Gott ist immer schon vor uns da
Pater Hau zeigt Lichtbilder und erklärt die heutige Missionsarbeit
Schon vor über hundert Jahren zogen Missionare aus europäischen Ländern nach Lateinamerika und Afrika aus, um die „Heiden“ zu bekehren. Anstatt weiter ihren Gottheiten zu huldigen, sollten sie den christlichen Glauben annehmen und sich taufen lassen. Auch heute gibt es noch vielerorts Missionsarbeit. Der Missionssekretär der Pallottiner, Pater Markus Hau, gewährte anlässlich der Ausstellung über die Kamerun-Mission im Limburger Diözesanmuseum Einblicke in die veränderte Aufgabenstellung.
Was ist heute Mission? – „Die einen fragen: ‚Macht ihr noch Glaubensverkündung?‘ – Die anderen sagen: ‚Ihr macht ja nur Sozialarbeit‘“, zitiert Markus Hau Äußerungen von Außenstehenden. „Beides ist falsch“, sagt der Geistliche und erklärt: „Wir gehen zu den Menschen, um zu fragen: was brauchen sie? – Mission ist heute, voneinander zu lernen und ich habe in zwei Jahren als Missionssekretär schon viel gelernt.“
„Die Menschen in anderen Völkern haben uns viel zu sagen“, führt der 45-Jährige aus und fügt hinzu: „Wir bringen Gott nicht; er ist schon da.“ Der Missionar macht seine Aussage an Martha fest. Es ist eine Malawierin, Mutter zweier Kinder, die ihre Aufgabe als Wasserträgerin erfüllt und immer lächelt. Ihre Lebenseinstellung hat den Missionar tief beeindruckt, Martha sei bewundernswert und habe ihn zu der grundsätzlichen Überlegung veranlasst: „Wer ist denn eigentlich der Wasserträger? – Sind wir es, die diesen Völkern den Glauben bringen? Oder werden wir von den Fremden beschenkt?“
Ein Rezept für Mission gebe es nicht, „das kann man auch nicht verordnen“, sagt der Pater, aber es gebe Gebiete, in denen Menschen ein großes Interesse am christlichen Glauben haben. Pallottiner nicht nur aus Deutschland, auch Iren, Polen und andere seien heute in Kamerun, Nigeria, Sambia und Kenia tätig, ebenso in Ruanda, Malawi, Mozambique, Südafrika, Tansania oder Indien.
In Indien arbeiten 400 Mitbrüder von der Südspitze bis zum Himalaja. Arbeitsschwerpunkte bestehen dort in der Hilfe zum Leben in Form von Hausbauprojekten, Suppenküchen für Schulkinder, wie auch in der Bildung von Jungen und Mädchen. In 18 Heimen betreuen Pallottiner 2.000 Kinder. Pallottiner fördern arme Familien in dem von Hindus und Muslimen geprägten Land, in dem es zunehmend Behinderungen für Christen gibt. Markus Hau: „Da geht es nicht darum, Hindus zu taufen, sondern ihnen das Miteinander beizubringen. Mission heiße Sendung, die auch darin bestehe, Frieden zu leisten, über Grenzen hinweg mit Muslimen zusammenzuarbeiten.
Pater Jerome leitet dort ein HIV-Zentrum („HIV, das neue Lepra“). Es geht dort darum, Hilfe durch Medikamente, Ausbildung und Arbeit zu geben. „Wir führen im Süden Indiens ein Heim, in dem Pater Daniel 50 obdachlose Senioren betreut“, nannte Hau weitere Beispiele aktueller Missionsarbeit. Unterstützt mit Lichtbildern nahm er seine Zuhörer mit auf eine farbige, vielfältige Reise in die Länder Indien, Nigeria und Malawi, wo er sechs Monate eines Jahres jeweils für ein paar Wochen nach dem Rechten schaut und sich davon überzeugt, dass die Spendengelder für Projekte eingesetzt werden, die es wert sind, dass sie unterstützt werden. Hier würden Leute zu Steinmetzen befähigt, dort Kinder elternloser Flüchtlinge betreut und wieder woanders junge Menschen in einem Internat betreut.
„Ich bin gegen alles geimpft, was man impfen kann“, sagt der Priester auf Nachfrage und seine Begeisterung ist gerade für Länder wie Malawi, eines der ärmsten Afrikas, zu spüren. „Dort gibt es weder Telefon noch Handys. Im Gegensatz zu Kamerun, wo bis auf der letzten Hütte eine Antenne für Handys und eine Solareinrichtung steht“, sagt Hau. In dem mehrheitlich von Christen bewohnten Malawi heiße Mission auch, sie in ihrem Bewusstsein gegen den zunehmenden Islam zu stärken.
Nicht ohne Stolz berichtet der Pallottiner von einer 2016 gegründeten Pfarrei in dem Dorf Kaphatika, wo 15.000 Katholiken 15 Kapellengemeinden angehören. 7.000 Kilometer von Deutschland entfernt werden dort inzwischen selbstgemachte Ziegel verbaut. Ein großer Fortschritt für Kaphatika, das so viel bedeute wie „Das kleine Ding, das von selbst irgendwo kleben bleibt“.
Zur Person
Markus Hau wurde 1974 in Rheinbach geboren und ist seit 1997 Pallottiner. 2004 zum Priester geweiht leitete seit 2008 die Friedberger Stadtpfarrei „St. Jakob“. In der Gemeindearbeit hatte er immer wieder mit „Fremden“ zu tun, das heißt, mit Menschen, die nicht zum inneren Kreis gehörten, sowie mit Menschen, die aus ihren Herkunftsländern fliehen mussten und jetzt in der Stadt leben. Diese Arbeit hat ihm schon immer gefallen. Pater Hau ist leidenschaftlicher Hobby-Koch. Seit 2017 Missionssekretär, wurde er jüngst zum Provinzrat der Herz-Jesu-Provinz gewählt.
Bild und Text: Dieter Fluck
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