hat ihn nicht verbittert, vermutlich hat sie ihm geholfen, leidenden Menschen nahe sein zu können und ihnen inmitten des Dunkels das Licht des Glaubens zu erschließen. In der ewigen Liebe Gottes, dem er immer vertraut hat, wissen wir ihn jetzt geborgen.
Wir feiern die Eucharistie im Gedenken an den Verstorbenen am Freitag, dem 4. Dezember 2020, um 10:30 Uhr in der Pallottinerkirche St. Marien in Limburg. Im Anschluss findet die Beerdigung auf dem Friedhof des Missionshauses statt.
Da aus den derzeitigen gesundheitlichen Auflagen (Covid-19) die Anzahl der Teilnehmer limitiert ist, bitten wir Sie, sich bis Mittwoch im Foyer Vinzenz Pallotti unter Tel. 06431 401-0 oder unter der E-Mail-Adresse: foyer@pallottiner-limburg.de anzumelden und registrieren zu lassen, wenn Sie an der Beerdigung teilnehmen möchten.
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