Zen-Kontemplation im Bistum Essen
Gesprächsabend mit Bischof Overbeck am 18. Dezember
Pater Paul Rheinbay spricht am 18. Dezember 2018 mit Bischof Franz-Josef Overbeck und Domkapitular Michael Dörnemann über das letzte Buch des 2016 verstorbenen Paters und Zen-Meisters Johannes Kopp, der in den 70er Jahren das Programm „Leben aus der Mitte – Zen-Kontemplation im Bistum Essen“ ins Leben rief. Dieses Programm bietet bis heute unzähligen Interessierten einen Weg zu ihrem tiefsten Mensch- und Christsein und eine Möglichkeit der intensiven Glaubenserfahrung.
Im Mittelpunkt steht das Buch „Mit dem Leib glauben“, es ergänzt und vertieft die Inhalte von „Gebet als Selbstgespräch“ dem vorletzten Buch von Johannes Kopp. Aus diesem Anlass sprachen wir mit Pater Paul Rheinbay über die Bedeutung der Zen-Kontemplation.
Pater Rheinbay, Sie leiten das von Pater Johannes Kopp (+2016) gegründete Meditationsprogramm im Bistum Essen und werden am 18.12. in einem öffentlichen Lese- und Gesprächsabend aus dem letzten Buch von Pater Kopp vortragen und mit dem dortigen Bischof über das Programm sprechen. Warum ausgerechnet im Bistum Essen?
Das geht zurück auf die Freundschaft zwischen P. Lassalle, dem Pionier des Zen für Christen, und Bischof Hengsbach, dem ersten Bischof des Ruhrbistums. P. Kopp arbeitete damals, in den 70er Jahren, in einer Schule in Mülheim an der Ruhr, lernte P. Lassalle kennen und folgte ihm dann nach Japan, im Auftrag und mit der Erlaubnis des Bischofs und seiner pallottinischen Gemeinschaft. Wie viele andere Interessierte aus dem Westen durchlief er die harte Zen-Schulung bei einem buddhistischen Meister und baute dann im Bistum Essen das Programm Zen-Kontemplation auf, als Brücke zwischen westlicher und östlicher Spiritualität.
Der Titel des Buches von Pater Kopp, „Gebet als Selbstgespräch“, ist ja durchaus ungewöhnlich. Hat das etwas mit Zen zu tun?
Ja, natürlich. Gemeint ist hier nicht das eigene Ego, nicht eine begrenzte Vorstellung vom eigenen Selbst, sondern die Geheimniswirklichkeit des Menschen als Bild und Gleichnis Gottes, also ein durch und durch pallottisches Motiv. In der Stille der Meditation, im Ziehenlassen der Gedanken, in der Konzentration auf den Atmen ist es möglich, sich dieser Wirklichkeit anzunähern, sich von ihr „vereinnahmen“ zu lassen. In religiöser Sprache heißt das: Gott in mir. Schau, Dein Himmel ist in mir, er begehrt Dich, seine Zier – wie wir im Lied singen. Freilich, es bleibt eine Annäherung, Gott ist immer größer.
Jetzt haben wir gerade am 8.12. Mariä Empfängnis gefeiert. Und am gleichen Tag erinnern Buddhisten an die Erleuchtungserfahrung des Shakyamuni Buddha. Sie sehen eine inhaltliche Beziehung zwischen beiden Ereignissen?
Da macht es „klick“, wie beim Bindestrich zwischen Zen und Kontemplation. Bei beiden Ereignissen geht es um das Innerste des Menschen. Des neuen Menschen, der neuen Schöpfung in Christus. In seinem Wesen ist der Mensch ganz heil, ganz licht, ganz rein. Als Christen glauben wir, dass dies die Gabe der erlösenden Liebe Christi ist, die Maria im Vorhinein zuteil wurde. In der Erfahrung, die Buddha machen durfte und in der ihm viele gefolgt sind und folgen, hat er dieses Licht, dieses Reine und Helle gesehen in allem, was lebt.
