„Wir können andere Wege gehen"

Pfarrei St. Jakob hat in den 50 Jahren Selbstbewusstsein gewonnen

Es ist der pallottinische Geist, der durch Friedberg weht. So jedenfalls beschreiben es nicht nur die Pfarrer, sondern auch die Ehrenamtlichen und hauptamtlichen Laien. Und die Hoffnung besteht, dass dieser Geist auch durch alle Strukturveränderungen hindurch erhalten bleibt.

Was ist der pallottinische Geist in den Augen der Pfarreimitglieder? Armin Rabl ist einer, der die Entwicklung von Kindheit an verfolgt hat: Als engagierter Ehrenamtlicher seit Jugendtagen, Pfarrgemeinderatsmitglied, Pastoralreferent und jetziger Klinikseelsorger am Krankenhaus in Friedberg ist er dem pallottinischen Geist nach und nach auf die Spur gekommen. Er sieht in Pfarrer Wipfler bereits die kommende Veränderung nach dem Konzil. Und danach sei bei allen Pfarrern immer klarer geworden, dass der Wahlspruch „Pallotti ruft die Laien“ stimmt. Allerdings habe es einige Zeit gedauert, bis engagierte Katholikinnen und Katholiken auch entsprechende Ausbildungen für pastorale Berufe durchlaufen hätten wie Religionslehrer, Gemeindereferentinnen und Pastoralreferenten.

Fachkräftemangel kommt an der Basis an

Der Pastoralreferent verweist nicht ohne Grund auf die pastoralen Berufe. „Denn nur wenn viele Menschen eine Gemeinde mittragen, gibt es auch Leute, die es beruflich machen“, findet er. Dass Pfarrer Wipfler Kommunionhelfer einführte und Pater Fuchs den Pfarrgemeinderat zum Entscheidungsgremium machte, sei mutig gewesen und habe Aufbruchsstimmung erzeugt. Genauso mutig, wie die Idee, das Divano zu planen.

Dass inzwischen der „Fachkräftemangel“ in der Kirche auch an der Basis ankommt, bestärke den Stellenwert der Laien in St. Jakob, so Rabl. Und so würden die Kommunionhelfer jetzt auch Krankenkommunionhelfer und eine bisher versorgte Pfarrei würde zur mitsorgenden Pfarrei. „Und wir haben auch Leute, die diesen Umbruch gestalten können“, sagt Armin Rabl. Dass Menschen Gestaltungsspielraum für diesen Prozess bekämen, dafür hätten alle fünf Pfarrer von Wipfler bis Brühl gesorgt.

Julian Schmidt, der jetzige Pfarrgemeinderatsvorsitzende, hält es daher für ein Privileg, dass „ganze Generationen an Friedbergerinnen und Friedbergern in den vergangenen fünf Jahrzehnten in einer pallottinisch geprägten Pfarrei aufwuchsen. Mit fünf Stadtpfarrern und zahllosen Kaplänen und Pastoralpraktikanten hätten „aufmerksame Seelsorger, geschliffene Prediger, talentierten Verwalter und engagierte Kämpfer für die tätige Nächstenliebe“ in St. Jakob gewirkt, sagt er.

Durch die weltweite Tätigkeit der Pallottiner und auch das Pastoraltheologische Institut, das seit 1961 in Friedberg angesiedelt ist, sei die Pfarrei außerdem auch an das globale Netzwerk der Weltkirche angeschlossen gewesen. Die Vision ihres Ordensgründers von einer Kirche voller Glauben, Liebe und Offenheit hätten dabei alle Pallottiner versucht zu verwirklichen.

Wir können andere Wege gehen

Klare Worte und ein Versprechen der Gemeinde

Klaus Greppmair, Pfarrgemeinderatsvorsitzender von 1990 bis 2002 macht den pallottinischen Geist vor allem an den lebensnahen Predigten fest. Klare Worte würden zu Missbrauch und dem Ukraine-Konflikt gesprochen. In der Zeit von Pater Fuchs habe er vor allem erlebt, wie die Familienkreise entstanden.

Seine Nachfolgerin Andrea Schmid erinnert sich daran, dass beim Ehrenamtsabend an Lichtmess, an dem die Pallottiner ihr Versprechen erneuert haben, die Idee aufkam, dass die Gemeinde ein eigenes Gemeindeversprechen auf das Laienapostolat abgebe. Die Pallottiner hätten es auf diese Weise geschafft, der Gemeinde ein Selbstbewusstsein zu geben, findet Andrea Schmid. Sie vertraue daher auch dem Heiligen Geist, dass er der Kirche eine andere Form gebe, auch wenn die Zahl der Gottesdienstbesucher schwinde, die Ehrenamtlichen weniger würden und die Gesellschaft säkularer werde.

Symbol dafür ist ihr die Pallotti-Figur in der Kirchenbank. Sie zeige, dass die Gemeinde sich ihm verbunden fühle. Die Plastik brösle wie die Kirche vor sich hin, aber sie sei zäh. „Man kann sich neben Vinzenz Pallotti setzen und wissen: Wir können andere Wege gehen“, sagt Andrea Schmid.

„Die Pallottiner bringen einfach einen anderen Geist in die Pfarrei“, findet Monika Weighardt, die als Vorstandsmitglied im Frauenbund und als Mitglied der Kirchenverwaltung ebenfalls alle Pfarrer erlebt hat. Und sie hat die Pallottiner vor allem als fortschrittlicher erlebt als Diözesanpriester. „Das Miteinander war deshalb immer gut“, sagt sie und hebt dabei die Vielseitigkeit und Unterschiedlichkeit der einzelnen Pfarrer hervor.

Was den speziellen Charakter der Pallottiner betrifft, hat Monika Weighardt aber noch eine andere Vermutung: Die Tatsache, dass diese ihre pallottinische Gemeinschaft quasi wie eine Familie im Hintergrund hätten, führe vielleicht dazu, dass sie nicht so allein gelassen seien wie weltliche Pfarrer. Wie dem auch sei, einen Wunsch hat Monika Weighardt für die Zukunft von St. Jakob: Diese Vielseitigkeit in der Pfarrei soll weiter bestehen.

 

Beitrag: Alexander Schweda
Bilder: Pallottiner, Julian Schmidt

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