Im Gedenken
Pater Franz Nguyen SAC
Am 5. März verstarb im Krankenhaus in Herne unser Mitbruder Pater Franz Nguyen SAC. Er wurde 63 Jahre alt, war 29 Jahre Pallottiner und 24 Jahre Priester.
Am 30. August 1958 wurde Ngoc Thuy Nguyen in Cholon (Saigon) in Vietnam als zweites von neun Kindern des Tischlers Kim Nguyen und seiner Ehefrau Bui Thi Mau geboren. Die Familie ist seit mehreren Generationen katholisch. Ngoc feierte seinen Namenstag immer am Fest des hl. Franz-Xaver, am 3. Dezember. Da die Menschen in Deutschland sich mit seinem Namen schwertaten, nannte er sich selbst Franz und änderte offiziell seinen Vornamen 1996 mit seiner deutschen Einbürgerung.
Er wuchs in seiner Familie in Vietnam auf und besuchte dort die Grund- und die Hauptschule. 1973 ging er in das Kleine Seminar in Saigon. 1977 machte er sein Abitur und wurde zum Militär eingezogen. Ende der 70er-Jahre griff die kommunistische Regierung Kambodscha an. Zum Töten war Thuy Nguyen nicht bereit. Deshalb desertierte er und floh mit den sogenannten Boat-People. Die Flucht war lang und schwierig und über sieben Tage extrem gefährlich. Erst kam Sturm auf, und schließlich fiel der Motor des Bootes aus. Nach all diesen Schwierigkeiten und Ängsten kam er nach Deutschland und lebte mit seinem Bruder in Hamburg. Dort lernte er mühsam die deutsche Sprache, die ihm ein Leben lang schwerfallen sollte.
Nach der geglückten Flucht wollte er Gott danken, dass er nun in einem freien Land leben konnte. Er nahm den Gedanken seiner Schülerzeit, Priester zu werden, wieder auf und studierte zunächst von 1983 bis 1985 vier Semester in Rom an der Universita Urbania. Von 1985 bis 1989 studierte er als Priesteramtskandidat für das Bistum Hildesheim Theologie in St. Georgen in Frankfurt. Das Bistum versagte ihm den Wunsch, Priester zu werden und bot an, ihn als Ständigen Diakon in Dienst zu nehmen.
Gespräche mit P. Hubert Merschbrock SAC, der zu dieser Zeit Pfarrer in Hamburg war, führten ihn zu den Pallottinern, sowie erste Besuche in den Häusern in Limburg und Untermerzbach. Gleich hat ihn das Gemeinschaftsleben in Untermerzbach angesprochen, und es wuchs der Wunsch in ihm, Pallottiner zu werden.
Nach seinem Postulat im September 1992 in Olpe begann Franz Nguyen im Oktober des gleichen Jahres sein Noviziat in Untermerzbach. Seine erste Profess legte er bereits nach dem ersten der beiden Noviziatsjahre, am 3. Oktober 1993, ab. Von 1994 bis 1997 schloss er seine Studien der Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Pallottiner in Vallendar ab. Das Studium fiel ihm nicht leicht, doch trotz sprachlicher Schwierigkeiten und Misserfolge im Studium, die er mit Würde trug, erreichte er einen kirchlich und staatlich anerkannten Abschluss der Theologie. Die Profess auf Lebenszeit legte er am 12. Oktober 1997 ab und wurde eine Woche später von Weihbischof Dr. Paul Wehrle in Bruchsal zum Diakon geweiht. Anschließend begann er sein Pastoraljahr in der Pfarrei St. Jakob in Friedberg. Die Priesterweihe empfing er am 14. Juni 1998 von Weihbischof Dr. Alfred Kleinermeilert in der Hochschulkirche in Vallendar. Es freute ihn besonders, dass seine Eltern an diesem Fest teilnehmen konnten.
Vom 1. Januar 1999 bis zum 31. August 2001 war P. Franz Nguyen Kaplan der Pfarrei St. Marien in Limburg.
P. Franz Nguyen lebte gerne in Deutschland und war dankbar dafür. Kreativ gestaltete er bereits im Noviziat und anschließend noch viele Jahre lang das Gemeinschaftsleben mit – nicht zuletzt durch seine geschätzten Kochkünste. Gerne bot er den Mitbrüdern vietnamesisches Essen an. Ganz und gar identifizierte er sich mit seiner pallottinischen Gemeinschaft. Doch er liebte auch sein Heimatland. Sein großes Engagement galt seinen Landsleuten aus Vietnam, die zu einem großen Teil wie er mühsam Flucht und Neuanfang hinter sich hatten. Besonders der Zusammenhalt der vietnamesischen Katholiken lag ihm am Herzen.
