Die Via Romea
Von Stade in die ewige Stadt
Wie gut, wenn jemand Reisetagebuch führt. Abt Albert von Stade (1187–1264) tat dies ausführlich. In seiner um 1204 begonnen Weltchronik beschrieb er auch einen Fußmarsch von Norddeutschland (Stade) nach Rom. Sehr ausführlich und genau beschreibt er die Route Station für Station, so dass Historiker heute vermuten, sie könne als Wegweiser für Wanderer gedient haben.
Lange Zeit schlummerten seine Aufzeichnungen in den Schubladen. Doch dann taten sich 2007 der italienische Anthropologe Giovanni Caselli und der deutsche Ruhestandspfarrer Uwe Schott zusammen und ließen das Itinerar von Albert wiederauferstehen. Sie gründeten in Hornburg am Harz 2009 sogar eine Organisation: den Förderverein „Romweg – Abt Albert von Stade e. V.“
Schließlich wurde daraus die Via Romea, ein 2200 Kilometer langer Pilgerweg, der einmal nicht Santiago de Compostela zum Ziel hatte, sondern die heilige Stadt Rom. Senkrecht von Nord nach Süd geht der Pilgerweg mitten durch Deutschland, Österreich und Norditalien hindurch. Allein 28 Etappenorte hatte der Abt auf heutigem deutschem Boden genannt: Celle, Braunschweig, Gotha, Würzburg, Ochsenfurt, Dinkelsbühl, Augsburg, Schongau, Oberammergau und Mittenwald, um nur einige Beispiele zu nennen.
Hinzu kamen in Österreich Seefeld in Tirol, Zirl, Innsbruck und Matrei, im heutigen Italien die Südtiroler Städte Sterzing, Brixen und Bozen sowie Trient, Padua, Venedig, Ravenna, Orli, Arezzo, Orvieto, Viterbo und schließlich Rom. Inzwischen gibt es in Italien einen Partnerverein mit dem Namen „Via Romea Germanica“. Unter diesem Titel wurde die Pilgerstrecke 2020 auch in den Rang einer vom Europarat zertifizierten Kulturroute erhoben.
Eine blaue Tafel mit weißer Schrift und einem Abtsstab
Sie verfügt heute über eine eigene Beschilderung: Eine blaue Tafel mit weißer Schrift und einem Abtsstab zu Ehren jenes Mannes, der mit seiner mittelalterlichen Streckenbeschreibung den Grundstein legte.
Für heutige Pilger ist es nur schwer vorstellbar, wie beschwerlich das Reisen in damaligen Zeiten gewesen sein muss. Die Welt war dünn besiedelt, unerschlossen und voller Gefahren. Räuber, Bären und Wölfe streiften durch die Wälder. Zahlreiche der heutigen Pilgerstationen gab es noch gar nicht: So war um 1200 das Kloster Ettal Zukunftsmusik und Oberammergau noch Jahrhunderte davon weg, Passionsspiele auszutragen.
Nur Rom hatte schon ordentlich Geschichte auf dem Buckel: Die ewige Stadt war der Legende nach 753 vor Christus gegründet worden und konnte schon zu Abt Alberts Zeiten eine stattliche Liste mit fast 180 Päpsten vorweisen.
Text: Andreas Steidel
Fotos: Andreas Steidel (Ochsenfurt) ; Erika (Unterwegs auf Pilgerwegen, KI) by Adobe Stock.
Diesen Beitrag teilen…
Unterwegs auf Pilgerwegen
Das könnte Sie auch interessieren
Mitreden, Mitmachen, Mithelfen!
In Kontakt bleiben. Kostenlos 12 x pro Jahr!
Liken, kommentieren, abonnieren
Herzliche Einladung: Reden Sie mit!
Öffnen Sie sich Räume
Gemeinsam die Welt verändern!