
„Du bist ein Segen!“
In der Hochschulkirche in Vallendar legten zwei junge Pallottiner ihre Profeß auf Lebenszeit ab
Am Samstag, dem 11. Oktober, nahm Provinzial Pater Markus Hau in der Hochschulkirche in Vallendar die Ewige Profeß der beiden fratres Athanasius Onyegesi und Blessings Chagunda entgegen. Neben vielen Gästen und Mitbrüdern konnte er auch die Generalleitung begrüßen, die gerade in Rahmen ihrer Generalvisitation vor Ort war.
In seiner Predigt zitierte Pater Hau den Journalisten Mathias Greffrath, der fragt, wie man sehenden Auges einer Sache beitreten kann, die nicht mehr zu retten ist. Dabei habe Greffrath aber den derzeitigen Zustand der Welt gemeint, nicht die Kirche oder gar die Orden. Greffrath habe gegen das allgemeine Gefühl der Ohnmacht, der Entmündigung und des Sich-Ausbreitens von autokratischen Systemen das Sich-ändern-müssen, ein Heraustreten aus der Bequemlichkeit angemahnt.
Der Provinzial sprach von seiner eigenen Ohnmacht angesichts der Herausforderungen, vor denen die Gesellschaft, die Kirche „und auch wir Pallottiner“ stünden. Und er dankte den beiden jungen Mitbrüdern für das Evangelium, das sie ausgesucht hatten: Jesus heilt einen Blindgeborenen (Joh 9, 1 – 17). So wie der Blinde seine Augen am Teich Schiloach wusch, so müssten auch wir immer neu unsere Augen waschen, um Jesus zu sehen und mit ihm die Menschen. „Es geht um das Erkennen des Herrn in unserem Leben“, so der Provinzial. Auf ihn gelte es, immer wieder neu das Vertrauen zu setzen. Und er trug den beiden jungen Pallottinern einen Auftrag Vinzenz Pallottis aus einem Brief aus dem Jahr 1849 auf, „in allem und in allen unseren Herrn Jesus Christus zu sehen“. Das sei nicht immer leicht, aber er vertraue darauf, dass es den beiden gelinge, denn sie seien auf dem Weg zur Ewigen Profeß auch einen Weg der persönlichen Reifung und der geistlichen Vertiefung gegangen.
Aus Nigeria
Athanasius Onyegesi stammt aus Nigeria. 1987 in Lagos geboren hatte er nach längerer Berufssuche zunächst in der Heimat und dann in Kamerun Philosophie und Theologie studiert. Hier lernte er die Pallottiner und ihr Kirchenbild kennen. Nach Gesprächen mit dem damaligen Provinzial, Pater Helmut Scharler, kommt er 2020 nach Friedberg und absolviert dort bei Pater Jakob Wasensteiner sein Noviziat. Im Oktober 2022 wechselt er an Haus Wasserburg, hilft mit in der „Offenen Jugendarbeit“ in Vallendar, in der Kursarbeit im Haus und studiert online Gesundheitspsychologie und Medizinpädagogik. Damit will er sich für seine Tätigkeit in der Seelsorge qualifizieren. An Vinzenz Pallotti beeindruckt ihn, dass dieser keinen Unterschied gemacht habe zwischen Priestern und Laien, Gläubigen und Atheisten. Ihm war wichtig, „dass du Mensch bist“.
Athanasius ist dankbar für die Begleitung, die er in Vallendar bis heute durch Pater Scharler erfährt, er schätzt das liturgische und das Gemeinschaftsleben in Haus Wasserburg und freut sich auf die Menschen im Raum Vallendar und Benndorf, die er jetzt in der Pastoral begleiten darf. Am Tag nach der Ewigen Profeß wurde er in der Pallottikirche zum Diakon geweiht.













Aus Malawi
Bessings Chagunda stammt aus Malawi. 1997 geboren wuchs er in verschiedenen Orten mit seinen vier Geschwistern auf. Der Vater war Polizist und wurde mehrmals versetzt. Sein Onkel ist Bauingenieur; der war ihm lange Vorbild, dessen Beruf wollte er ergreifen. Doch dann machte er in seiner Pfarrei bei einem Jesuiten Exerzitien. Der sprach über Berufung. Das bewegte ihn zu der Frage, ob er nicht Priester werden solle. In dieser Zeit lernt er die Pallottiner kennen. Ein älterer Mitschüler geht zur Ausbildung in dieser Gemeinschaft nach Südafrika. Obwohl sein Vater Vorsitzender des Pfarrgemeinderates ist, ist er und auch seine Mutter gegen den Berufswunsch des Sohnes. „Denkst Du, dass Du glücklich wirst?“, fragt ihn ernst der Vater beim Abschied.
2016 geht er zur Ausbildung nach Südafrika (Noviziat in Merrivale, Studium in Cedara, Praktikum in Schule und Pfarrei in Cofimvaba). Nach Gesprächen mit dem damaligen Provinzial Pater Helmut Scharler kommt er 2021 nach Deutschland, zunächst in der Internationale Kommunität in Friedberg, dann in die in Vallendar. „Dass ich nach Deutschland ging, darüber waren meine Eltern wieder nicht glücklich“, sagt Blessings, und: „mit der deutschen Sprache habe ich mich sehr schwer getan.“ Diese Schwierigkeit ist inzwischen überwunden. Bessings fühlt sich wohl in Deutschland, schätzt das Leben in der Pallottiner-Gemeinschaft, und hat darüber hinaus viele Kontakte und Freundschaften geknüpft. Obschon die Kirche hier „ganz anders ist als in Malawi“, möchte er in Deutschland bleiben. Ihm fehle vor allem Bewegung und Tanz in der Liturgie. Und er spricht ehrlich davon, dass er Krisen kenne. Er habe einmal monatelang gekämpft, ob er auf seinem Weg bleiben solle. Da habe er in Gesprächen mit dem damaligen Spiritual seinen Glauben regelrecht neu gefunden und sei sich nun sicher, dass die Ewige Profeß und dann die Priesterweihe für ihn das Richtige sei.
Wieso hat er diesen eigenartigen Namen? Er war das letzte Kind seiner Eltern, „sozusagen der Benjamin“. Für die Mutter war es eine schwere Schwangerschaft. Nach der glücklichen Geburt dankte sie Gott, sagte zu ihrem Kind „Du bist ein Segen“ und nannte ihn „Blessings“.
Dank an Eltern und Ausbilder
Zurück zum Festgottesdienst: Nachdem Regens Pater Norbert Possmann, der die beiden Kandidaten als Rektor der Internationalen Kommunität begleitet hat, sie dem Provinzial „vorgestellt“ hatte, sprachen sie ihre „Profeßformel“, in der sie sich auf Lebenszeit an Gott und die Gemeinschaft banden. Pater Provinzial Hau: „Und wir an euch!“
Generalrektor Zenon Hanas drückte am Ende des Gottesdienstes seine Freude aus, bei der Feier dabei sein zu können. Er dankte den Familien der Mitbrüder in Malawi und Nigeria und den Ausbildnern in Afrika und Deutschland. Und er erinnerte daran, dass Vinzenz Pallotti eigentlich nur das Versprechen der Beharrlichkeit für seine Gemeinschaft gewünscht habe. Er hoffe, dass die beiden in Treue die Balance von Gemeinschaft und Freiheit leben könnten „aus Liebe zu Jesus Christus zum Wohl der Menschen“.



Bericht: Pater Alexander Holzbach
Bilder: Pater Rainer Schneiders
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