Freiwilligendienst MaZ - Ein Abenteuer das Sinn macht 2 -Leiterin Andrea Tamunjoh und Missionssekretär Pater Reinhold Maise SAC

Ein Abenteuer, das Sinn macht

Andrea Tamunjoh leitet von Friedberg aus den internationalen Freiwilligendienst Pallotti-MaZ. Sie selber engagierte sich vor 30 Jahren in Bolivien

Von Friedberg aus kann man zu einem sinnvollen Abenteuer ein Jahr lang nach Afrika, Südamerika oder Indien aufbrechen. Denn das Friedberger Pallotti-Haus ist Vorbereitungs-, Aussendungs- und schließlich Rückkehrort für junge Leute aus dem ganzen Bundesgebiet, die beim internationalen Freiwilligendienst Pallotti-MaZ neue Erfahrungen sammeln. MaZ steht für „Mitleben auf Zeit“. Der aktuelle Jahrgang tut dies derzeit in Ruanda, Tansania, Indien und Bolivien. Die Pallotti-MaZ-Leiterin Andrea Tamunjoh war in diesem südamerikanischen Land 1995 dort die erste Freiwillige dieses Projekts. Träger sind die Pallottiner in Friedberg. Die Patres haben die Trägerschaft von den Pallottinerinnen übernommen, die im Projekt weiterhin mitwirken.

Andrea Tamunjoh kennt diesen Freiwilligendienst aus eigener Erfahrung seit mehr als einem halben Leben. Zuvor war sie als Jugendleiterin und als eine der ersten Ministrantinnen in ihrer Heimatpfarrei Penzberg verwurzelt. Gegen Ende ihres Sozialpädagogik-Studiums in München fiel ihr ein Aushang der Pallottinerinnen auf, das für das damals noch „Missionarinnen auf Zeit“ genannte Projekt in Südamerika warb. Dort wollte sie schon immer mal hin. Denn als Babysitterin bei einer unternehmungslustigen Familie hatte sie in deren Reiseführern geschmökert, während die Kinder schliefen. Nach dem Studienabschluss nutzte sie 1995 die Gelegenheit nach Bolivien zu reisen und hat es nie bereut. Für die heute 54-Jährige war es eines der prägendsten Erlebnisse ihres Lebens.

Willkommen und herzlich aufgenommen

Zunächst lernte die junge Freiwillige drei Monate lang bei Pallottinern in Spanien die dort auch in Bolivien nötige Heimatsprache. Dann unterstützte sie ein dreiviertel Jahr Ordensfrauen in einem Dorf in Bolivien beim Unterricht für Mädchen. Die nächtliche Hinfahrt im Bus über 300 Kilometer dauerte auf schlechten Straßen zwölf Stunden lang. Das Huhn einer Einheimischen leistete ihr dabei Gesellschaft. Kontakt zur Außenwelt zu halten, war damals nur sehr zeitverzögert, weitgehend über Briefe, möglich. Ein einziges Mal haben ihre Eltern sie telefonisch über die Telefonzentrale im Dorf erreicht. Hingegen lassen sich die heutigen Freiwilligen dank Handy auch in der Ferne problemlos kontaktieren. „In Ruanda und Tansania ist das Handynetz tipptopp“, weiß Andrea Tamunjoh.

Trotzdem wartet auch für die heutigen MaZlerinnen und MaZler in Afrika, Südamerika oder Indien eine komplett andere Lebenswelt als gewohnt. Davon war schon 30 Jahre davor die Projektleiterin fasziniert. Vieles, was einem hierzulande selbstverständlich erscheine, sei es im Globalen Süden eben nicht. Bei ihr in dem bolivianischen Dorf war fließendes warmes Wasser die Ausnahme und der Strom fiel immer wieder aus. „Es ist etwas anderes davon zu hören oder es selber zu erleben“, erinnert sich Andrea Tamunjoh. Ihr wurde dabei bewusst, wie privilegiert ihr Leben hierzulande ist. Heimweh hatte sie nicht. Stattdessen fühlte sie sich willkommen und herzlich aufgenommen von den Ordensfrauen.

Einsatzorte im Globalen Süden sind Niederlassungen der Pallottinerinnen und Pallottiner

Träger des Pallotti-MaZ-Projekts sind die Pallottiner in Friedberg. Ansprechpartner ist dort Missionssekretär Pater Reinhold Maise. Und Einsatzorte der Freiwilligen im Globalen Süden sind wiederum Niederlassungen der Pallottinerinnen und Pallottiner. Für Andrea Tamunjoh passt diese Zusammenarbeit aus mehreren Gründen. Es spiele sich alles in einem familiären überschaubaren Rahmen ab. „Wir kennen unsere Freiwilligen und halten Kontakt zu ihnen“, sagt die MaZ-Leiterin. Zu dem solidarischen Grundgedanken des Freiwilligendienstes passt für sie auch die weltoffene Spiritualität der Pallottiner, wonach jeder und jede etwas entsprechend seiner und ihrer Fähigkeiten beitragen kann. Und schließlich dürfen sich die MaZlerinnen und MaZler schon bei einer Aussendungsfeier in der Friedberger Pallotti-Kirche getragen fühlen von der pallottinischen Gemeinschaft. Und ebenso an ihren Einsatzorten, wo sich Pallottinerinnen und Pallottiner um sie kümmern. Zurück in Friedberg werden sie herzlich empfangen. Dann überreicht Andrea Tamunjoh ihnen Rucksäcke mit dem Aufdruck „Einmal MaZ, immer MaZ“.

