Messe für die Bewahrung der Schöpfung

„Der Lebensatem deines Geistes entfalte sich in uns,
damit wir das Werk deiner Hände in Liebe bewahren“

Seit August 2025 gibt es ein neues Messformular „Für die Bewahrung der Schöpfung“. Mit diesem offiziellen Text aus Rom erhält das Thema Schöpfung einen festen Platz in der Eucharistie und wird als geistliche wie theologische Aufgabe betont.

Besonders in der Schöpfungszeit vom 1. September bis 4. Oktober rückt das Formular ins Zentrum. Zwischen dem Ökumenischen Schöpfungstag und dem Fest des heiligen Franziskus sind Christinnen und Christen weltweit eingeladen, ihr Verhältnis zur Schöpfung neu zu bedenken. Gottesdienste, Aktionen und Bildungsinitiativen stärken in diesen Wochen das Bewusstsein für die gemeinsame Verantwortung – und die neuen Gebetstexte verleihen ihr eine vertiefte geistliche Dimension.

Papst Franziskus hat 2015 den Ökumenischen Schöpfungstag als „Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung“ für die katholische Kirche eingeführt. Seine Enzyklika Laudato si’, die in diesem Jahr ebenfalls zehn Jahre alt wird, mahnt eindringlich zum Schutz „unseres gemeinsamen Hauses“. Das neue Messformular ist eine konkrete liturgische Antwort und fügt sich in die weltweite Bewegung für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung ein.

Wir haben einzelne Mitbrüder gefragt, wie sie die neuen Texte einschätzen und welche Impulse sie für ihre Gemeinden und Kommunitäten sehen.

Gedanken zum neuen Messformular „Für die Bewahrung der Schöpfung“

Ermahnung und Erinnerung, dass es auch unsere Verantwortung ist

„Wir leben in einer Zeit, in der die „Bewahrung der Schöpfung“ und der Blick auf Nachhaltigkeit und fairen Konsum nicht nur in der Verantwortung ökologisch ausgerichteter Parteien und Bewegungen liegt, sondern uns alle etwas angeht!

Papst Franziskus hat uns dies auch immer wieder ans Herz gelegt. Da ist es nur gut, dass es kirchlicherseits nun auch ein Messformular gibt, welches genau dieses Anliegen in die Liturgien mit hineinnimmt. Nicht um unser moralisches Gewissen zu beruhigen, sondern um uns ermahnen und erinnern zu lassen, dass es auch unsere Verantwortung ist!

Konkret geplant haben wir dazu noch nichts, ich werde es aber im Auge behalten!“

P. Christoph Lentz
Rektor des Friedberger Pallotti-Hauses

Wir alle sind als Christen gefordert

„Ich finde es sehr wichtig, dass wir uns als Christen vor allem für die Bewahrung der Schöpfung einsetzen. Das ist ein wichtiger Auftrag an uns Christen in der heutigen Situation unserer Welt und unserer Schöpfung. Deshalb bin ich Papst Leo sehr dankbar, dass er dieses Messformular approbiert und veröffentlicht hat.

Wir alle sind als Christen gefordert, in unserem Alltag, in der Art und Weise, wie wir unser Leben führen, darauf zu achten, dass wir der Schöpfung nicht schaden, sondern alles tun, um sie zu bewahren. Das beginnt damit, ob ich für meinen privaten Gebrauch nach wie vor Plastiktüten verwende oder ob ich der Umwelt zuliebe darauf verzichte. Und es endet vielleicht damit, dass ich mir wirklich überlege, ob ich jetzt dauernd mit dem Flugzeug unterwegs sein muss und welche Flugreisen notwendig sind und welche nicht. Aber auch: Welche Autofahrt ist nötig und welche nicht? Und können wir vielleicht auch mal Fahrgemeinschaften bilden, wenn es möglich ist? Diese Fragen muss man uns Pallottinern vielleicht auch stellen!

Besonders gefreut hat mich die Formulierung im Tagesgebet des Messformulars zur Bewahrung der Schöpfung: „Der Lebensatem deines Geistes entfalte sich in uns, damit wir das Werk deiner Hände in Liebe bewahren.“ Ja, die Schöpfung ist das Werk seiner Hände – damit sollten wir nicht gedankenlos umgehen.

Ich selbst plane – nicht am 1. September, sondern am Sonntag danach (also am 7. September) auf dem Kohlhagen im Hochamt dieses Messformular einzusetzen und auch über die „Bewahrung der Schöpfung“ zu predigen.“

P. Siegfried Modenbach
Geistliches Zentrum Kohlhagen

Das neue Formular fördert behutsam eine Haltung von Glauben und Vertrauen

„Dass der Vatikan zehn Jahre nach Erscheinen der Enzyklika Laudato si’ von Papst Franziskus ein Messformular „Für die Bewahrung der Schöpfung“ herausgegeben hat, zeigt, wie stark das Interesse des Papstes an diesem Thema war. Seinem Aufruf, verantwortungsvoll mit der Schöpfung umzugehen und sie nicht aus Gier nach und nach zu zerstören, soll in dem Formular sozusagen ein geistliches Instrument folgen, eine entsprechende Haltung zu entwickeln.

Die deutsche Übertragung der Gebete lehnt sich vermutlich stark an die lateinische Vorlage an, anders ist die Sperrigkeit der Texte, die ja laut vorgetragen werden, nicht zu erklären. Orationen sind nie in Alltagssprache verfasst, sie sind gehobene Sprache, müssen aber im Hören, nicht im Lesen, erfasst werden.

