Ein geistliches Zentrum in der Region

Großer Andrang beim Tag des offenen Missionshauses

„Viele kennen das Haus von außen. Da haben wir uns gedacht, warum sollen wir es nicht einmal von innen zeigen.“ Mit diesen Worten begrüßte Pater Alexander Holzbach, am 22. September 2024, etwa 100 Besucherinnen und Besucher aus nah und fern zur zeitigen Kaffeetafel und im Laufe des Nachmittags wurden es rund 350. Mit so großem Interesse hatte der Rektor des Pallottiner-Missionshauses selbst nicht gerechnet. Es waren nicht nur Neugierige gekommen, die einen Blick hinter die Klostermauern werfen wollten. Viele Anwesende bekundeten ihre langjährige Verbundenheit und Dankbarkeit für die Dienste, die Patres und Brüder selbst im hohen Alter für die Gläubigen wahrnehmen.

Holzbach gab einen historischen Überblick der 1844 durch den römischen Priester Vinzenz Pallotti gegründeten „Vereinigung des Katholischen Apostolates“ – so die offizielle Bezeichnung der ordensähnlichen Gesellschaft. 1892 waren die beiden ersten Pallottiner nach Limburg gekommen und hatten den Walderdorffer Hof, einen ehemaligen Adelssitz in der Altstadt, zu ihrem Zentrum für die Missionsarbeit in Kamerun gemacht. Als es in Limburg bis zu 80 Brüder wurden, reifte der Entschluss für den Neubau „draußen in der Natur zwischen der Frankfurter- und der Wiesbadener Straße“.

„Sie sitzen nun in dem fast unveränderten Saal von 1897, in den man normalerweise nicht hineinkommt“, sagte Holzbach. Die Gäste durften den Kreuzgang, freilich auch die Buchhandlung besuchen. Einst seien es bis zu 500 Patres (Priester) und zumeist Brüder gewesen, die nicht zuletzt von der Bevölkerung über den in Limburg gegründeten Afrika-Verein von einer ungeheuren Begeisterung getragen waren. Der Rektor erinnerte an die klostereigene Vollversorgung, wofür unter anderem die Landwirtschaft, Gärtnerei, die Werkstätten wie die Druckerei sorgten. Seit 1911 gebe es den eigenen Friedhof, 1927 sei die Kirche eingeweiht worden, die 1944 zur Pfarrkirche St. Marien wurde. Im Krieg habe das Pallottinergebäude ein Notlazarett beherbergt und sei Hilfskrankenhaus gewesen. Ältere Menschen erinnerten sich an das eindrucksvolle Missionsmuseum. Heute leben noch 45 Mitbrüder im Haus, die meisten im Seniorenbereich.

Wer glaubte, alles über die Pallottinerkirche zu wissen, wurde von Andre Kramm eines Besseren belehrt. Der Limburger Architekt lobte das über 500 Menschen fassende Gotteshaus in den höchsten Tönen als zeitlos mutiges Zeugnis einer Baukunst ohne bestimmten Baustil. Für Jan Hubert Pinand, damals Architekt und Hochschullehrer in Darmstadt, sei es damals die erste Kirche gewesen, die sich zudem von der üblichen Kirchenbauweise unterschied.

„Die Pallottiner wollten keine Säulen, aber beidseitige Nischen“, sagte Kramm und so sei ein Stahlbetongerippe mit vorgehängten Kunstplatten entstanden. Die Kirche habe keine geraden Flächen, sondern Falten. Tiefe Fensternischen und die 98 Nischen im Chorraum sorgten für Lichtelemente. Der Kirchenraum beeindrucke durch seine Leichtigkeit: kompakt, gleichzeitig groß. Nach der umfangreichen Renovierung 2018 erinnerten die Orgelbrüstung und die Kanzel an die ursprünglich dunklere Fassung. Ein großes farbiges Fenster mit einem Marienmotiv über der Orgelempore und der im Altarraum verlegte Lahnmarmor sind weitere Besonderheiten, die Andre Kramm in seinem Vortrag hervorhob.

Tag der offenen Tür im Missionshaus der Pallottiner mit Mitsingkonzert in St. Marien

In der Kirche fand im Anschluss das Mitsingkonzert statt. Unter dem Titel „Menschen wacht auf“ hatten sich weit mehr Gläubige eingefunden als die Initiatoren erwartet hatten. Angeleitet von einem Projektchor aus dem Haus Wasserburg (Vallendar) leiteten die beiden Pallottinerpater Alexander Diensberg und Jörg A. Gattwinkel zu den von ihnen komponierten und getexteten Liedern an, die kräftig mitgesungen wurden.

In der Welt im Einsatz

Etwa 2.500 Pallottiner leben und arbeiten heute in Europa, afrikanischen Ländern und Indien. Über den Aufbau einer Landwirtschaft in Malawi berichtete Bruder Bruno Mukhupa. In dem Land im Südosten Afrikas, leben auf einem Drittel der Fläche Deutschlands knapp 20 Millionen Einwohner bei starkem Bevölkerungswachstum. Davon sind 83 Prozent Christen, darunter 60 Prozent Katholiken. Obwohl reich an Bodenschätzen, zählt Malawi zu den ärmsten Volkswirtschaften der Welt bei einem Tagesverdienst von weniger als einem US-Dollar. Dort haben Pallottiner Missionsstationen aufgebaut und befleißigen sich bei der Verbesserung der Lebensumstände.

Bericht & Bilder: Dieter Fluck

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