Am Tisch der Kulturen | Januar 2022

»Liebe geht durch den Magen«. So simpel formuliert es eine alte Spruchweisheit, was wir hier in diesem Heft versuchen zu entfalten. Keine Sorge, wir stellen Ihnen keine Rezepte für gelungene Beziehungen vor. Aber die Ahnung, was es an Beziehungsqualität bedeutet, miteinander zu essen, das wollen wir gerne ins Bewusstsein rücken. So ganz nebenbei rückt dabei auch eine Erkenntnis in den Vordergrund, die auch Vinzenz Pallotti immer betont hat: nämlich dass Gott Beziehung ist. Er sucht die Beziehung zu uns Menschen, weil er auch in sich selbst Beziehung ist: Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist sitzen quasi immer an einem Tisch – Ein Gott in drei Personen – das ist für uns eine schwierige Vorstellung. Aber das Bild drückt ganz simpel aus, dass Gott auf Beziehung angelegt ist. Durch und durch. Und wir auch. Mit Leib und Seele.

Mahl zu halten ist im Christentum daher ein ganz bedeutendes Element unserer Spiritualität. An ihr lässt sich viel ablesen, auch jenseits der eucharistischen Tischgemeinschaft. Gerade wer zu Gast bei fremden Nationen und Kulturen ist, kann an Speis und Trank vieles ablesen. Was Gastfreundschaft in diesem Land bedeutet zum Beispiel, wie viel Bedeutung dem gemeinsamen Genießen eingeräumt wird. Und welchen Stellenwert die Beziehung unter den Menschen hat.

Gott jedenfalls ist auch jemand, der uns immer wieder einlädt, bei ihm zu Tisch zu sitzen. Dort, wo er das Mahl bereitet, wo Milch und Honig fließen, wo Beziehung gepflegt wird, und wo der Mensch erfährt, dass er geliebt ist. Weil Liebe eben doch auch durch den Magen geht.

Ihr
Alexander Schweda
Chefredakteur

Bild Titel: simona / AdobeStock
Bild Editorial: Rudolf Baier

Im Heiligen Land existieren zwei Hoffnungsorte, auf die man nicht so schnell kommt: Krankenhäuser und Küchen.

Essen ist immer auch ein soziales Geschehen und hat, seit es Menschen gibt, etwas mit Beziehung und Miteinander zu tun.

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