Malawianische Priester müssen stets präsent sein

Auch in Malawi hat sich das Priesterbild gewandelt

Der Staat Malawi im Süden Afrikas ist das warme Herz Afrikas, denn er ist ein schönes Land mit wunderbaren ländlichen Sehenswürdigkeiten. Das Land umfasst den Malawi See, einen der größten und längsten Seen Afrikas, und die Mulanje Berge, die diese spektakuläre Schönheit ergänzen. Die Menschen sind sehr freundlich und einladend. Es ist kein Zufall, dass das Land „das warme Herz Afrikas“ genannt wird, sondern eine Realität die tief im Verstand und Herzen ihrer Menschen eingeprägt ist. Malawis Nachbar im Süden und Westen ist die Republik Mosambik, im Osten Sambia und im Norden grenzt unser Land an Tansania.

Missionare pflanzten unseren Glauben
Etwa 20,1% unserer Bevölkerung sind katholisch. Wir haben 8 Diözesen, nämlich: Karonga, Mzuzu, Dedza, Mangochi, Zomba, Chikwawa und die beiden Erzbistümer Lilongwe and Blantyre.

Der christliche Glaube wurde durch unterschiedliche religiöse Kongregationen nach Malawi gebracht. Mit den sogenannten „Weißen Vätern“ kamen 1889 erstmalig katholische Missionare ins Land. Sie ließen sich zuerst in Dedza nieder und siedelten später in anderen Gegenden, um den Samen des Evangeliums zu säen und den Glauben in die Menschen zu pflanzen. So um 1900 erreichten italienische Monfort-Missionare die Stadt Nzama, in der Nähe von Ntcheu. Diese missonierten in der südlichen Region von Malawi und verbreiteten die Frohe Botschaft unter einer großen Schar in der Bevölkerung.

Was die Vermittlung von christlichen Werten in der örtlichen Bevölkerung betrifft, machten die Afrikamissionare ihre Arbeit wirklich gut. So bauten sie nicht nur Kirchen, sondern auch Schulen und Krankenhäuser, und verbanden so das wie das körperliche Heil der Menschen miteinander.

Die Kirche ist Anwalt
Es ist heute mehr als 100 Jahre her, dass Missionare den christlichen Glauben nach Malawi gebracht haben. Und wir können uns heute fragen: Wie wird der Glaube in den kommenden 100 Jahren überleben?

Die Katholische Kirche in Malawi ist die Stimme der Menschen, die nicht für sich selbst sprechen können; das gilt gerade in einer Zeit, in der kleine christliche Gruppierungen, wie Pilze aus dem Boden schießen. Die Kirche hat in Malawi einen festen Stand aufgrund der Art wie der Glaube am Anfang gepflanzt wurde. Es gibt die Sehnsucht nach mehr Priestern, da heutzutage viele Menschen der Katholischen Kirche beitreten. Deshalb bin ich sicher, dass die Kirche in Malawi eine Zukunft hat. Die Menschen beten nicht nur am Sonntag im Gottesdienst. In den Familien wird üblicherweise zuhause miteinander gebetet. Sie treffen sich in kleinen christlichen Gemeinschaften und besprechen Angelegenheiten, die ihren Glauben betreffen. Deshalb ist es auch sehr einfach Berufungen zum religiösen Leben oder zum priesterlichen Dienst zu fördern.

Unser Tun verändert die Gesellschaft
Die Bemühungen der Kirche werden ermutigt durch den ganzheitlichen Ansatz, die Saat des Evangeliums, was bezeichnend ist für die Aktivität der Kirche. Ich möchte beispielhaft nur drei Bereiche erwähnen, bei denen die Werte des Evangeliums an die Gläubigen weitergegeben werden und bei denen wir auch eine heilsame Wirkung auf die ganze Gesellschaft haben.

Die Kirche leistet seit jeher einen enormen Beitrag im Bildungs- und Erziehungsbereich. Sie hat dafür eine Reihe von Schulen mit einem hohen Bildungsniveau errichtet. Die meisten Eltern würden ihre Kinder gerne auf eine katholische Schule schicken, da sie von der Qualität überzeugt sind. Unsere Kirche gründete eine große Anzahl an Gesundheitseinrichtungen (Kliniken). Natürlich kümmern sich diese sowohl um Katholiken, wie auch um Nicht-Katholiken – so können wir der malawianischen Gesellschaft die christlichen Werte vorleben und anbieten. Darüber hinaus sind wir als Kirche natürlich in der Seelsorge engagiert, um Menschen zu erreichen, die mittellos und irgendwie in Not sind, was im Grunde für die gesamte Bevölkerung in Malawi gelten kann.

Priester müssen präsent sein
Als die ersten Missionare nach Malawi kamen, wurde den Priestern unhinterfragt eine umfassendere Kompetenz für alle Lebensbereiche zugesprochen. Heute sind die Menschen aufgeklärter und gebildeter. Sie erhoffen sich Antworten von den Naturwissenschaften und können über die Medien verschiedene Quellen befragen. Trotzdem spielen die Priester, neben ihrem liturgischen Dienst, heute immer noch eine wichtige Rolle als Ratgeber. Die Gläubigen kommen mit ganz unterschiedlichen Alltagsproblemen zu ihrem Priester. Das geht von existenziellen Entscheidungen, bis zu Problemen in der Familie oder Beziehung, aber natürlich auch bei existenziellen Krisen (Hunger, Krankheit, Tod) oder bei freudigen Ereignissen, wie Geburt oder Hochzeit. Der Priester muss „available“ (verfügbar) sein, er muss vor Ort sein und er muss ansprechbar sein. Und zwar immer dann, wenn die Menschen ihre Priester brauchen. Das kann auch mitten in der Nacht sein. Dann muss man in Malawi als Priester bereit sein.
Vielleicht spielen diese existenziellen Probleme in Malawi im Alltag eine größere Rolle, als in Deutschland, weil dort viele Menschen nicht so gut abgesichert sind. Vielleicht spielt deshalb der Einsatz für die Hilfsbedürftigen, im Lebensalltag von Priestern eine so zentrale Rolle.

