Vallendarer Liedtage

Vallendarer Liedtage berühren die Menschen

Zum 50. Mal kamen Sängerinnen und Sänger in der Wasserburg zusammen

Goldenes Jubiläum in Haus Wasserburg: Zum 50. Mal fand dort in diesem Jahr der Vallendarer Liedtag statt. Menschen kommen zusammen, studieren mehrstimmig Lieder ein und beschäftigen sich mit den Texten. Was steckt dahinter?

Wenn drei Mal im Jahr jeweils etwa 80 bis 100 Menschen ins Haus Wasserburg kommen, um zu singen, dann haben die Pallottiner Alexander Diensberg und Jörg A. Gattwinkel schon einige musikalische Arbeit geleistet: Sie haben Lieder aus den Sparten Neues Geistliches Lied (NGL), Neue Religiöse Musik, aber auch Gospels und manchmal sogar Traditionelles ausgesucht und jeder auch ein neues selbst getextetes und komponiertes Lied vorbereitet: Diese werden dann vierstimmig erarbeitet und am Abend in einer kleinen Vesper, mehr noch am nächsten Tag im „Gottesdienst für ausgeschlafene Christ:innen“ in der Pallottikirche mit der Gemeinde gesungen.

Lieder von Huub Oosterhuis zum Jubiläumstag

Den Jubiläumstag zum 50. Liedtag hat allerdings die befreundete Ekklesia Amsterdam, eine freie katholische Gemeinde rund um Huub Oosterhuis, gestaltet. Für diese hat der berühmte Dichter und Theologe etwa 500 Lieder geschrieben. Und zum Jubiläum wird sein letztes Werk – Oosterhuis verstarb am Ostersonntag dieses Jahres – in Deutscher Erstaufführung einstudiert.

Das Neue Geistliche Lied und die Neue Religiöse Musik waren der Ausgangspunkt der Liedtage vor 20 Jahren, erzählt Diensberg. Während das NGL vor allem durch die Musik der 70er-Jahre geprägt war, steht bei Neuer Religiöser Musik der Text im Vordergrund. „Alle Knospen springen auf“, das reiche theologisch nicht sehr tief, bewertet Diensberg das neue geistliche Lied. Aber es wurde seinerzeit ein Ohrwurm, „O Heiland, reiß die Himmel auf“ dagegen sei zeitlos.

„In dir ist die Zukunft, komme was kommt“

Was macht die Texte von Huub Oosterhuis zum Beispiel aus? „Er gibt mir Worte für meine theologischen und spirituellen Überzeugungen, die ich nachvollziehen kann“, sagt Diensberg. „Und auf die ich nicht selbst komme, oder die mich inspirieren.“ Beispiel: „In dir ist die Zukunft, komme was kommt.“ Das sei nicht übermäßig fromm und spreche den modernen Menschen an. Theologie, davon ist Diensberg überzeugt, darf nicht dogmatisch sein, sondern ringe um die Gottesfrage.

„Wenn du müde bist und keine Zeit zum Schlafen hast, dann singe!“

Seit 20 Jahren also kommen Menschen nach Vallendar, um zu singen. Manche haben sogar alle Liedtage mitgemacht. Warum? Wozu singen Menschen? Diensberg hat eine Ahnung davon: Menschen wollen Gemeinschaft erleben. Musik spricht das Gefühl an und das „Herz kann sich erheben“. Es tut gut, kreativ zu sein und etwas Schönes hervorzubringen. „Was mir fehlt, wird mir so dazugegeben“, sagt er. Er selbst gehe manchmal müde zum Singen und würde darüber dann hellwach. Seine Erkenntnis lautet daher: „Wenn du müde bist und keine Zeit zum Schlafen hast, dann singe!“

Was man nicht sagen kann, kann man singen

Eine Erkenntnis, die um einiges älter ist als die von Pater Diensberg, ist ein Satz von Augustinus: „Wer singt, betet doppelt“, befand der vor über 1500 Jahren, und auch dem kann Diensberg zustimmen. „Denn was ist beten?“, fragt er und beantwortet die Frage selbst: „Beten ist dem Ausdruck verleihen, dass die Welt noch nicht so ist, wie sie sein könnte.“ Huub Oosterhuis habe es so formuliert: „Diese Welt ist nicht die Echte.“ In der Musik könne man aber Dinge ausdrücken, die man noch nicht sagen, aber singen kann.

Die Liedtage in der Wasserburg seien daher mehr als ein Musikereignis. Sie sind Lehrhaus, Bildungsveranstaltung, Auseinandersetzung mit Texten und irritierenden Zeilen und laden zum Dialog über Glaubensfragen ein. Es handle sich eben nicht um „Rudelsingen“, wenn Menschen vierstimmige Gesänge üben, um sie dann abends bei der Vesper in der Pallottikirche zum Gebet werden lassen.

Die Musik tröste, erhebe und schaffe Gemeinschaft, sagt Pater Diensberg. Sie lasse Sätze einbrennen wie „Gott denkt groß von dir“. Und diese Musik finde ihren Platz in der Liturgie. „Denn Liturgie ohne Musik ist keine Liturgie“, sagt Diensberg. Die biblischen Bezüge in den Liedern seien ihm daher wichtig. Denn die Bibel berge einen Schatz, wie Leben gelingen könne. Und dabei soll in den Texten eine Sprachwelt aufscheinen, die moderne Menschen mitgehen können.

Sich vom Glauben durch Musik berühren lassen

Was zwischen all diesen Zeilen mitschwingt, ist die Einsicht, dass „Glaube nicht das Auswendiglernen von Sätzen ist“. „Ich glaube nicht, dass, sondern an“, formuliert es Alexander Diensberg. Es gehe darum, Vertrauen zu entwickeln. Und weil es nicht um angehäuftes Wissen gehe, sondern um tiefere Berührung, sei die Musik in der Lage, Glauben tiefer erfahrbar werden zu lassen. „Musik erreicht nun mal den transzendenten Gott“, ist Diensberg sich sicher und lächelt: „Irgendwie magisch.“

Vallendarer Liedtage im Geistlichen Zentrum Haus Wasserburg

Text: Alexander Schweda
Bilder: Haus Wasserburg

CDs und Texte aus Haus Wasserburg

Anschauen
Vier CDs und eine Kinder-CD sind inzwischen aus der Feder des Pallottiner-Duos Pater Alexander Diensberg und Pater Jörg A. Gattwinkel entstanden. Sie sind zu beziehen über den Buch- und Weltladen der Pallottiner in Vallendar.

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viele „Lieder zum Reinhören“ und aktuelle Podcasts gibt es in der „Soundcloud“ von Haus Wasserburg

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Mitsingen
Die nächsten Liedtage finden am 11. November 2023 (für Kinder von 7 – 12 Jahren) und am 25. November 2023 (für Menschen ab 13 Jahren) statt. Sie können sich online anmelden.

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