Messe feiern mit Handschuhen und Maske?

Pallottiner laden Gläubige ein, ihre Erfahrungen und Meinungen zu schildern

Zuerst ging gar nichts mehr, sämtliche Gottesdienste waren in der Corona-Krise untersagt, nun soll wieder gefeiert werden, aber unter strengen Auflagen. Wie wirken diese auf die Menschen? Wie beeinflussen sie das Glaubensleben der Menschen? Die Pallottiner laden ein, sich darüber auszutauschen.

Die Eucharistie ist nach den Worten Zweiten Vatikanischen Konzils „Quelle und Höhepunkt des christlichen Lebens“. Sie ist der dritte und letzte Schritt der Eingliederung in Christus und seinen Leib, die Kirche. Sie vollendet die Eingliederung, wie das Konzil sagt. Aber was von dieser Eingliederung in eine Gemeinschaft ist dabei spürbar? Pater Michael Pfenning, Vizeprovinzial der Pallottiner hört hierzu gerade die unterschiedlichsten Reaktionen. Neben der Freude, endlich wieder an einer Eucharistiefeier teilnehmen zu können, mischt sich auch Skepsis. Während der strengen Corona-Beschränkung hätten Menschen gelernt, „glaubwürdig in der Familie Gottesdienst und Andachten zu feiern“, erzählt der Vizeprovinzial. Wenn sie jetzt unter diesen Auflagen in die Messe gehen sollen, dann sei die Reaktion bei einer konkreten Familie gewesen: „Das brauchen wir nicht“, sagt Pfenning.
In der Tat stellt sich die Frage: Was bleibt von der Spiritualität und dem Wesen einer Eucharistie-Feier übrig, wenn nur eine begrenzte Anzahl von Menschen mit Atemschutz und Sicherheitsabstand die Kommunion in Empfang nehmen darf, ohne vorher laut gesungen zu haben? Wie würdig wirkt eine Wandlung, wenn der Zelebrant mit Maske und Desinfektionsmittel am Altar steht, die Hostienschale abdeckt und nur die Priesterhostie anfassen darf, um anschließend mit Handschuhen oder sogar Zange bewaffnet die Hostien an die Gläubigen weiterreicht?

Pallottikirche als Sinnbild
Eine Nutzerin auf Facebook fragt sich, warum diese Krise von kirchen-offizieller Seite nicht etwa als Chance begriffen werde, „um neue Ideen zu entwickeln, neuen Ausdruck von Spiritualität zu suchen“. Die Pallottikirche des Provinzialats in Friedberg könnte da sogar ein gutes Sinnbild sein: Sie ist im Augenblick leer geräumt. Alle Stühle, die sonst einen Kreis zusammen mit Altar und Ambo bilden, stehen im Foyer, samt Altartisch, Ambo und Weihwasserbecken. Die Lausprecheranlage wird renoviert. Neulich kam ein Mann zum Beten in die Kirche. Mangels Stühlen setzte er sich auf den Boden. Wenn das Einräumen beginnt, kann man sich vorstellen, was als erstes hereingetragen wird, soll wieder alles am alten Platz stehen? Was ermöglicht am ehesten eine gemeinschaftliche Feier, ein Gemeinschaftserlebnis, ein Gefühl, zum Leib Christi zu gehören? Ist es der Altar oder sind es die Stühle, damit alle wieder Platz nehmen können?

Natürlich hinkt der Vergleich, eine renovierte Kirche kann einfach wieder bezogen werden. Aber eine durch Corona-Auflagen verzögerte Inbetriebnahme der Gottesdienste will vielleicht gut überlegt sein. Wie wünschen Sie sich, liebe Gläubige, eine Gottesdienst-Feier? Was ist Ihnen wichtig? Was ist wesentlich? Was stärkt Sie in ihrem Glauben und in Ihrem Leben? Die Frau im Facebook-Beitrag schreibt: „Wo ist die Zuwendung? Wo die Empathie? Wo die Sorge und Vorsorge? Wo die stärkende Hilfe, die das WORT zur Hilfe nimmt? Ich meine damit nicht die Predigt in dem Geistergottesdienst! Ich meine Feiern des Wortes, das wir tatsächlich haben, und das auch einen hohen Wert hat, ganz ohne Eucharistie.“

Schreiben Sie uns
Wie geht es Ihnen? Was stärkt sie? Die Spiritualität Vinzenz Pallottis stellt das Zusammenleben und Zusammenarbeiten aller Christen in den Vordergrund. In der Gemeinschaft und im Dialog entsteht die Kirche Gottes, und jeder Katholik, jede Katholikin ist eingeladen, Apostel und Apostelin zu sein. In diesen Dialog wollen wir als Pallottiner mit Ihnen eintreten. Der Mangel und die Beschränkung der Eucharistiefeiern kann uns zum Wesentlichen führen. Teilen Sie uns mit, worin dieses Wesentliche für Sie besteht. Wir werden ihre Meinungen an dieser Stelle wieder teilen.

