Im Gedenken

Bruder Willibald Wagenbach SAC

Am Nachmittag des 12. Dezembers 2023 verstarb in Limburg unser Mitbruder Bruder Willibald Wagenbach SAC mit 96 Lebens- und 68 Professjahren.

Bruder Willibald wurde am 18. Mai 1927 in Eschhofen bei Limburg als Sohn des Landwirtes Wilhelm Wagenbach und seiner Ehefrau Maria geboren. Mit vier Geschwistern wuchs er auf. Schon früh waren ihm in Limburg die „Männer in den schwarzen Gewändern aufgefallen“; aus der Familie hörte er von den Aufgaben in der Mission. Fasziniert davon, wechselte er 1938 auf die Schule der Pallottiner in Ehrenbreitstein. Im späteren Leben bezeichnet er dieses erste Jahr als Schönstes in seinem Leben, das ihm die Kraft gegeben habe, vieles durchzustehen. Schon 1939 wird die Schule von den Nationalsozialisten geschlossen und Willibald wechselt auf das Realgymnasium nach Limburg. 1944 wird er zum Arbeitsdienst und im letzten Kriegsjahr 1945 zum Wehrdienst eingezogen. Als junger Mensch muss er den Tod von Kameraden erleben, wird selbst bei einem Bombenangriff verschüttet. Nach der Rettung aus dem Bombenkeller, hört er das erste Mal ein eigenartiges Brausen in seinen Ohren.

Nach der Kriegsgefangenschaft, aus der er geflohen war, beendete er die Schule mit dem Wunsch, Priester zu werden. 1949 trat er als Spätberufener ins Bischof-Vieter-Kolleg in Limburg ein. Im Noviziat beschreibt ihn sein Novizenmeister: „Für ihn sind die Dinge einfach und klar aufgrund seiner großen Innerlichkeit.“ Leider blieb für Willibald Wagenbach nichts einfach: die zunehmenden Hörprobleme, das starke Brausen und der Schwindel schränkten ihn gesundheitlich stark ein und machten ein geregeltes Studium fast unmöglich. Auch wurde von Seiten der Gemeinschaft, dem damaligen Kirchenrecht folgend, seine Eignung zum Priester in Frage gestellt. Lange kämpft Bruder Willibald um seine Berufung. Er schreibt: „Ich sehe in der Schwerhörigkeit kein Hindernis für den Priesterberuf, sondern einen Ansporn, die körperliche Schwerhörigkeit durch eine seelische Feinhörigkeit auszugleichen.“

Seiner Berufung zum Pallottiner folgend, willigt er schließlich ein, Bruder zu werden, und muss noch einmal das Brüdernoviziat durchlaufen. Am 30. November 1962 legt er seine Ewige Profess ab. Es folgten Jahre in Limburg, als Brüderpräfekt und in der Provinzkanzlei, deren Leiter er 1969 wird. Die zunehmende Ertaubung und die starken Nebengeräusche, die er ständig als Brausen und Pfeifen im Kopf hat, belasten ihn nervlich schwer. Trotz all dieser Belastungen arbeitet er in Vallendar als Bibliothekar und baut in den kommenden Jahren eine moderne Hochschulbibliothek auf. Alle Behandlungen, auch eine große Operation 1971, bleiben erfolglos. Der Arzt gibt ihm schließlich den Rat: „Sie müssen lernen, die Worte vom Mund abzulesen.“

Und er beginnt den Verlust des Hörsinns für sich als eine neue Berufung zu verstehen. Er lernt nicht nur die Worte vom Mund abzulesen, sondern entwickelt seine eigene Methode des Ablesens, die er an andere weitergeben möchte. Er bietet im Koblenzer Verein für Schwerhörige Kurse an, erarbeitet eine Kursmappe und bald, durch viele Spenden finanziert, erscheint sein Buch: Wer nicht hören kann, muss(ab-)sehen. Sein Werk findet große Beachtung, ist es doch eines der ersten Bücher, das gehörlosen Menschen die Beteiligung am sozialen Leben jenseits der schwer zu erlernenden Gebärdensprache ermöglicht. Seine neue Berufung ist es, Gehörlose und Ertaubte aus der Einsamkeit und Isolation zurück in die Gemeinschaft zu führen. Das ist auch sein eigener Wunsch: wahrgenommen zu werden, angesprochen und nicht an den Rand gestellt zu sein. Er entdeckt das Gebiet der Seelsorge für Gehörlose als wichtiges Betätigungsfeld und hilft unzähligen Menschen, mit ihrem Schicksal umgehen zu lernen. Er predigt, hält Vorträge und ruft zum sensiblen Umgang und zu Achtsamkeit auf.

1992 wird er Sakristan der Hochschule in Vallendar und bleibt es über 20 Jahre lang. 1997 wirft ihn ein Herzinfarkt aus der Bahn und zwingt ihn zu mehr Ruhe. Geehrt wird Bruder Willibald durch die höchste Auszeichnung des Deutschen Schwerhörigenverbandes, aber mehr noch durch viele Menschen, die sich an ihn wenden, um ihm ihre Dankbarkeit für seine Hilfe zu zeigen.

2015 wechselt er auf die Seniorenstation in Limburg.

Was es bedeutet, das Gehör zu verlieren, jahrzehntelang durch einen starken Tinnitus aus der inneren Ruhe gerissen zu werden, können wir nur erahnen. Dankbar schauen wir auf das Leben eines Mitbruders, der in all diesen Belastungen, die er selbst als sein Kreuz bezeichnete, immer fröhlich, oft mit einem Schalk im Blick, den Menschen zugewandt blieb. In dem Vertrauen, dass er ein Leben lang in den Herrn hatte, legen wir ihn in Seine Hände.

Wir feiern die Eucharistie im Gedenken an Bruder Willibald Wagenbach SAC am Montag, dem 18. Dezember 2023, um 10:30 Uhr in der Pallottinerkirche St. Marien zu Limburg, Wiesbadener Straße 1. Anschließend geleiten wir den Verstorbenen auf den Friedhof der Gemeinschaft zu seinem Grab.

Priester, die konzelebrieren wollen, werden gebeten, Schultertuch, Albe und Stola mitzubringen. An Stelle zugedachter Kranzspenden erbitten wir im Sinne des Verstorbenen eine Spende für die missionarischen Aufgaben unserer Gemeinschaft. (Pallottiner KdöR, HypoVereinsbank Augsburg, IBAN DE75 7202 0070 0007 7054 17)

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