Menschenfreundlich und auf Augenhöhe
Seit über 60 Jahren bildet das Pastoraltheologische Institut der Pallottiner junge Mitbrüder für die Praxis aus
Ausgerechnet: Das Jubiläum des Pastoraltheologischen Instituts der Pallottiner fiel mitten in die Corona-Zeit – und damit aus. Dabei hätte 2021 nach über 60 Jahren viel zu feiern gegeben, vor allem das, was zu Corona am meisten fehlte: die Begegnung von Mensch zu Mensch und dass rund 700 Priester seit 1961 dazu hier ausgebildet wurden, Menschen zu begleiten, sie zu unterstützen und in Glaubens- wie Lebensfragen für sie da zu sein. Eines bleibt dabei nach wie vor gültig: Das Institut ist die einzige Ordenseinrichtung, die offiziell im Auftrag der Bischofskonferenz Priester ausbildet.
Darauf kann Friedberg eigentlich stolz sein: Der Name der Stadt ist inzwischen auf der ganzen Welt bekannt. Zumindest in Afrika, Indien, Indonesien, Philippinen, Kroatien, Polen und Ungarn. Denn aus all diesen Gegenden kamen junge Priester, die im PthI auf die Seelsorgearbeit in Deutschland vorbereitet wurden und anschließend oft auch in ihr Heimatland zurückgingen.
Dies nämlich ist eine Ausbildungsschiene des PthI: ausländische Ordenspriester aus einer anderen Kultur auf die Pastoral in Deutschland vorzubereiten. Das zweite Standbein ist es, junge Ordensmänner nach der Diakonenweihe alles an Praxiswissen mitzugeben, um später als Priester gut arbeiten zu können, wie der Leiter des PthI, Pater Christoph Lentz erklärt.
Abhilfe für die Hilflosigkeit geschaffen
Von seinem Ursprung an stand vor allem eines immer im Mittelpunkt: die Praxisorientierung. Der Gründungsmythos der Pallottiner, erzählt Pater Christoph Lentz, besagt, dass der Pallottinerpater Alfons Fehringer nach Paris zur Promotion ging und dort zu einem Sterbenden gerufen wurde. Und weil er sich dabei so hilflos gefühlt habe, kam er mit der Idee zurück, die eigenen Mitbrüder gezielt auszubilden. Ein wegweisender Gedanke, denn nach dem II. Vatikanischen Konzil rückte die Ausbildung in der Pastoral ins Zentrum des priesterlichen Wirkens. Und was damals nur für die eigenen Mitbrüder gedacht war, kommt nun vielen Ordensgemeinschaften zugute.
Vier bis fünf Jahre dauert die Ausbildung insgesamt. Im ersten Jahr – dem Pastoralkurs – sind die Teilnehmer 14 Monate in einer Pfarrei tätig und kommen acht Wochen zur Reflexion nach Friedberg. Dabei stehen Basisfragen im Zentrum: Wie taufe ich? Wie führe ich Seelsorgegespräche? Wie predige ich? Wie ist die Kirche strukturell aufgestellt? Die nächsten Jahre finden Weiterbildungen zu bestimmten Themen statt. Und am Ende steht die Zweite Dienstprüfung.
War früher der klassische Weg vom Diakon zum Priester die Regel, so ist es inzwischen eher die Weltkirche, die es zu betreuen gilt, weil junge Priester aus anderen Kulturen das Handwerkszeug für die deutsche Pastoral lernen sollen. Eines ist Pater Christoph Lentz dabei jedoch wichtig: „Wir begegnen uns auf Augenhöhe und wir sind alle Mitbrüder mit unterschiedlichen Kompetenzen und Erfahrungen.“ Wichtig ist dem PthI-Regens auch, dass auf die deutsche Pastoral vorbereitet wird.
Andere Kulturen – andere Trauerpastoral
„Deutschland tickt anders als Indien oder Nigeria“, sagt er. In Afrika gebe es eine andere Trauerpastoral, da werde viel von der Gemeinde aufgefangen und der Pfarrer beschränke sich auf das Ritual. In Deutschland erwarten die Menschen vom Priester Trost, Verständnis und dass sie ein Stück weit aufgefangen würden. Auch Taufgespräche müsse der Pfarrer in Indien nicht führen. Die Menschen wüssten, warum sie kommen und wie eine Taufe ablaufe. Und der Pfarrer kenne seine Leute. In unserer eher anonymen Gesellschaft müsse man Kennenlern-Gespräche führen.
Pater Christoph Lentz kommt es darauf an, dass Priester nicht belehren, sondern dass sie gelernt haben, Menschen in ihrer Situation anzuhören und sie auf ihrem Glaubensweg zu begleiten. Dazu gehöre auch, dass in Deutschland die Ökumene und damit evangelische Christen eine Rolle spielen, die zur Familie der Pfarrmitglieder gehören und die zum Beispiel bei der Taufe mitwirken wollen. Und natürlich müsse er auch die Gleichberechtigung von Mann und Frau klarstellen. „All das muss man lernen“, betont Pater Lentz. Ebenso dass deutsche Kirchenstrukturen stark von Mitverantwortung der Laien und Gremien wie Pfarrgemeinderat und Kirchenverwaltung geprägt sind.
Aber auch die deutschen Mitbrüder unterscheiden sich von denen aus früheren Zeiten, hat Pater Lentz erfahren: „Die jungen deutschen Priester bringen nicht mehr unbedingt die klassische Gemeindeanbindung mit, weil sie Ministrant, Gruppenleiter oder Pfarrgemeinderatsmitglied waren.“ Oftmals seien es Quereinsteiger mit einem Berufungserlebnis. „Da muss man ein Gespür für die Gemeinde vermitteln“, sagt Pater Lentz. Sein Ziel: „die Mitbrüder begleiten, damit sie kommunikationsfähige, gläubige, weltoffene und menschenfreundliche Priester werden“.
Bericht & Bilder: Alexander Schweda
Pater Lentz ist der achte Leiter des Pastoraltheologischen Instituts
Nach dem Gründer des PthI Pater Alfons Fehringer übernahm Pater Josef Milla die Leitung. Die weiteren Leiter waren Pater Anton Dosenberger, Pater Josef Danko, Pater Peter Hinsen, Pater Rolf Fuchs, Pater Thomas Lemp und schließlich Pater Christoph Lentz. Das PthI ist an das Provinzialat der Pallottiner in Friedberg angeschlossen. Schon zu Gründungszeiten wurde dafür ein eigenes Gebäude errichtet, was Pater Christoph Lentz im Nachhinein als „visionär“ bezeichnet. Die Gebäude- und Verwaltungskosten werden von den Pallottinern getragen. Die Kurse selbst finanzieren sich über die Kursgebühren.
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