Interessant ist, dass das Tagesgebet sich nicht auf die Schöpfungserzählung des Buches Genesis bezieht, sondern auf den Christushymnus des Kolosserbriefes. Die Gemeinde wird also dahin geführt, in der Eucharistiefeier die Schöpfung vom Christusereignis her zu sehen. Kraft zur Verantwortung für die Bewahrung der Schöpfung kommt aus der erlebten Gemeinschaft der Jüngerinnen und Jünger mit ihrem Herrn. Natürlich klingt in den Worten „alles ins Dasein gerufen“ das Buch Genesis an. Deutlicher wird das in der Bitte der Oration. Der „Lebensatem deines Geistes“, von dem hier die Rede ist, bezieht sich auf Genesis 1,1 „und Gottes Geist schwebte über dem Wasser“. Dieser Lebensatem soll sich in den Betenden „entfalten“, damit sie „das Werk deiner Hände in Liebe bewahren“. Hier kommt die Intention des Messformulars deutlich zum Ausdruck, sogar mit dem hohen Anspruch, dass die Bewahrung der Schöpfung ein „Werk der Liebe“ ist. Wem gegenüber? Wohl Gott als dem Schöpfer und den Menschen, die auf dieser Welt leben und noch leben werden. Dass das „wir bitten dich“ in vier Zielen gleich zweimal vorkommt, ist im Deutschen nicht schön, aber wohl der Lateinnähe geschuldet.

Das Gabengebet ist allgemein gehalten, greift die Begrifflichkeit der Bereitungsgebete des Priesters auf und lenkt mit der Bitte „vollende an ihnen das Werk deiner Schöpfung“ auf den paulinischen Gedanken, dass die Schöpfung nicht vollkommen ist und dass sie im Christusereignis erst wieder heil wurde bzw. wird.
Das Schlussgebet erinnert an die Einheit derer, die Eucharistie feiern – untereinander, mit Gott und den Mitmenschen. Ein redlicher Gedanke, der zunächst nur schwer einen Bezug zur Intention des Formulars zulässt. Vielleicht passt hier der Gedanke Vinzenz Pallottis, dass, wenn einer etwas alleine tut, es oft wenig Erfolg hat, wenn aber viele etwas zusammen tun, es besser gelingt. Das Gebet erinnert zudem an die biblische Erwartung eines neuen Himmels und einer neuen Erde (vgl. 2 Petr 3,13). Es sei dahingestellt, ob die heute feiernde Gemeinde sich dessen bewusst ist. Jedenfalls wird Gott gebeten, auf diesem Hintergrund Wege aufzuzeigen, „im Einklang mit allen Geschöpfen zu leben“. Eine Bitte, die sicherlich auch von allen nichtchristlichen Religionen mitgetragen werden kann. Insofern kann man hier sogar einen interreligiösen Aspekt sehen, der dem „Geist von Assisi“ entspricht (man denke an die Gebetstreffen in Assisi infolge der Einladung von Papst Johannes Paul II. im Oktober 1986).

Es fällt auf, dass in den drei Orationen Gott stets als Vater angesprochen wird, nie als Schöpfer Himmels und der Erde. Den in einer gewissen Christusmystik verfassten Orationen geht es also stark um die Beziehungsebene, aus der dann Verantwortung erwächst.
Die Auswahl der biblischen Lesungen macht der feiernden Gemeinde das Anliegen des Formulars deutlicher. Die alttestamentliche Lesung (Weisheit 13,1–9) wundert sich über Menschen, die in der Schöpfung nicht den Schöpfer erkennen können. Die Frage wird im Text so letztlich zur Aussage und zum Glaubensbekenntnis. Die neutestamentliche Lesung (Kolosser 1,15–20) betont mit dem Christushymnus das Erlösungsgeschehen, das die verwundete Schöpfung durch den Sohn Gottes erfahren durfte. Das Evangelium (Matthäus 6,24–34) spricht von der Sorge des Schöpfers um den Menschen, die in der Schönheit der Schöpfung (Blumen, Vögel) zum Ausdruck kommt, und dass dieser Sorge allein Gottvertrauen als Antwort und Lebenshaltung entspricht.

In dem Messformular „Für die Bewahrung der Schöpfung“ findet man keine Appelle oder Handlungsanweisungen im Umgang mit den Herausforderungen unserer Zeit, z. B. Klimawandel oder Plastikmüll in den Weltmeeren. Messformulare sind in gewisser Weise „zeitlos“, bedürfen jeweils der aktuellen Erschließung. Das neue Formular fördert behutsam eine Haltung von Glauben und Vertrauen, die darum weiß, dass die Zukunft von Gottes Schöpfung auch in der Hand des Menschen liegt, der verantwortungsbewusst leben muss, damit auch die nächsten Generationen leben können.“

P. Alexander Holzbach
Rektor des Limburger Missionshauses

Wachsen in Malawi - eine Aktion mit Schülerinnen und Schülern in Malawi 2021

Zusammengestellt von Josef Eberhard
Bilder: Tryfonov (Unsere Erde im All), Surachet (Himmel und Erde in Thailand), Christian B. (Getreidefeld im Sonnenuntergang), alle über adobe stock. Pallottiner Malawi (Bäume pflanzen).

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