„Flucht, Vertreibung und Wanderung sind dauerhaftes Mo(vi)mentum der Menschheitsgeschichte“
Semestereröffnung der Theologischen Fakultät mit Vortrag zu Migration
Dekanin Prof. Dr. Margareta Gruber begrüßte das Kollegium und 13 neue Studierende im Magister- und Promotionsstudiengang sowie 5 neue Gast- bzw. Zweithörer: „In diesem Jahr können wir die Eröffnung des Wintersemesters 2019/20 der Theologischen Fakultät der PTHV mit einem freudigen Anlass verbinden: im Sommer ist der Lesesaal der Bibliothek komplett renoviert worden und erstrahlt nun als großer, heller und freundlicher Raum. Bildung braucht Räume, und Bücher werden auch im digitalen Zeitalter das Studium begleiten. Ich freue mich, dass wir heute ein hochaktuelles Thema mit einem Klassiker der europäischen Literatur verbinden können: Unser Kollege Dr. Michael P. Schmude wird einen Vortrag zum Thema ‚Fremdheit und Migration in Homers Odyssee und Vergils Aeneis‘ halten.“
In seinem Vortrag erläuterte er anhand der prominentesten – nicht einzigen – Migranten des Epischen Kyklos – Odysseus und Aeneas – ihre Schicksale und Erlebnisse, ihre Vertreibung und ihre Irrfahrt, ihre Aufnahme und Abweisung anhand ausgewählter Texte aus Homers Odyssee wie Vergils Aeneis.
Mit seinem Vortrag zeigte Dr. Schmude ein Panorama unterschiedlicher Sichtweisen auf Umstände und Situationen, in welche der Fremde, Flüchtende oder Irrende auf der Suche nach Heimat, Zuflucht oder Ruhestätte geraten konnte, suchend wie getrieben, selbstbestimmt wie von Übermächten verschlagen.
Damit könnte die Thematik nicht aktueller sein: sowohl die Ausgangssituation vor Troia – Heimatland des Einen (Aeneas), Wirkungsstätte des Anderen (Odysseus) während der Blütezeit seines Lebens – wie auch der erstrebte Ort des Neubeginns – tatsächlich neue Heimat des Einen (Aeneas), wiederzugewinnende vormalige des Anderen(Odysseus) – weisen verblüffende Parallelen zu und Gemeinsamkeiten mit Ausgangssituationen moderner Flüchtlingsschicksale auf.
Als Fazit seines Vortrags kann Dr. Schmude folgenden Schluss ziehen: „All den charakterisierten Partien ist gemeinsam, dass das Recht des Gastes wie des (in aller Regel ‚angespülten‘) Flüchtlings nirgendwo grundsätzlich in Frage gestellt wird: der Aufnehmende und Gastgeber weiß, dass er in der gottgegebenen Pflicht und Ordnung steht. Dabei steht gleichfalls außer Frage und geht dem pflichtgemäßen Verhalten des aufnehmenden Gast-gebers durchweg voraus, dass der um Hilfe und Aufnahme Ersuchende dieses mit einem respektvollen und angemessenen Auftreten ihm und der Aufnahmegesellschaft gegenüber unterlegt.“ All dies vor dem Hintergrund, dass selbstverständlich zwischen ‚Privat-‘ und ‚Staats-‘Flüchtling unterschieden werden muss. „Flucht, Vertreibung und Wanderung aus den behandelten wie angedeuteten Motiven und Konstellationen heraus sind ein dauerhaftes mo(vi)mentum der Menschheitsgeschichte, und ihre Behandlungen in Literatur wie Kunst zeigen verwandte, wiederkehrende‚ ,wandernde‘ Motive. Die empathische Begegnung mit dem Schicksal des Flüchtlings (Homers Odysseus wie Vergils Aeneas) findet in den Umwälzungen unserer Tage rund um das nach wie vor mare nostrum bedrückende Parallelen, welche einmal mehr den Blick auf historische Konstanten menschlicher Katastrophen seit ihren mythischen Anfängen in der Antike lenken.“
Für Universitäten heißt das konkret: „dass diese ein Ort sein müssen, an welchem Sensibilität für die Schicksalhaftigkeit von Flüchtlingsbiografien geschaffen und weiterentwickelt wird, die zumal eine jede ihre eigene Geschichte und Lebenslinie abbilden“.
Text und Bilder: Verena Breitbach, PTHV & Juergen Spitzlay (Foto Lesesaal)
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