Die ewig junge Wasserburg

In Vallendar hat Jugendarbeit eine lange, immer neue Tradition

In Schönstatt, dem berühmten Ortsteil von Vallendar am Rhein, bieten Pallottiner seit den 1930er Jahren nahe der Gnadenkapelle religiöse Bildung für junge Leute an. Die Kurse laufen in einem Haus, das direkt am rauschenden Wambach steht; die jungen Leute sprechen bald von der „Wasserburg“. 1969 entsteht hier das „Bildungswerk für Jugendliche und Erwachsene“. P. Bernhard Pieler baut 1971 mit kirchlicher und staatlicher Hilfe das neue „Haus Wasserburg“ und gibt ihm ein tief religiöses und zugleich weltoffenes Gepräge. 2006 wird die „Pallottinische Jugendbildungs gGmbH“ Träger des Hauses, die heute nicht denkbar ist ohne die Inspiration von Geschäftsführer P. Alexander Diensberg und Hausrektor P. Jörg Gattwinkel. Gefragt und geschätzt sind die Musikwochenenden der beiden Pallottiner, die neben der „normalen“ Jugendarbeit der Wasserburg eine besondere Ausstrahlung geben. Das Besondere der Wasserburg wird auch besonders finanziert: durch Spenden. Ein Förderverein mit über 700 Mitgliedern unterstützt die Arbeit tatkräftig mit Eigenleistungen und finanziellen Zuwendungen. Jugendarbeit braucht Förderung, Spenden werden jederzeit benötigt und neue WohltäterInnen sind stets willkommen.

Zwei Pädagogen erzählen

Jugendbildungsreferentin Hannah Naundorf ist Leiterin des pädagogischen Teams der Wasserburg
Thomas Muth ist Leiter der Kinder und Jugendförderung beim Jugendamt Koblenz

Hannah Naundorf (28), ist Jugendbildungsreferentin und Leiterin des pädagogischen Teams der Wasserburg. Sie sagt: „Die Wasserburg ist meine erste Stelle nach dem Studium und ich empfinde meine Tätigkeit hier als große Bereicherung. So viel Abwechslung und so viele Menschen trifft man, glaube ich, in fast keinem anderen Bereich. Jede Woche erleben wir eine andere Schulklasse, verschiedene Schulformen, verschiedene Themen der Jugendlichen. Und hier erlebe ich, dass Kirche und Glaube noch mal ganz anders gelebt werden. Der Gottesdienst wird in den Kontext des Aufenthalts eingebettet und gemeinsam gestaltet. Ich denke, dass die Wasserburg den Schülern kreativere Zugänge zu Glauben und Spiritualität ermöglicht, als sie es sonst erleben. Hier wird auf Augenhöhe miteinander gesprochen, unter den Generationen wie unter Klerikern und Laien. Jeder nutzt die Gelegenheit, seine eigenen Werte zu hinterfragen. Man fühlt sich hier sehr wahrgenommen und angenommen; das ist etwas sehr Wertvolles, und das geht über die Pallottiner und das pädagogische Team hinaus. Jeder hat hier einen Blick für den anderen. Ich denke, es müsste mehr solcher Orte geben, wo Glaube und Kirche so offen und zum Anfassen gelebt wird, und man auch mit seinen Zweifeln und seinem Anderssein respektiert und willkommen ist.“

Thomas Muth (63), Dipl. Sozialpädagoge, ist Leiter der Kinder und Jugendförderung beim Jugendamt Koblenz. Er sagt: „Das Besondere der Wasserburg ist für mich, dass hier immer die jeweilige Lebenssituation der Menschen berücksichtigt wird, was z.B. in traditionellen Kirchengemeinden meiner Erfahrung nach eher schwierig ist. Als Erwachsene sind wir nicht Hauptzielgruppe der Wasserburg, aber oftmals Teil der Gottesdienstgemeinde. Das generationenübergreifende Miteinander, gerade an den Wochenenden und bei den Osterseminaren, führt die Menschen aus allen Altersgruppen zusammen.

