„Lebendig wie nie zuvor“

Vizeprovinzial P. Michael Pfenning SAC: Diskussion über Corona-Regeln bei der Messe macht Vielfalt der Gemeinde deutlich

„Wie gehen Sie mit den Corona-Regeln bei der Messe um?“ Diese Frage stellten die Pallottiner in den sozialen Medien. Eine vielfältige Resonanz war die Antwort. Von Freude und Dankbarkeit über Skepsis und Traurigkeit bis zur völligen Ablehnung solcher Messen reichte die Bandbreite (siehe Zusammenfassung). Für Vizeprovinzial Pater Michael Pfenning SAC spiegelt sich hier die Vielfalt der Gemeinde, die sich dieses große Geheimnis mit unterschiedlichen Zugängen erschließt. Er sieht die Aufgabe seiner Gemeinschaft darin, diese Zugänge wahrzunehmen und ohne Etiketten zu verteilen die Eucharistie als Kraftquelle zu stärken.

 

Was überrascht Sie am meisten bei den Antworten zur Umfrage?

P. Michael Pfenning: Ich habe ein breites Spektrum an Meinungen erwartet, das hat mich nicht überrascht. Aber mir wird deutlich, wie unterschiedlich das Denken über die Eucharistie ist. Und entsprechend dieses Grundverständnisses zeigen sich auch die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Corona-Einschränkungen. Wer den Opfercharakter der Eucharistie betont, der ist jetzt dankbar und froh, daran wieder teilnehmen zu können. Wer den Gemeinschaftscharakter betont, der wartet lieber, bis diese Mahlgemeinschaft auch wieder erlebbar wird. Durch Corona zeigt sich deutlich, dass es nicht die „eine“ Gemeinde gibt, die sich um den Tisch des Herrn versammelt.

Welche Konsequenzen oder Anregungen ziehen sie aus den Antworten für die Arbeit der Pallottiner?

P. Michael Pfenning: Wir können erstmal wahrnehmen, dass es unterschiedliche Zugänge gibt, ohne dass wir diesen gleich ein Etikett aufkleben wie liberal oder gestrig, konservativ oder fortschrittlich, richtig oder falsch bzw. nicht-katholisch. Eucharistie ist das eine große Geheimnis, das sich in den unterschiedlichen Teilnehmern spiegelt und wir sind zum Dialog darüber eingeladen.

Wie gehen ihre Mitbrüder in der Provinz mit dem Thema um?

P. Michael Pfenning: Die Pallottiner spiegeln genau dieselbe Bandbreite wider. Auch bei uns gibt es die Vielfalt der theologischen Ansätze und wir halten das miteinander aus. Wir in Friedberg warten in der Pallotti-Kirche mit der Messe bis Pfingsten. In der Pfarrkirche und in der Wallfahrtskirche Herrgottsruh haben die Mitbrüder andere Ansätze. Der Kontext ist wichtig.

Ist die Wertschätzung der Eucharistie durch die Corona-Krise gestiegen? Und erleben die Menschen nun Eucharistie anders?

P. Michael Pfenning: Ob die Wertschätzung gestiegen ist, kann ich nicht beurteilen. Aber eines ist sicher gestiegen: die Beschäftigung mit dem Sinn der Eucharistie. Wie wird die Feier fruchtbar, wie wird sie zum Gewinn? Der Diskurs darüber ist so lebendig wie nie zuvor. Die Menschen merken, was ihnen abgeht, aber sie merken plötzlich auch, dass ihnen nichts abgeht – und erschrecken darüber. Aber wir sollten uns dann einfach fragen: Wie müsste Messe sein, dass wir sie vermissen? Wir können jetzt den Gottesdienst als spirituelles Ereignis neu entdecken und die Gestaltung entsprechend vertiefen.

Was wünschen Sie sich persönlich, wie die Menschen mit der Eucharistie umgehen sollen?

P. Michael Pfenning: Ich wünsche mir, dass die Menschen neu entdecken, wie die Eucharistie im gemeindlichen Leben wieder zur Kraftquelle und Inspirationsquelle werden kann., wie das Leben in ganz schlichter Weise in dieser Feier Platz bekommt; und ich wünsche mir, dass der Sinn für das Heilige als Heilendes lebendig wird. Ich wünsche mir auch, dass wir nicht Hürden aufbauen, sondern erkennen, dass der Herr einlädt und dass jede und jeder, die die Sehnsucht verspüren, an dem Mahl teilzunehmen, herzlich willkommen sind. Die Eucharistie ist kein magisches Geschehen, sondern wir feiern die Lebenshingabe Jesu in Brot und Wein.

Die Fragen stellte Alexander Schweda

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