Der Hugenotten- und Waldenserpfad im Nordschwarzwald

Der Weg der Glaubensflüchtlinge

Auf halbem Wege zwischen Calw im Nordschwarzwald und Neuhengstett im Gäu steht das „Welsche Häusle“. Ein kleines Buntsandsteingebäude, malerisch gelegen unter drei alten Lindenbäumen. Die wenigsten wussten, woher sein ungewöhnlicher Name kommt.

Seit der Eröffnung des Hugenotten- und Waldenserpfads ist dies anders. Eine Informationstafel an der Kreuzung erklärt, dass hier einst die Waldenser auf dem langen Weg zur Arbeit rasteten. Die Einheimischen verstanden sie nicht, weil sie Französisch sprachen, Welsche wurden sie deshalb genannt. In dem Begriff Kauderwelsch hat sich das Wort bis heute erhalten.

Das „Welsche Häusle“ im Nordschwarzwald ist Teil des 1500 Kilometer langen europäischen Kulturfernwanderwegs „Hugenotten- und Waldenserpfad“. Er zeichnet die Fluchtrouten der evangelischen Christen aus dem Piemont und Südfrankreich nach. Um das Jahr 1700 mussten sie ihre Heimat verlassen und fanden Aufnahme in deutschen Landen: Die Hugenotten vornehmlich in Brandenburg-Preußen und Hessen, die Waldenser im Herzogtum Württemberg.

185 Kilometer ist der baden-württembergische Abschnitt

Hugenotten nannte man jene Franzosen, die erst mit der Reformation evangelisch wurden. Die Waldenser hatten sich schon im 12. Jahrhundert abgespalten und waren in der Reformation calvinistisch geworden. Die Gemeinde Neuhengstett ist der südlichste Siedlungsort der Waldenser in Württemberg, 28 Familien ließen sich hier nieder. Noch heute deuten Namen wie Jourdan, Talmon-Gros, Ayasse oder Perrot auf ihre Herkunft hin. Seit Kurzem gibt es dort auch ein sehr sehenswertes kleines Museum.

185 Kilometer ist der baden-württembergische Abschnitt des Hugenotten- und Waldenserpfades lang. Er beginnt in Neckargemünd und geht bis an die Schweizer Grenze. In seinem Mittelteil reiht sich ein Waldenserort an den anderen: Perouse, Serres, Pinaches, Klein- und Großvillars. Ganz allmählich weichen die Wälder des Nordschwarzwalds den offenen Flächen des Gäus. Im Kraichgau wächst Wein an den Hügeln, auf dem Sauberg bei Ötisheim sind die Waldenser sogar selbst unter die Weingärtner gegangen.

Pfarrer Henri Arnaud war der Anführer der Waldenser

Ötisheim-Schönenberg ist wieder so ein Ortsname, der kein bisschen waldensisch klingt. Ursprünglich hieß das Dorf ja auch Mûriers, hier ließ sich der Pfarrer Henri Arnaud (1643–1721) nieder. Arnaud war der Anführer der Waldenser, die Leitfigur, die sie über die Alpen in die neue Heimat brachte. Im Arnaud-Haus, das er selbst erbauen ließ, ist heute die bedeutendste und durchaus sehenswerte Ausstellung über die Geschichte der Waldenser untergebracht.

Text: Andreas Steidel
Fotos: Andreas Steidel (Welsches Häusle) ; Erika (Unterwegs auf Pilgerwegen, KI) by Adobe Stock.

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