Untrennbar: Spiritualität und Soziales Engagement
Die Bischofskonferenz von Malawi hat ihre Vision, von einer malawianischen Kirche, beschrieben, als „eine Familie, die vom heiligen Geist erfüllt ist und die sich gegenüber Gott dazu verpflichtet hat, sich für eine umfassende Evangelisierung und eine grundlegende Entwicklung für alle einzusetzen. Sie hält am Reich Gottes in Malawi fest, indem sie Einheit, Weiterentwicklung, Gerechtigkeit, Frieden und Solidarität lehrt und fördert.“

Diese Vorstellung der Bischofskonferenz, dass Spiritualität und soziales Engagement bzw. der Einsatz für Hilfsbedürftige Hand in Hand gehen müssen, steht im Einklang mit einem Zitat von Vinzenz Pallotti, das uns auch heute noch anrühren kann:

„Ich möchte Speise werden, um die Hungernden zu sättigen; Kleidung, um die Nackten zu bekleiden; Trank, um die Dürstenden zu tränken; stärkende Flüssigkeit, um den Magen der Schwachen zu kräftigen; weiche Federn, um für die müden Glieder der Ermatteten eine Ruhestatt zu bieten; Arznei und Gesundheit, um die Krankheit der Kranken, Lahmen, Verstümmelten, Tauben, Stummen usw. zu heilen; Licht, um die geistig und leiblich Blinden zu erleuchten; Leben, um alle toten Geschöpfe zur Gnade Gottes oder zum zeitlichen Leben, ja zu beiden zu erwecken, auf dass sie in einem neuen Leben auf dieser Erde, das bis zum Gerichtstag… dauert, die Großtaten vollbrächten, die sie zur Ehre meines Gottes, meines Vaters, meines Schöpfers, meines Gutes und meines ein und alles, wirken würden…“ OOCC X 115

Der Autor: Pater Ignacio Chiphiko SAC, stammt aus Mchinji in Malawi und lebt derzeit im Provinzialat der Pallottiner im bayerischen Friedberg; Übersetzung aus dem Englischen: Herr Josef Eberhard; Pallottizitat: Pater Alexander Holzbach SAC

Priesterweihe Vinzenz Pallottis

Themenreihe: „Von 1818 bis 2118 - Priesterbild im Wandel?“

Am 16.05.2018 jährt sich die Priesterweihe des heiligen Vinzenz Pallotti. Vinzenz Pallotti lebte in einer Zeit massiver gesellschaftlicher Veränderungen und Herausforderungen und war leidenschaftlich Priester.
Zu Vinzenz Pallottis 200. Priesterjubiläum haben wir nachgefragt: Wie hat sich das Priesterbild seit 1818 gewandelt? Wie vielfältig stellt es sich heute dar? Gibt es unterschiedliche Blickwinkel? Wie geht es den Priestern, wie den Laien? Welche Perspektiven zeigen sich am Horizont? Wie wird sich das Priestertum in den kommenden einhundert Jahren möglicherweise verändern?

Vielen Dank an alle, die ihre Gedanken mit uns teilen!

Bicentenario dell'Ordinazione di S. Vincenzo Pallotti

1818 - 2018: Bicentenario dell'Ordinazione di S. Vincenzo Pallotti

Neben unserer Themenreihe gibt es in verschiedenen Teilen der Welt ganz unterschiedliche Initiativen zum „Bicentenario dell’Ordinazione di S. Vincenzo Pallotti“. Unser Generalat in Rom hat hierfür eine eigene Webseite gestaltet: https://sac.info/bicentenario/

Wer sich zu diesem Thema zu Wort melden möchte, kann das – wie immer – in unserem facebook Auftritt tun. Herzliche Einladung!

Alle Beiträge aus dieser Serie

Ein Beitrag zur Themenreihe: "1818-2118 - Priesterbild im Wandel?" von Frau Annamaria Stahl
Ein Beitrag zur Themenreihe: „1818-2118 – Priesterbild im Wandel?“ von fr. Marcus Grabisch
Ein Beitrag zur Themenreihe: "1818-2118 - Priesterbild im Wandel?" von Prof. Paul M. Zulehner
Ein Beitrag zur Themenreihe:
"1818-2118 - Priesterbild im Wandel?"
von Pater Hans-Joachim Winkens
Ein Beitrag zur Themenreihe:
"1818-2118 - Priesterbild im Wandel?"
von Frau Andrea Schmid
Ein Beitrag zur Themenreihe:
"1818-2118 - Priesterbild im Wandel?"
von Pater Prof. Paul Rheinbay
Ein Beitrag zur Themenreihe:
"1818-2118 - Priesterbild im Wandel?"
von Pater Siegfried Modenbach

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