Schwester Rita Lore Wicklein SAC Pallottinerin, Missionarin, Ärztin in Brasilien

„Jeder wollte ein Fest feiern“

Als Ärztin erlebte Sr. Rita-Lore in Brasilien ihre Berufung, dann als Generalvikarin in Rom

Sie absolvierte eine kaufmännische Lehre in den Höchster Farbwerken, dann trat sie bei den Pallottinerinnen als Schwester ein und studierte Medizin. 24 Jahre leistete Rita-Lore Wicklein Pionierarbeit als Ärztin auf einer Missionsstation in Brasilien und wurde nach ihrer Rückkehr Generalvikarin in Rom. Seit zwei Jahren lebt die betagte Ordensfrau im Haus Felizitas im Limburger Kloster Marienborn, genau dort, wo sie vor 53 Jahren ihr Versprechen ablegte, um nach den Regeln des heiligen Vinzenz Pallotti zu leben.

Aufgewachsen in Hofheim im Taunus beendete Rita-Lore die dort von den Dernbacher Schwestern geführte Elisabethenschule mit der Mittleren Reife. Ihr Vater war Chemotechniker und vermittelte sie in die Farbwerke. „Wir waren drei Mädchen, als unsere Mutter mit 29 Jahren starb. Vater war in amerikanischer Kriegsgefangenschaft. Eine Tante hat sich um uns gekümmert“, blickt die heute 87-Jährige zurück. „Als unser Vater später ein zweites Mal heiratete, hatten wir wieder eine Mutter. Es war das Beste, was uns passieren konnte, und wir bekamen noch zwei Geschwister“, erzählt sie weiter. Vier Geschwister leben noch und halten Kontakt.

Den Anstoß, ins Kloster zu gehen, bekam Rita-Lore durch den Jesuitenpater Johannes Leppich (1915–1992), der wegen seiner beißenden Gesellschaftskritik auch das „Maschinengewehr Gottes“ genannt wurde. Den entscheidenden Satz, der ihr zu denken gab, hat die Pallottinerin noch heute in den Ohren: „Wenn wir nicht helfen, wird Südamerika kommunistisch.“ Und nachdem sie in Frankfurt eine Ausstellung über die Mission gesehen hatte, stand für sie schon frühzeitig fest: „Ich gehe ins Kloster und will Missionsschwester werden.“ Danach nahm sie Kontakt mit dem bekannten Limburger Pallottinerinnen-Kloster auf und ging ins Noviziat.

„Bei Dr. Feix habe ich meinen ersten Blinddarm operiert“

Nachdem sie die Vorbereitungszeit beendet und ihre Profess abgelegt hatte, verbrachte sie eine Zeit im Schwesternhaus in Langendernbach. In der Limburger Marienschule bestand sie das Abitur und hatte den Wunsch, Medizin zu studieren. Als Ordensschwester könne man keine Ärztin sein, habe die damalige Generaloberin ihre Hoffnung gedämpft und sie in die Verwaltung schicken wollen, berichtet Wicklein. Doch die junge Nonne ging ihren Weg und studierte Medizin in Heidelberg. Drei Jahre war sie Assistenzärztin im St. Vincenz-Krankenhaus. Die Seniorin weiß es noch ganz genau: „Bei Dr. Feix habe ich meinen ersten Blinddarm operiert“, und lacht. Weitere Stationen waren Krankenhäuser in Marburg und Bensberg sowie eine Arztpraxis in Kirberg.

Nicht Schulmedizin, sondern Gesundheitsmedizin

„Am 22. Januar 1980, auf den 130. Todestag unseres Gründers Vinzenz Pallotti, wurde mein Herzenswunsch wahr. Da bin ich nach Brasilien gefahren“, berichtet sie weiter. Zwei Jahre zuvor war im Nordosten des südamerikanischen Landes das neue Bistum Coroatá in Maranhão mit dem deutschen Pallottinerbischof Reinhard Pünder errichtet worden. Wir, drei Schwestern aus Bensberg, sagten damals: „Wir müssen ein Signal setzen und haben Pionierarbeit geleistet. Gelernt habe ich damals, dass es dort nicht auf Schulmedizin ankam, sondern auf Gesundheitsmedizin“, berichtet Schwester Rita-Lore. Erziehung zur Hygiene, Pflanzenheilkunde und Naturmedizin hätten ihre Arbeit bestimmt. „Wir haben Pillen zur Entwurmung von Kindern hergestellt, eine kleine Ambulanzstation aufgebaut und mit Laien gearbeitet, Häuser gebaut, Wortgottesdienste gehalten, eigentlich alles gemacht“, sagt sie mit einem zufriedenen Lächeln.

„Jeder wollte ein Fest feiern“

Den Beginn der dortigen Missionsarbeit, die sie von 1980 bis 2004 maßgeblich mitgestaltet hat, hat die Pallottinerin in einem Buch festgehalten. Als sie selbst schwer erkrankte, kam sie nach Deutschland zurück und wurde nach ihrer Gesundung für sechs Jahre zur Generalvikarin in der Zentrale der Ordensgemeinschaft in Rom gewählt. Sie vertrat in dieser Funktion die Generaloberin. „Brasilien hat in mir immer nachgewirkt“, sagt die hochgewachsene, schlanke Frau mit den weiß-grauen Haaren. 2016 wurde sie noch einmal für drei Monate zur Unterstützung auf ihre frühere Missionsstation zurückgerufen und sagt: „Das war ein ganz besonderes Erlebnis. Die Freude unter den Einwohnern war groß. Jeder wollte ein Fest feiern.“

Auf der Suche nach dem Sinn des Ruhestandes ist die rüstige Schwester Rita-Lore nach weiteren Zwischenstationen in Bensberg und Refrath 2023 im Haus Felizitas angekommen. Im Rückblick ist sie dankbar für alles, was sie tun konnte, und sagt: „Jetzt ist Zeit zum Überleben. Manchmal blicke ich überwältigt zurück, wie ich meinen Weg gemacht habe. Wo mich Gott hingeführt hat, das war meine Berufung.“

Beitrag & Bilder: Dieter Fluck

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