Der Lutherweg 1521

Von Worms auf die Wartburg

Hier stand er einst und konnte nicht anders. Exakt an jener Stelle in Worms, im alten Bischofshof, wo Martin Luther am 18. April 1521 vor Kaiser Karl V. den Widerruf verweigerte, gibt es heute ein Schuh-Denkmal. Großformatige Galoschen aus Bronze, in die man reinschlupfen kann. Sie passen nur selten, sind in aller Regel mehrere Nummern zu groß. Das ist durchaus symbolisch zu verstehen.

In Worms sollte der ketzerische Mönch Martin Luther seine letzte Chance bekommen. Die ungeheuerlichen Anschuldigungen gegen den Papst zurücknehmen, den er als Antichristen bezeichnet hatte. Am 2. April 1521 war er in seiner Heimatstadt Wittenberg aufgebrochen, am 16. April in Worms eingetroffen. 600 Kilometer in 14 Tagen, mit Pferdefuhrwerk und Planwagen.

Seit 2017 verbindet der „Lutherweg 1521“ Worms und die Wartburg in Eisenach

Man kann heute einen Großteil dieser Strecke nachverfolgen. Seit 2017 verbindet der „Lutherweg 1521“ Worms und die Wartburg in Eisenach. Eine Pilgerroute für Menschen, die sich ein wenig der Reisegeschwindigkeit von damals nähern wollen. In Oppenheim überquerte Luther den Rhein. Eine Fähre verkehrt hier seit dem 14. Jahrhundert, noch immer ist sie dort der einzige Weg übers Wasser.

Oppenheim war die letzte Station Luthers vor dem Reichstag. Ein malerischer Winzerort mit einer riesigen gotischen Kirche. Vielleicht hat er hier noch einmal gebetet und sich mit ein bis zwei Vierteln Rheinwein Mut angetrunken.

Von Worms brach Luther am 26. April 1521 wieder auf. Die Rückreise wurde zum Triumphzug. Im hessischen Hersfeld ließ ihn der Abt in der Klosterkirche predigen „und sogar in seinem Bett schlafen“, erzählt Michael Adam, der dort für Stadtführungen immer mal wieder den Luther mimt.

Schergen ergriffen den Kirchenrebell

Kurz vor Eisenach in Thüringen hat es ihn dann doch erwischt. Schergen ergriffen den Kirchenrebell und brachten ihn in Gewahrsam. Zum Glück war es nur eine Scheinentführung, Luthers Freund Friedrich der Weise hatte ihn auf die Wartburg in Sicherheit bringen lassen.

Auf der Wartburg in Eisenach endet der „Lutherweg 1521“. Hier übersetzte er das Neue Testament ins Deutsche und schrieb damit nicht nur Glaubensgeschichte. Martin Luther legte mit seiner Sprache die Grundlage für das spätere Hochdeutsch. Den Spruch „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen“ hat er so übrigens wohl nie gesagt. Es ist eher eine nachträgliche Zuschreibung. In der Sache aber trifft es den Punkt. Er war aufrecht geblieben und hatte seine Position mit „Feuereifer“ verteidigt. Auch das übrigens ein Begriff, den die deutsche Sprache Martin Luther zu verdanken hat.

Text: Andreas Steidel
Fotos: Andreas Steidel („Lutherweg 1521“) ; Erika (Unterwegs auf Pilgerwegen, KI) by Adobe Stock.

Unterwegs auf Pilgerwegen

Der 250 Kilometer lange Benediktweg führt auf die Spuren von Papst Benedikt XVI., er beginnt in Altötting
Allein 28 Etappenorte hatte Abt Albert um 1204 auf heutigem deutschem Boden genannt, darunter Celle, Ochsenfurt oder Oberammergau
Der 2011 eröffnete württembergische Martinusweg führt auf seiner Etappe von Zwiefalten nach Großengstingen mitten durchs Lautertal
Das „Welsche Häusle“ im Nordschwarzwald gehört zum 1500 Kilometer langen „Hugenotten- und Waldenserpfad“
Der Jakobsweg von Rothenburg ob der Tauber nach Speyer verbindet Franken mit der Pfalz.

Das könnte Sie auch interessieren

Mitreden, Mitmachen, Mithelfen!

In Kontakt bleiben. Kostenlos 12 x pro Jahr!

Liken, kommentieren, abonnieren

Herzliche Einladung: Reden Sie mit!

Öffnen Sie sich Räume

Gemeinsam die Welt verändern!

Print Friendly, PDF & Email