Schreiben Sie an:
Öffentlichkeitsarbeit der Pallottiner
Vinzenz-Pallotti-Straße 14
86316 Friedberg
presse@pallottiner.org

Alle sind eingeladen
Alle sind eingeladen! Auf der blauen Tafel steht eine Aufzählung des heiligen Vinzenz Pallotti. Sie hängt im Eingangsbereich der Pallotti-Kirche im bayerischen Friedberg, wo die Stühle darauf warten, wieder in den Kirchenraum zu dürfen.
Pallotti-Kirche in Friedberg
Leere Pallotti-Kirche beim Provinzialat in Friedberg. Ein Anlass, um die Elemente für den Gottesdienst wieder bewusst aufzustellen.
Leergeräumter Kirchenraum
Reinigungsarbeiten für den Gottesdienst. Nach kleinen Umbauarbeiten, kann das Inventar wieder in die Kirche gebracht werden.

Auszug aus den Regeln bei einer Eucharistiefeier

Wer ab Mai öffentliche Eucharistiefeiern abhalten will, muss folgende Empfehlungen der Bischofskonferenz beachten, die aber in einzelnen Bistümern noch eigens geregelt sein können.

• Der Zugang zu den Sonntagsmessen und Wortgottesfeiern wird begrenzt; die Zahl der zugelassenen Gottesdienstteilnehmer richtet sich nach der Größe des Raumes. Alle Teilnehmer tragen einen Mund-Nasenschutz.
• Die Laufwege werden, wenn möglich, als Einbahnwege markiert, um ein Zusammentreffen zu verhindern
• Es werden Ordnungsdienste eingerichtet, die den Gottesdiensteilnehmerinnen und -teilnehmern helfen, die Regelungen einzuhalten.
• Neben dem Priester sind an der liturgischen Gestaltung nur bis maximal zwei Messdiener bzw. Messdienerinnen, eine Lektorin oder ein Lektor, eine Kantorin oder ein Kantor und die Organistin oder der Organist beteiligt. Konzelebrationen finden weiterhin nicht statt. Auf musikalische Begleitung durch Chor oder Orchester wird verzichtet.
• Auf lauten Gemeindegesang sollte verzichtet werden, weil Singen ein Risikoverhalten darstellt.
• Die Körbe für die Kollekte werden nicht durch die Reihe gereicht, sondern am Ausgang aufgestellt.
• Der Priester und ggf. der Diakon desinfizieren vor der Gabenbereitung ihre Hände. Die Gaben und Gefäße befinden sich schon auf dem Altar oder in unmittelbarer Nähe. Nur der Priester oder Diakon (nicht die Messdiener!) nehmen die Gaben und Gefäße.
• Während der Wandlung bleibt die Hostienschale mit der Palla bedeckt. Offen bleiben nur die Patene mit großer Hostie und der Kelch. Von der Verwendung sehr großer Hostien ist abzuraten.
• Auf den Friedensgruß wird weiterhin verzichtet.
• Die Kommunionausteilung erfolgt durch Hinzutreten in angemessenem Abstand.
• Die Kommunion wird ohne Spendedialog („Der Leib Christi“ – „Amen“) ausgeteilt.
• Den Gläubigen wird die Kommunion in angemessenem Abstand z. B. mit einer Zange gereicht oder Priester und Kommunionhelfer und Kommunionhelferinnen tragen Handschuhe.
• Mund- und Kelchkommunion finden weiterhin nicht statt.
• Kinder, die zur Kommunion hinzutreten, aber nicht kommunizieren, werden ohne Berührung gesegnet.
• Die Weihwasserbecken bleiben weiterhin leer.
• Die Gläubigen werden gebeten, möglichst ihr eigenes Gotteslob mitzubringen.

 

Einen anderen Weg geht der Würzburger Bischof Franz Jung: Er wolle in seinem Bistum vorerst keine Messfeiern erlauben, sondern nur Wortgottesdienste und nehme damit eine staatliche Empfehlung aus dem bayerischen Gesundheitsministerium ernst, sagte Jung. Als Bischof sei er auch für die Gesundheit der Gläubigen verantwortlich. Der Beschluss werde in seinem Bistum „sehr kontrovers, emotional und auch polemisch“ diskutiert, räumte Jung ein. Das sei aber angesichts der Bedeutung der Eucharistie für das kirchliche Leben nicht verwunderlich. Jedoch hätten ihm viele Pfarrer in Gesprächen auch Erleichterung signalisiert, dass sie nun Dinge nicht umsetzen müssten, die sie nicht mittragen könnten.

Die Augsburger Bistumsleitung empfiehlt ihren Pfarrern, in Eucharistiefeiern auf die Austeilung der Kommunion zu verzichten, zunächst bis 21. Mai, dem Fest Christi Himmelfahrt.

Eine besondere Idee haben sich die Kölner einfallen lassen: Die Hostie wurde unter einer Plexiglasscheibe angereicht.

Links:
https://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/dossiers_2020/2020-04-24-Empfehlungen-zur-Feier-der-Liturgie-in-Zeiten-der-Corona-Krise.pdf
https://www.katholisch.de/artikel/25354-bischof-jung-darum-verzichten-wir-vorlaeufig-auf-messfeiern
https://www.katholisch.de/artikel/25298-bertram-meier-nicht-jeder-anlass-braucht-die-eucharistie

 

Bilder: Alexander Schweda, Dominik Wolf KNA GmbH (Hostie)

 

Nachtrag 14.05.2020: Vielen Dank!

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Auch in der Pallotti-Kirche wurde das Weihwasserbecken geleert.

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