Für die Projektleiterin und dreifache Mutter gilt das im erweiterten Sinn. Denn ihre Tochter Sarah war die erste MaZ-Freiwillige in zweiter Generation – in deren Fall in Ruanda. Andrea Tamunjoh ging es dabei nicht anders wie anderen Eltern von Heranwachsenden: „Ich musste loslassen und vertrauen.“ Bei Sarah war es kein Problem. „Sie hatte kein Heimweh, war nicht krank und hatte ein Superjahr“, erzählt ihre Mutter. Mittlerweile hilft Sarah Tamunjoh als Werkstudentin bei dem MaZ-Projekt mit. Sie kümmert sich unter anderem um den Internet-Auftritt und begleitet die Seminare.

Es geht darum, voneinander zu lernen

Das Engagement der Tochter war dann auch mit ein Auslöser dafür, dass Andrea Tamunjoh vor drei Jahren als Freiwilligendienst-Leiterin ins Zentrum des MaZ-Projekts zurückgekehrt ist. Zuvor hatte sie als Sozialarbeiterin gerne Jugendliche an der Berufsschule in Schongau betreut. Jetzt reizte sie die Aufgabe, junge Leute zu begleiten, die den Schritt in den Globalen Süden wagen. Mit einer Urlaubsreise lasse sich das überhaupt nicht vergleichen. Und es gehe auch nicht vordergründig darum zu helfen, sondern darum, voneinander zu lernen, den Blick zu weiten und die Perspektive zu wechseln, erklärt die Projektleiterin.

Ihr macht es Freude, mit den motivierten jungen Freiwilligen zusammenzuarbeiten. Deren Durchschnittsalter liegt bei knapp über 19 Jahren. Die meisten bewerben sich nach dem Abitur, Fachabitur oder nach Abschluss einer Ausbildung. Ab 18 Jahren dürfte man dabei sein und in Ausnahmefällen bis 35. Junge Frauen sind gegenüber Männern in der Überzahl.

Freiwilligendienst MaZ - Ein Abenteuer, das Sinn macht - Leiterin Andrea Tamunjoh

Derzeit läuft die Bewerbungsphase für die Einsätze 2026

Derzeit läuft die Bewerbungsphase für die Einsätze im nächsten Jahr ab August in Ruanda, Malawi, Südafrika, Tansania, Bolivien, Indien und Brasilien. Die Hälfte der 14 möglichen Plätze sind bereits vergeben. Und es gibt weitere Interessenten aus ganz Deutschland bis aus Hamburg. Andrea Tamunjoh bedauert nur, dass bisher niemand aus der Region dabei ist. Deshalb hat sie zusammen mit Tochter Sarah beispielsweise beim Berufsinformationstag am Friedberger Gymnasium die Werbetrommel gerührt.

Wer sich für Pallotti-MaZ entscheidet, wagt sich gut vorbereitet ein Jahr lang in die Ferne. Ab dem Frühjahr beginnt die Vorbereitungsphase mit Seminaren unter anderem in Friedberg. Dabei geht es um Grundsätzliches wie die Zielsetzung des Programms, Brücken zwischen Menschen, Kulturen und Ländern zu bauen. Es geht eben trotz des kirchlichen Hintergrunds ausdrücklich nicht darum, zu missionieren. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bekommen unter anderem eine Einführung in ihr Einsatzland und lernen Risiken zu vermeiden. Ehemalige haben ganz praktische Tipps auf Lager wie eine Packliste. Insgesamt absolvieren die MaZlerinnen und MaZler 25 Seminartage. Auch während des eigentlichen Freiwilligendienstes im Ausland hält Andrea Tamunjoh regelmäßig Kontakt zu ihren Schützlingen. Und nach deren Rückkehr stellt sie fest, dass sich die Freiwilligen in dem Jahr weiterentwickelt haben: „Sie kommen selbstbewusster und wissender zurück.“

Die Projektleiterin freut sich auch in Zukunft auf viele weitere engagierte Freiwillige. Bisher waren es schon über 500 seit dem Start des MaZ-Programms im Jahr 1988 damals durch die Pallottinerinnen. Andrea Tamunjoh will darum in drei Jahren den 40. Geburtstag des Programms mit dieser großen „Pallotti-MaZ-Familie“ feiern.

Bericht: Andreas Schmidt
Bilder: Andreas Schmidt (Tafel mit Einsatzorten), Andrea Tamunjoh (1995 in Bolivien), Josef Eberhard (mit Pater Maise)
Kontakt: www.pallotti-maz.de

Nächste Online-Infoveranstaltung: 3. Dezember 2025

Wer sich für Pallotti-MaZ interessiert, kann sich vorab bei einer Online-Infoveranstaltung unter dem Motto „Raus in die Welt, rein ins Abenteuer“ am Mittwoch, 3. Dezember, ab 19 Uhr informieren. Den Zugangslink und weitere Informationen gibt es unter pallotti-maz.de/termine/.

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