
Abschied nach über einem Jahrhundert
Die Pallottiner verlassen Hofstetten im Bayerischen Wald
Mit einem feierlichen Gottesdienst haben sich die Pallottiner am Sonntag, 27. Juli 2025, aus Hofstetten im Vorderen Bayerischen Wald verabschiedet. Über 180 Besucherinnen und Besucher kamen in die Kapelle des Apostolatshauses; viele von ihnen fanden aufgrund des großen Andrangs nur außerhalb des Kirchenraums Platz – dorthin wurde der Gottesdienst per Übertragung geleitet. Zehn Geistliche zelebrierten die Messe in Konzelebration.
Dieser Tag markierte das Ende einer Ära, die über 100 Jahre zuvor begonnen hatte. Am 7. September 1919 hatte die norddeutsche Pallottinerprovinz mit Sitz in Limburg das Anwesen in Hofstetten von der Diözese Regensburg übernommen. Bereits kurz nach dem Erwerb begannen die Patres mit dem Bau eines neuen Hauses, das 1922 fertiggestellt wurde. Im Jahr 1947 ging das Haus im Zuge eines Tauschs an die süddeutsche Pallottinerprovinz mit Sitz in Friedberg über. Seit 1990 war Hofstetten als sogenanntes Apostolatshaus der Pallottiner ein Zentrum für Exerzitien, spirituelle Bildung und Erholung.








Wandel und Mitgestaltung von Kirche und Welt
Pater Markus Hau, Provinzial der Pallottiner, würdigte in seiner Ansprache die lange und bedeutungsvolle Geschichte der Niederlassung in Hofstetten. Er beschrieb den Abschied als schmerzhaften Prozess der Entwurzelung – nicht nur geografisch, sondern auch emotional und spirituell.
„Einen Ort aufzugeben, der so lange Halt war, vielen Heimat und Fluchtpunkt. Hofstetten war stets ein Ort, Gott zu begegnen. Das tut weh“, sagte Pater Hau. Aus christlicher Sicht könne eine Entwurzelung jedoch auch als Neuanfang, als Weg, als Chance zur Veränderung, zur Heilung und zum Aufbruch verstanden werden. Sie könne die Verabschiedung von Vergangenem sein und frei machen für etwas Neues – für eine neue Verwurzelung aus dem Geist des Apostolats, in der Nachfolge Jesu. Und: „Auch der heilige Vinzenz Pallotti mahnt uns: Geht, bleibt Pilger, dann werdet ihr im Segen sein!“
Hofstetten sei über Jahrzehnte hinweg ein Ort des Rückzugs, der Begegnung mit Gott und ein fester Anker im Leben vieler Menschen gewesen. Nun gehe eine prägende Phase zu Ende – eine Entscheidung, die unter anderem auf den demografischen Wandel im Orden zurückzuführen sei. Die Gemeinschaft zähle in Deutschland noch etwa 150 Patres, von denen nur rund 40 unter 60 Jahre alt seien. Der Rückzug aus Hofstetten bedeute jedoch nicht das Ende pallottinischer Sendung, sondern vielmehr eine Verlagerung der Kräfte – im Geiste des Ordensgründers Vinzenz Pallotti, der alle Christinnen und Christen immer wieder zur aktiven Mitgestaltung von Kirche und Welt aufrief.
Ein geistliches Zentrum von regionaler Ausstrahlung
Auch die stellvertretende Landrätin Gerlinde Graßl blickte in ihrer Ansprache auf die beeindruckende Entwicklung des Hauses zurück. Aus einem abgelegenen Bauernhof sei ein geistliches Zentrum von regionaler Ausstrahlung geworden – ein Ort, an dem christlicher Glaube gelebt, Gemeinschaft gepflegt und Bildung vermittelt worden sei. Sie erinnerte an die drei zentralen Anliegen der Pallottiner: die Vertiefung des Glaubens, den Einsatz gegen weltweite Armut und das Zeugnis der grenzenlosen Liebe Gottes.
Die Bürgermeisterin von Falkenstein, Heike Fries, erinnerte an die Feierlichkeiten zur 100-jährigen Grundsteinlegung der Hauskapelle im Jahr 2022. Damals habe es noch Hoffnung auf eine Zukunft am Standort gegeben – gestützt durch eine engagierte Gruppe von über 20 Ehrenamtlichen, die in einer Zukunftswerkstatt konkrete Konzepte für die Weiterführung des Hauses entwickelten. Trotz des Weggangs bleibe der Wunsch bestehen, Hofstetten als geistlichen Ort zu erhalten.
Dekan Ralf Heidenreich ordnete den Abschied als Teil eines umfassenderen Umbruchs in der Kirche ein. Auch wenn ein Kapitel geschlossen werde, bleibe das Buch des Glaubens geöffnet. Pfarrer Adolf Schöls erinnerte an zahlreiche Priestertreffen, die in seiner Zeit als Seelsorger in Nittenau in Hofstetten stattgefunden hatten.
Spiritueller Mittelpunkt einer starken Gebetsgemeinschaft
Domkapitular Josef Kreiml unterstrich, dass mit jeder Entwurzelung auch die Chance für neues Wachstum einhergehe. Ein Beispiel dafür sei Pater Klaus Schäfer SAC, der weiterhin in Regensburg tätig bleiben werde. Claudia Rosenhammer, Vertreterin des Apostolatskreises und der Zukunftswerkstatt, äußerte die Hoffnung, dass Hofstetten auch in Zukunft als spiritueller Mittelpunkt bestehen könne. In den letzten Jahren sei dort eine starke Gebetsgemeinschaft zusammengewachsen.
Am Ende der Feierlichkeiten konnten die Besucherinnen und Besucher ein kleines Fläschchen Weihwasser als Erinnerung mit nach Hause nehmen. Der Rektor des Hauses, Pater Markus Reck, bedankte sich bei den 16 Mitarbeitenden, die mit großem Engagement für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt hatten.
Mit dem Abschied aus Hofstetten bei Falkenstein geht eine über 100-jährige Ordensgeschichte im Vorderen Bayerischen Wald zu Ende. Was bleibt, ist die tiefe Verbundenheit vieler Menschen mit einem Ort, der für Spiritualität, Einkehr und gelebten Glauben stand – und vielleicht in neuer Form weiterwirken wird.











Beitrag: Josef Eberhard
Bilder: Claudia Rosenhammer, Pater Rainer Schneiders
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