Das Pfarrhaus - ein Ort der Seelsorge

Das moderne Pfarrhaus ist im Wandel

Es ist noch gar nicht so lange her: Vor fünf Jahren waren noch alle fünf Pfarrhäuser unserer großen Pfarrei mit einem Priester besetzt. Dort wohnte der Pfarrer, dort war er täglich erreichbar, dort war er ansprechbar und da konnte man ihn besuchen. Es wurden mit ihm Seelsorgegespräche geführt, Rat eingeholt, die verschiedenen Sakramente besprochen und vorbereitet, gebeichtet, getrauert, viele Aktivitäten geplant und vorbereitet.

Heute ist das anders. Wir haben nur noch ein Pfarrhaus. In ihm wohnt der Pfarrer zusammen mit vier pallottinischen Mitbrüdern, die bei uns als unsere Priester, als Kapläne und Seelsorger, als Pastor im Ruhestand tätig sind. Also fünf Pallottiner wohnen in dem noch einzig übriggebliebenen Pfarrhaus der Pfarrei in Rahlstedt, und ein Pastor wohnt, wie schon seit Jahrzehnten vorher auch, im Malteserstift St. Elisabeth in Farmsen. Nun können wir uns glücklich schätzen, dass auch noch unser aktiver Pastor im Ruhestand, Anton Jansen, in dem Gebiet unserer Pfarrei wohnt. Dies gilt auch für unsere drei verheirateten Diakone: Zwei mit Zivilberuf und einer im Ruhestand.

Im Zentrum steht unser Pfarrhaus
Mir ist wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass wir in unserer Pfarrei ein Pfarrhaus haben. Dort wohnen fünf Priester, der Pfarrer, ein Pensionär und unsere drei Kapläne. Dort wohnen die meisten Pallottiner, die als Priester bei uns seelsorglich tätig sind. Seit den 50iger Jahren ist das Pfarrhaus in Rahlstedt zugleich das Rektorat der Pallottiner. Denn die Pallottiner sind nicht nur durch ihre Ordensprovinz strukturiert, sondern auch in überschaubaren Gemeinschaften verbunden und aufgeteilt. Zum Hamburger Rektorat gehören auch die Pallottiner in Berlin und Bad Zwischenahn. Aktuell gehören 10 Patres zu dieser „Gemeinschaft Nordost“. Im vergangenen Jahr zählten wir noch 12 Mitbrüder. Durch einen aktuellen Todesfall und drei Versetzungen im letzten Jahr ergibt sich die jetzige Zahl: 6 Mitbrüder in Hamburg, 3 in Bad Zwischenahn und 1 in Berlin.

Die Aufgaben des Pfarrhauses haben sich trotz aller Veränderungen im Erzbistum und in den neuen Pastoralen Räumen nicht verändert. Das Pfarrhaus ist das Wohnhaus der Priester, die dort in ihrer Dienstwohnung zur Miete wohnen, es ist das Rektorat der Pallottiner, es beherbergt das zentrale Pfarrbüro der Pfarrei und das örtliche Gemeindebüro Mariä Himmelfahrt. Auch das Archiv der Pfarrei ist im Pfarrhaus untergebracht.

Im Pfarrhaus lebt die Gemeinde
Unsere Pfarrsekretärinnen sind oft das erste Gesicht und die ersten Ansprechpartnerinnen, die die Besucher des Pfarrhauses wahrnehmen und erleben. Hinzu kommt gleichsam als „Institution“ unsere Pfarrhaushälterin, die die Gemeinschaft der Priester, aber auch das Pfarrhaus liebevoll versorgt. Das Pfarrhaus ist zudem ein Treffpunkt der Hauptamtlichen. Hier finden die regelmäßigen Seelsorgekonferenzen des Pastoralteams und die Terminkonferenzen der Priester statt. Es ist zudem ein Ort kirchlichen Lebens, es ist ein Ort der Seelsorge. Gerade der letzte Punkt ist mir wichtig zu betonen. Unser Pfarrhaus hat eine eigene Hauskapelle. Hier findet manches Seelsorgegespräch statt, und es finden Menschen in Trauer Zuspruch, Trost und Hoffnung. Hier wird manche Wiederaufnahme in die Kirche vollzogen, es wird gebeichtet und gebetet. Im Pfarrhaus kann sich mancher in persönlicher und vertrauter Atomsphäre aussprechen. Natürlich beten auch die Pallottiner als Gemeinschaft täglich in der Hauskapelle. Aus dem Tabernakel der Hauskapelle holen manche Kommunionhelfer und auch die Priester die Hostien für die Krankenkommunion.

Das Pfarrhaus ist eine Anlaufstelle
Im Konferenzraum des Pfarrhauses finden sehr regelmäßig wichtige Gespräche statt: Da gibt es Gespräche mit Verantwortlichen des Erzbistums, die zum Pfarrer, zu einem Hauptamtlichen oder zum Seelsorgeteam kommen. Es finden Gespräche statt mit der Verwaltungskoordinatorin und der Verwaltungsangestellten, mit Kitaleitungen, mit Vertretern des KV, der Fachausschüsse, der Gemeindeteams, den Ehrenamtlichen und allgemein mit Menschen, die ein Gespräch suchen. Auch viele Hilfesuchende in geistlicher oder materieller Not suchen das Gespräch mit dem Pfarrer oder einem Seelsorger. Dazu gehören auch Menschen, die als Erwachsene um die Taufe bitten, darunter auch schon viele Flüchtlinge, oder die um die Wiederaufnahme in die Kirche bitten oder von einer anderen christlichen Konfession konvertieren möchten. Hinzu kommen viele Bettler und Obdachlose, die in caritativer Hinsicht ihre Sorgen vorbringen. Besondere Freude machen auch die vielen Taufgespräche mit den jungen Eltern oder die Gespräche mit den Paaren zur Vorbereitung einer Eheschließung.

