Im Gedenken
Bruder Ludwig Günther SAC
In den frühen Morgenstunden des 22. April 2020 starb im Herz-Jesu-Krankenhaus in Dernbach unser Mitbruder Br. Ludwig Günther SAC. Er war 83 Jahre alt und 63 Jahre Pallottiner.
Am 24. August 1936 wurde er in Schweinfurt geboren. Seine Eltern waren der Landwirt Max Günther und seine Frau Aloisia, geborene Amend. Die Familie lebte in Wolfmannshausen in Thüringen. Ludwig hatte vier Geschwister. Er war Messdiener. Der Pfarrer unterrichtete ihn und andere, um sie auf den Priesterberuf vorzubereiten.
Aus Wolfmannshausen stammte Pater Otmar Friedrich SAC (1912 – 1996), durch den Familie Günther einen Bezug zu den Pallottinern hatte. Nach der Volkschule entschloss sich Ludwig im April 1949, mit einer Gruppe von zwölf Personen in einer Nacht- und Nebelaktion über die Zonengrenze nach Westen zu gehen. Zu dritt kamen sie im Missionshaus in Limburg an; er zog weiter an das Herman-Josef-Kolleg der Pallottiner nach Rheinbach. 1951 wechselte er in das Aspirat (Brüder-Nachwuchs-Institut) der Gemeinschaft in Limburg. Leider waren im Missionshaus schon alle Lehrstellen in der Schlosserei und der Elektrowerkstatt besetzt. Diese beiden Bereiche hätten ihn sehr interessiert. Man suchte einen Lehrling im landwirtschaftlichen Betrieb. Ludwig Günther willigte ein. Er entschied sich, Pallottiner zu werden, und begann im November 1954 das Noviziat. Am Andreastag des Jahres 1956 legte er seine erste, am 30. November 1961 seine ewige Profess ab. Zunächst arbeitete er auf dem Albrechtshof bei Bendorf; von dort aus wurde die Hochschule in Vallendar mit Lebensmitteln versorgt. Dann ging er wieder nach Limburg und bereitete sich neben der Arbeit in der Landwirtschaft auf seine Ausreise vor. Denn sein großer Wunsch, Missionar zu werden, ging in Erfüllung.
Im Oktober 1962 wurde er in die Mission nach Australien gesandt. Hier konnte er seine ursprünglichen handwerklichen Interessen einüben und einbringen. Zunächst tat er das als Hausmeister, Maschinist und Fuhrparkbetreuer im westaustralischen Tardun. Hier hatte die Gemeinschaft seit 1926 ein Internat für Aborigines-Kinder und eine große Farm. Bruder Günther betreute die Pumpen, die Traktoren und die Schulbusse, mit denen die Kinder in verschiedenste Schulen gebracht und wieder abgeholt wurden.
Von 1968 bis 1980 war er in der Beagle-Bay-Mission tätig. Hier kümmerte er sich neben der Farm auch um die Maschinen der Limonadenfabrik. Rektor Pater Joseph Karney hatte die Idee gehabt, die Station mit einer Limonadenfabrik zu finanzieren. So verkaufte man viele Jahre „Pallottiner-Limonade“, um die Arbeit der Patres und Brüder in der Pfarrei und der Schule in dieser Aborigines-Region zu ermöglichen.
Jetzt wechselte Br. Günther aus dem westaustralischen Kimberley-Gebiet in das fast 4000 km entfernte Pallotti-College in Millgrove nördlich von Melbourne. Für viele Menschen ist der Ort bis heute ein geistliches Zentrum; hier fanden und finden Schulungen und Versammlungen der pallottinischen Familie (Unio) statt; hier wurden „Laienmissionare“ ausgebildet. Über viele Jahrzehnte gingen Frauen und Männer aus katholischen Gemeinden in Ostaustralien (vor allem aus dem Raum Melbourne und Sidney) für je drei Jahre in die „Pallottiner-Missionen“ der Aborigines-Gebiete Westaustraliens. Meist blieben sie über ihre „Dienst-Jahre“ hinaus der Gemeinschaft treu verbunden.
Br. Günther wechselte 1988 wieder nach Tardun. Und wieder kümmert er sich als Hausmeister und Fahrzeugwart um die Wasser- und Stromversorgung, um die Traktoren und Schulbusse; und wenn es sein musste, half er auch in der Landwirtschaft, bei den Schafherden, auf den Hafer-, Weizen- und Lupinenfeldern. Obschon er in seiner Arbeit nur einen indirekten Bezug zu den Aborigines hatte, schätzte er im Laufe der Jahre immer mehr deren Kultur und Geschichte und freute sich über die Wertschätzung, die die Mitbrüder, die Laienmissionare und die „Missionare auf Zeit“ den Aborigines entgegenbrachten.
Als 2003 das Internat geschlossen und die Fram veräußert wurde, wechselte er in die kleine Pallottiner-Kommunität nach Dongara an der australischen Ostküste. Hier sorgte er für das Haus und den Garten, pflegte den Rasen. Hier liebte er das Schwimmen im Meer. Und hier machten ihm zunehmend gesundheitliche Probleme zu schaffen.
Obschon er regelmäßig auf Heimaturlaub in Deutschland war und die Mitbrüder im Missionshaus in Limburg sowie seine Familie in Thüringen besuchte, war er mit der Zeit nicht allein von der Staatsbürgerschaft her Australier geworden. Doch seine gesundheitlichen Probleme zwangen ihn, über eine Heimkehr in das Missionshaus nach Limburg nachzudenken. Schweren Herzens entschloss er sich 2017, diesen Schritt zu tun. Er vermisste zwar stark das Autofahren und das Schwimmen im Meer, aber er fühlte sich gut aufgehoben und wohl in der Hausgemeinschaft. Oft musste er diese verlassen zu Behandlungen in Krankenhäusern. So zuletzt im Herz-Jesu-Krankenaus in Dernbach, wo er unerwartet starb.
Mit Br. Ludwig Günther verlieren wir einen Mitbruder, der das klassische Bild eines Pallottiner-Bruders lebte. Treue in der Arbeit. Treue im Gebet. Das machte ihn zu einem wertvollen Mitbruder in der Gemeinschaft. Das machte ihn vielen Menschen sympathisch. Der eher schüchterne und oft von Selbstzweifeln geplagte Mann überzeugte durch seine stille Freundlichkeit und zurückhaltende Zugewandtheit.
Noch nach Jahren hielten ehemalige „Laienmissionare“ und ehemalige „Missionarinnen und Missionare auf Zeit“ (MaZler), junge Leute, die aus Deutschland für ein Jahr in Tardun oder Millgrove waren, besten Kontakt zu ihm. Eben weil auch Br. Günther auf der jeweiligen Station lebte, war es für die „Missionarinnen“ und „Missionare“ ein gutes Erlebnis, dort mitzuleben und mitzuwirken. Seine Art, Pallottiner zu sein, war glaubwürdig und brachte ihm Respekt und Sympathie ein.
Den derzeitigen Umständen geschuldet, wird Br. Ludwig Günther am Montag, dem 27. April 2020, auf unserem Friedhof in Limburg in einem kleinen Kreis beigesetzt.
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