Welche Rolle kann denn eine solche Weise der Meditation, die aus dem Osten kommt und sich erst in den letzten Jahren im Westen etabliert hat, im Leben eines Bistums spielen?
Nun, seit nunmehr 46 Jahren spricht es Menschen an. Darunter sind in ihren Pfarreien engagierte Christen; darunter sind Suchende, die sich eher am Rande der verfassten Kirche sehen und solche, die der Kirche den Rücken gekehrt haben. Menschen entdecken in der Stille ihre religiösen Wurzeln neu. Andere fühlen sich wohl in einer durch Herzlichkeit geprägten Atmosphäre, ohne direkt kirchlich vereinnahmt zu werden. Sie alle auf dem Weg zu sich selbst begleiten, das ist auch eine Weise der Evangelisierung: das Evangelium, die Frohe Botschaft in sich selbst entdecken. Dann kann auch das Wort der Schrift, umgeben von Stille, wieder neu gehört werden. Das sagen uns immer wieder Teilnehmer, die an dem in Kursen täglich angebotenen Gottesdienst teilnehmen. Und schließlich tut es unserer Kirche ja vielleicht gut, wenn es in Zeiten des Wandels und des Umbruchs, wie sie Gemeinden heute erleben, Gebet und kontemplativer Lebensstil wieder mehr als Berufung entdeckt wird; wenn es Christen gibt, die dies als ihr Eigentliches sehen und daraus leben, in Stille und im Reden, im alltäglichen „Leben aus der Mitte“.
Das heißt, die Übung der Stille bezieht auch den Alltag, das normale Leben mit ein? Was ändert sich da?
Menschen, die sich im Schweigen selbst kennen lernen, sich aushalten mit allen Stärken und Grenzen – die gebärden sich auch im täglichen Umgang mit sich selbst und anderen nicht mehr als Macher. Sie ahnen, dass sich das Wesentliche im Geschehen-Lassen ereignet. Sie reden und handeln weniger aus Verstandes-Kalkül, mehr aus spontaner Intuition mit dem Blick dafür, was jetzt gerade dran ist. Der Horizont weitet sich: Es ist nicht mehr nur die eigene Person, Familie, Gruppe im Blick. Das Netz der Verbundenheit wird größer. Und je mehr die innere Quelle sprudelt, desto mehr versteht sich der Mensch als Gebender, in Entsprechung zur jeweiligen Situation. Das hat P. Kopp in seinem Buch wunderbar beschrieben: „atomare Kräfte des Segens freilegen, Gott in mir Gott sein lassen“ – treffender kann man es nicht sagen.
Meditation in christlich-buddhistischer Tradition
Gesprächsabend im Medienforum mit Bischof Overbeck
Das Verbindende zwischen ZEN-Buddhismus und Christentum steht im Mittelpunkt eines Gesprächsabends am Dienstag, 18. Dezember, im Medienforum des Bistums Essen.
Der Eintritt ist frei, um Voranmeldung unter Telefon 0201 / 2204-274 wird gebeten.
Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr im Medienforum, Zwölfling 14, Einlass ist ab 19 Uhr.
Zen-Kontemplation als Weg zur Gotteserfahrung
Christlicher Glaube und Zen:
In den beiden Bänden dieses Buch-Sets von Pallottiner-Pater und Zen-Meister P. Johannes Kopp SAC und seinem langjährigen Schüler, P. Paul Rheinbay SAC, ist zu lesen, wie sich die spirituellen Traditionen gegenseitig inspirieren und damit einen möglichen Weg zu „Gott in mir“ weisen können.
„Mit dem Leib glauben“ ergänzt und vertieft die Inhalte von „Gebet als Selbstgespräch“.
Bildnachweis:
Pater Kopp: Rainer Schmidt (beide Fotos)
Bischof Overbeck: KS/ Doreen Bierdel
Pater Rheinbay: Timo M. Keßler
Produktbilder: Pallotti Verlag
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