Viele wissen, dass das Pfarrhaus auch schon seit Jahren die zentrale Sammelstelle für das Sozialkaufhaus „In Via“ ist. Betreut wird die Sammelstelle von Herrn Dieter Detlefs, der am 1. und 3. Samstag im Monat die Kellertore dafür öffnet. Auch der Kleiderverkauf der Kolpingfamilie Rahlstedt, der alle 2 Monate an einem Samstag im Keller des Kindergartens Sonnenblume stattfindet, wird über das Pfarrhaus organisiert. Zu den Öffnungszeiten des Pfarrbüros können immer Kleiderspenden abgegeben werden. Selbstverständlich ist, dass auch unsere Hausmeister und Gärtner im Keller des Pfarrhauses ihre Werkstatt haben und alle notwendigen Geräte und Maschinen dort untergebracht sind.

Auch eine Geh-hin-Kirche braucht ein Zentrum
Nur noch ein Pfarrhaus in unserer Pfarrei ist in seinem eigentlichen Sinn in Funktion. Die anderen beherbergen viele Mieter, z. T. die Gemeindebüros oder stehen anderen Zwecken der Gemeinde zur Verfügung. Unser Pfarrhaus ist ein wichtiger Ort der Seelsorge für unsere Pfarrei, das neben den Kirchen und Gemeindehäusern eine spezielle Funktion erfüllt. Es ist ein offenes Haus, in dem die Menschen willkommen sind. Hier kann man den Seelsorger und Priester besuchen, antreffen und sprechen. Natürlich bin ich mir sehr bewusst, dass durch die Dimensionen und Weiten unserer Pfarrei sich das pfarrliche und gemeindliche Leben an allen Orten kirchlichen Lebens abspielt und abspielen muss. Die Priester und alle Seelsorgerinnen und Seelsorger sind also zu vielen Gottesdiensten und Gesprächen von einem Ort zum anderen unterwegs. Das entspricht auch der alten Vorstellung, die einmal der Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Höffner als „Geh-hin-Kirche“ umschrieben hat. Das schmälert aber ganz und gar nicht das zuvor Gesagte, sondern unterstreicht es auch nochmals für die heutige pastorale Situation in unserer Pfarrei.

Der Autor: Pater Hans-Joachim Winkens SAC lebt und arbeitet als Pfarrer der Pfarrei Seliger Johannes Prassek in Hamburg Rahlstedt.

Priesterweihe Vinzenz Pallottis

Themenreihe: „Von 1818 bis 2118 - Priesterbild im Wandel?“

Am 16.05.2018 jährt sich die Priesterweihe des heiligen Vinzenz Pallotti. Vinzenz Pallotti lebte in einer Zeit massiver gesellschaftlicher Veränderungen und Herausforderungen und war leidenschaftlich Priester.
Zu Vinzenz Pallottis 200. Priesterjubiläum haben wir nachgefragt: Wie hat sich das Priesterbild seit 1818 gewandelt? Wie vielfältig stellt es sich heute dar? Gibt es unterschiedliche Blickwinkel? Wie geht es den Priestern, wie den Laien? Welche Perspektiven zeigen sich am Horizont? Wie wird sich das Priestertum in den kommenden einhundert Jahren möglicherweise verändern?

Vielen Dank an alle, die ihre Gedanken mit uns teilen!

Bicentenario dell'Ordinazione di S. Vincenzo Pallotti

1818 - 2018: Bicentenario dell'Ordinazione di S. Vincenzo Pallotti

Neben unserer Themenreihe gibt es in verschiedenen Teilen der Welt ganz unterschiedliche Initiativen zum „Bicentenario dell’Ordinazione di S. Vincenzo Pallotti“. Unser Generalat in Rom hat hierfür eine eigene Webseite gestaltet: https://sac.info/bicentenario/

Wer sich zu diesem Thema zu Wort melden möchte, kann das – wie immer – in unserem facebook Auftritt tun. Herzliche Einladung!

Alle Beiträge aus dieser Serie

Ein Beitrag zur Themenreihe: "1818-2118 - Priesterbild im Wandel?" von Frau Annamaria Stahl
Ein Beitrag zur Themenreihe: „1818-2118 – Priesterbild im Wandel?“ von fr. Marcus Grabisch
Ein Beitrag zur Themenreihe: "1818-2118 - Priesterbild im Wandel?" von Prof. Paul M. Zulehner
Ein Beitrag zur Themenreihe: „1818-2118 – Priesterbild im Wandel?“ von Pater Ignacio Chiphiko
Ein Beitrag zur Themenreihe:
"1818-2118 - Priesterbild im Wandel?"
von Frau Andrea Schmid
Ein Beitrag zur Themenreihe:
"1818-2118 - Priesterbild im Wandel?"
von Pater Prof. Paul Rheinbay
Ein Beitrag zur Themenreihe:
"1818-2118 - Priesterbild im Wandel?"
von Pater Siegfried Modenbach

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