Im Gedenken
Pater Ferdinand Thome SAC
Am Sonntag, dem 24. Mai 2020, verstarb in München unser Mitbruder Pater Ferdinand Thome SAC im Alter von 82 Jahren, mit 58 Profess- und fast 54 Priesterjahren.
Ferdinand Thome, am 5. November 1937 in Heidelberg geboren und vier Tage später getauft, ist in Rot (heute St. Leon-Rot) zusammen mit zwei Schwestern und drei Brüdern aufgewachsen. Er war „Skarls“ drittes Kind. „Skarls“ war der Hausname für die Familie und das Kolonialwarengeschäft von Albert Thome und seiner Ehefrau Thekla, geb. Geider. Trotz Kriegszeit, in der die Mutter mit damals vier Kindern das Leben in Familie und Geschäft meistern musste, verliefen die Kinderjahre wohlbehütet in katholisch geprägter Umgebung. Zum Glück ist 1946 der Vater wieder heil aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt.
Als Ferdinand 1951 in das Gymnasium und Internat der Pallottiner St. Paulusheim in Bruchsal eintrat, begann für ihn ein neuer Lebensabschnitt. Noch weit über seine Schulzeit hinaus hielt sich sein Ruhm als herausragender Handballspieler der Schulmannschaft. Nach dem Abitur 1960 trat er in das Noviziat der Pallottiner in Untermerzbach bei Bamberg ein, legte dort 1962 die erste Profess ab und studierte bis 1963 Philosophie und anschließend bis 1967 Theologie an der Theologischen Hochschule in Vallendar. Am 29. März 1966 wurde er zusammen mit 16 weiteren Kandidaten durch den Trierer Weihbischof Carl Schmidt in Vallendar zum Diakon geweiht und am 17. Juni 1966 in der Heilig-Geist-Kirche in Augsburg-Hochzoll durch Bischof Anthony Padiyara von Ootacamund (Südindien) zum Priester. Ab 1967 war er Kaplan in der jungen Pfarrei „Zwölf-Apostel“ in Augsburg-Hochzoll, um dann ab 1968 im St. Paulusheim in Bruchsal zunächst als Präfekt, später als Heimleiter des Internats zu wirken. Hierfür erwarb er sich durch eine heimpädagogische Ausbildung in Köln-Porz die nötige Qualifikation.
1975 wurde er zum Rektor und Schulleiter von „St. Bernhard“ (Förderschule und Progymnasium) in Schwäbisch Gmünd ernannt. Seine besondere Fürsorge galt hier deutschstämmigen jugendlichen Spätaussiedlern aus Osteuropa. Bereits 1981 wurde er zusätzlich zum Provinzrat der süddeutschen Pallottinerprovinz berufen und schließlich 1984 in das Amt des Provinzials gewählt, das er bis 1990 innehatte. Rückblickend schrieb P. Thome: „Sechs Jahre Provinzoberer zu sein, nicht nur für Süddeutschland, sondern auch mit Auslandsgebieten in Spanien und Kroatien, mit großen Missionsgebieten in Südamerika und Indien, das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Als Letztentscheidender braucht man einen klaren Blick für das Notwendige und Mögliche, ein weites Herz in der Beurteilung von Begrenzungen und Begabungen, aber auch die Stärke, mit Gottes Hilfe Ziele zu setzen und anzustreben.“
Nach dieser anstrengenden Zeit übernahm er 1990 das Amt des Rektors des Pallotti-Hauses Freising, verblieb aber gleichzeitig noch für weitere sechs Jahre als Provinzrat in der Provinzleitung.
Dann kam für P. Thome eine Zeit der Neuorientierung. Sein Wunsch war es, in enger familiärer Gemeinschaft mit Mitbrüdern und Laien modellhaft die Vision Pallottis zu verwirklichen. Nach vielen Diskussionen in der Provinzöffentlichkeit erschien schließlich das „Christkönigsheim“ in Stuttgart, dafür der geeignete Ort zu sein. Bereits dort zum Rektor ernannt, gab P. Thome diesen Auftrag aber wieder zurück. Während einer Sabbatzeit im Heiligen Land reifte in ihm die Überzeugung, seinem Wunsch in anderer Weise näherzukommen: in der deutschsprachigen Seelsorge in der Türkei mit der Pfarrei „St. Paul“ in Istanbul als Standort.
Diese Aufgabe, die er 1997 zusammen mit der Pastoralreferentin Barbara Hillenbrenner übernahm, war in vielerlei Hinsicht eine große Herausforderung. Da war einmal die ungewohnte Diasporasituation in einer 12-15 Millionenstadt muslimischer Prägung, zum anderen aber auch der ständige, oft sehr kurzfristige Wechsel der Gemeindemitglieder. Ein einschneidendes Ereignis war das schwere Erdbeben im August 1999. Obwohl man in der Türkei gelernt hat, mit Erdbeben zu leben, so war dieses doch von ungewöhnlicher Stärke. Die Pfarrei „St. Paul“ versuchte unter größten Anstrengungen, Menschen in der ärgsten Not beizustehen. Für P. Thome war klar, den vom Einsturz ihrer Häuser bedrohten Menschen im Pfarrgarten Zuflucht zu geben. Diese Zeit ließ ihn in einer neuen Weise Kirche als Heilsgemeinschaft erleben.
Fünf Jahre später hieß es Abschied nehmen, verbunden mit einer neuen Kontrasterfahrung: Der Wechsel führte 2004 vom Bosporus an den Fuß der Zugspitze, von der Weltstadt Istanbul in die ländlich geprägte Pfarrei „St. Johannes der Täufer“ in Grainau. Bei seinem Antritt sagte er: „Grainau ist meine erste‚ normale Pfarrei. Da ist es gut, dass ich aus verschiedenen Bereichen Erfahrungen mitbringe. Die stärkste Prägung erhielt ich aber als Pallottiner. Es ist mir wichtig, die Laien als mündige und verantwortungsbewusste Glieder der Kirche zu sehen und zu fördern.“
Als P. Thome 2012 in die Großstadt München umzog, um als Seelsorger in der Innenstadtpfarrei Hl. Geist am Viktualienmarkt mitzuhelfen, wünschte er sich eine Gemeinschaft, „in der man sieht, wie Christen miteinander umgehen, wie sie miteinander beten, miteinander Lasten tragen und miteinander feiern.“ Daran hielt er fest, auch als seine Kräfte immer schwächer wurden. So feierte er noch wenige Tage vor seinem Tod, am Fest Christi Himmelfahrt, zusammen mit seiner Familie Eucharistie. Und am Vortag seines Sterbens, im Rahmen einer Segnungsfeier, bei der Vizeprovinzial P. Pfenning ihm die Krankensalbung spendete, war es ihm wichtig, dass alle, die dabei waren, sich von ihm segnen ließen und sie ihn segneten. Da wird sein Wort lebendig: „Wir haben eine neue Chance; nutzen wir sie!“ – Diese neue Chance ist ihm verheißen. Unser Glaube lässt uns hoffen, dass sie ihm auch geschenkt wird.
Wir feiern die Eucharistie im Gedenken an den Verstorbenen am Freitag, dem 5. Juni 2020, um 10:30 Uhr in der Wallfahrtskirche Herrgottsruh, Herrgottsruhstr. 29, 86316 Friedberg. Anschließend findet die Beisetzung auf dem Friedhof der Gemeinschaft statt.
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