Emma und Lena Rosenberg erzählen

Interview mit Emma Rosenberg in der Wasserburg
Interview mit Lena Rosenberg in der Wasserburg

Was hat euch in der Wasserburg am meisten angesprochen?
Emma: Vor allem die Menschen die da sind. Weil es eine ganz tolle Gemeinschaft ist, in der man sich sofort aufgehoben und wohl fühlt.
Lena: Ich denke auch, die Gemeinschaft ist sehr wichtig, diese Lebendigkeit. Und das alles, was man sagt, auch in die Tat umgesetzt wird. Dort werden Werte nicht nur vermittelt, sondern auch gelebt.

Welche der Angebote sprechen euch denn am meisten an?
Emma: Wir sind viel an Wochenenden hier. Besonders die Musikwochenenden, NGL-Wochenenden, vor allem eben mit Musik.
Lena: Über die Musik hinaus sind mir auch die großen Wochenenden sehr wichtig, im Advent und zu Ostern, wo man mit ganz verschiedenen Menschen ganz viele Dinge macht, sich mit Themen auseinandersetzt, Kulturangebote hat… Ja, eigentlich spricht mich alles an.
Emma: Und auch die Ferienwochenenden für Kinder und Jugendliche sind immer ganz tolle Zeiten.

Neben der Musik und der Gemeinschaft, gibt es noch andere Themen, die euch besonders interessieren?
Emma: Es geht auch oft um die Welt, die Umwelt. Und das finde ich ganz wichtige Themen, die sehr aktuell sind und in der Wasserburg sehr ernst genommen werden.
Lena: Gerade bei den Kinderferienfreizeiten war das immer ein großes Thema. Uns hat das sehr geprägt, gerade weil wir auch als jüngere Kinder uns schon mit Gottes Schöpfung auseinandergesetzt haben.

Was hat die Wasserburg, was andere Einrichtungen für eure Altersstufe nicht haben?
Lena: Das ist hauptsächlich tatsächlich die Gemeinschaft, die Lebendigkeit am Ort und die Atmosphäre. Man ist zusammen und kann komplett abschalten von allem, was drum herum ist.
Emma: Wenn man ankommt, ist man sofort da und kann sofort vom üblichen Stress in der Schule runterfahren. Es ist ein ganz eigener Ort und mit den Menschen hier ist es schon etwas ganz Besonderes.

Wie erlebt ihr denn in der Wasserburg den Umgang mit Glauben und Spiritualität, mit Themen, die ja sonst für viele in eurem Alter gar keine große Rolle spielen?
Emma: Der Glauben wird einem in der Wasserburg noch einmal ganz anders beigebracht. Man lernt auch, wie man den Glauben in sein eigenes Leben einbringen kann.
Lena: Besonders wichtig finde ich, dass man alles in Frage stellen und kritisieren darf, was in der Welt und der Kirche so passiert. Und wir können mit Gleichaltrigen darüber diskutieren. Wir sind eine große Gemeinschaft von Jugendlichen, die sich gerne auch mit Glaubensthemen auseinandersetzen. Da wird niemand ausgelacht, weil er eine bestimmte Meinung hat.

Habt ihr einen Lieblingsort auf dem Gelände oder im Haus?
Emma: Ich mag besonders den Raum der Stille mit den Kerzen in der Mitte. Das ist ein ganz besonderer Ort für mich.
Lena: Für mich ist es auch der Lieblingsort mit einer ganz besonderen Atmosphäre.

Das Gespräch mit den Schülerinnen Emma Rosenberg (14) und Lena Rosenberg (16) führte Andreas Schmid.

Einblick in das Haus Wasserburg der Pallottiner in Vallendar
Die Pallottikirche gehört zum Geistlichen Zentrum am Haus Wasserburg in Vallendar
Das Haus Wasserburg in Vallendar von oben

Interviews und Portraits: Andreas Schmid
Bilder Haus Wasserburg: Haus Wasserburg Archiv

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