So war er in der Vietnamesischen Gemeinde in Deutschland bekannt, und als ein vietnamesischer Seelsorger seinen Dienst aus gesundheitlichen Gründen reduzieren musste, übernahm Franz gerne diese Aufgabe. Am 1. September 2001 wurde er mit halber Stelle zum Seelsorger für Katholiken aus Vietnam in den (Erz-)Diözesen Essen und Paderborn bestellt. Zugleich war er mit halber Stelle als Kaplan in der Pfarrei Christ-König in Mülheim/Ruhr engagiert. Dort wohnte er mit den Mitbrüdern im Pfarrhaus. Nach der Auflösung dieser pallottinischen Gemeinschaft in Mülheim 2018 zog er nach Herne um und wohnte zusammen mit dem Pfarrer und einem anderen vietnamesischen Priester im Pfarrhaus. Weiterhin war er mit halber Stelle für die Katholiken aus Vietnam in den (Erz-)Diözesen Paderborn und Essen zuständig und zugleich in der Pfarrei St. Dionysius Herne tätig.
Die für seine Ausbildung verantwortlichen Mitbrüder bescheinigten Franz Nguyen immer wieder eine gewinnende Freundlichkeit. Mit seinem Lächeln verführte er auch sein jeweiliges Gegenüber gerne zur Freude. Er war sehr kontaktfreudig und konnte Menschen miteinander vernetzen. In vielen Gesprächen begleitete er als Seelsorger mit großem Eifer Menschen in ihren Nöten. Trotz großer Entfernung zu einem Teil seiner Verwandtschaft galt seine Sorge auch dem kranken Vater und seiner erkrankten Schwester, die er beide nach Deutschland zur Behandlung holte.
Die Corona-Pandemie machte vielen Menschen in den letzten beiden Jahren zu schaffen, auch P. Franz Nguyen. Aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen gehörte er in der Pandemie zur Risikogruppe und musste leider seine Aktivität in der Vietnamesenseelsorge einschränken. Besuche in Familien und Gemeinden der beiden Diözesen waren zeitweise nicht möglich. Darunter litten die Seelsorge und der Seelsorger.
Überraschend wurde P. Franz Nguyen am Sonntag, 6. März, in seiner Wohnung aufgefunden und war nicht mehr ansprechbar. Er starb kurz darauf im Krankenhaus.
Mit P. Franz Nguyen verlieren wir einen freundlichen Mitbruder, der in seinem geistlichen Leben gewissenhaft und treu war. Er liebte die Menschen, denen er begegnen durfte, und freute sich über viele Begegnungen. So schreibt er selbst einmal im Pfarrbrief: „Jede Begegnung ist für mich sehr wichtig, denn durch sie lässt sich der Segen Gottes spüren.“ Wir wünschen ihm nun die Begegnung mit Gott, seinem Schöpfer, der ihm eine bleibende Heimat in seinem Reich schenken möge.
Wir feiern die Eucharistie im Gedenken an P. Franz Nguyen SAC am Mittwoch, dem 16. März 2022, um 10:30 Uhr in der Pallottinerkirche St. Marien zu Limburg, Wiesbadener Straße 1. Anschließend geleiten wir den Verstorbenen auf den Friedhof der Gemeinschaft zu seinem Grab.
Wegen der derzeitigen Corona-Regelungen bitten wir Sie, sich bei Fr. Nadja Dresler unter Tel. 06431 401-265 oder unter der E-Mail-Adresse nadja.dresler@pallottiner.org im Missionshaus Limburg anzumelden und registrieren zu lassen, wenn Sie an der Beerdigung teilnehmen möchten. Für die Teilnahme an Gottesdiensten gilt im Bistum Limburg die 3G-Regel. Halten Sie also beim Betreten der Kirche die entsprechenden Dokumente bereit.
Priester, die konzelebrieren wollen, werden gebeten, Schultertuch, Albe und Stola mitzubringen.
An Stelle zugedachter Kranzspenden erbitten wir im Sinne des Verstorbenen eine Spende für die missionarischen Aufgaben unserer Gemeinschaft (Pallottiner KdöR, HypoVereinsbank Augsburg, IBAN DE75 7202 0070 0007 7054 17).
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