„Wir hoffen auf eine bessere Zukunft“

Ein Besuch im Flüchtlingsheim in Polen – Wie Pallottiner helfen

Es war ein Aufruf, schnell Leid zu lindern. Der Krieg in der Ukraine ließ Menschen fliehen, Waisenkinder obdachlos werden und verursachte Hunger und Not. Viele Menschen sind dem Aufruf der Pallottiner gefolgt und haben über 500.000 Euro gespendet: Bruder Bert Meyer fuhr jetzt nach Polen, um sich die Lage vor Ort anzusehen.

Es ist grau und kalt in Warschau. Menschen sind nur sporadisch auf den Straßen zu sehen und die Sonne kommt den ganzen Tag nicht hinter der grauen Wolkendecke hervor, schon am frühen Nachmittag wird es dunkel. Heute hat es sogar geschneit. Auf dem Gelände der Pallottiner in Ołtarzew steht ein graues vierstöckiges Gebäude, das lange Zeit unbewohnbar war. Der rechte Flügel, vom Haupteingang aus gesehen, wurde dieses Jahr renoviert und die ersten Flüchtlinge wurden aufgenommen. Seit Mitte Oktober leben etwa 80 Frauen, Kinder und Jugendliche in den einfach eingerichteten Wohnungen mit jeweils zwei Zimmern, einem kleinen Eingangsbereich und Dusche/Toilette. Es gibt einen großen Speisesaal.

Stanislawa Mydlakowska, die aus der Ukraine nach Polen geflohen ist, arbeitet seit der Eröffnung des Flüchtlingsheims an der Rezeption. Stanislawa war in der Ukraine Haushälterin und hat vor einigen Jahren ihren Mann verloren. Doch trotz dramatischer Lebensveränderungen und schmerzhafter Erinnerungen hat sie das Vertrauen, dass Gott ihr weiterhin Kraft gibt. „Wir schauen mit Entsetzen auf die Ereignisse in unserem Land und hoffen auf eine bessere Zukunft“, beschreibt Stanislawa die aktuelle Situation. Im Flüchtlingsheim wird sie gerne von den anderen Frauen angesprochen und steht auch den Neuankömmlingen mit Rat zur Seite.

Pater Miroslaw Mejzner ist Rektor des Pallottiner-Seminars und Hochschullehrer in Ołtarzew und Warschau. Er leitet das Flüchtlingsheim und ist die Kontaktperson für alle Fragen, die auftauchen und unter Umständen mit den Behörden besprochen werden müssen. Die Kontaktperson und der Mann für alle praktischen Angelegenheiten ist Pater Piotr Wladyko, der sein Büro im Flüchtlingsheim hat. Das Flüchtlingsheim ist ähnlich organisiert wie ein Caritas-Flüchtlingsheim in Deutschland, mit dem einzigen Unterschied, dass hier die Pallottiner die Eigentümer sind und die finanzielle Hauptlast tragen. Die Hausordnung wurde von den Behörden genehmigt und gewährt den Bewohnern Rechte, aber auch Pflichten, damit das Zusammenleben im Haus gelingt. Einmal pro Woche kommt der Arzt zur Sprechstunde ins Haus und es ist wahrscheinlich, dass die Gesundheitskosten ansteigen werden.

Kindergarten im Flüchtlingsheim eingerichtet

Einige Frauen arbeiten bereits in der Umgebung von Ołtarzew. Im Moment erhält das Flüchtlingsheim noch finanzielle Unterstützung für die laufenden Kosten von der Regierung, die Anfang des Jahres allerdings eingestellt wird. Dann sollen die Flüchtlinge für ihre Unterkunft aufkommen und einen Teil der Kosten selbst tragen. Für die Ukrainer, die als Köchin, Hausmeister, Kindergärtnerin oder an der Rezeption des Flüchtlingsheims angestellt wurden und einen monatlichen Lohn erhalten, wird die Zahlung eines „symbolischen“ Beitrags nicht so schwierig sein, aber es gibt auch die Flüchtlinge, die keinen Job haben oder nicht arbeiten können.

Für die Kinderbetreuung wurde im Flüchtlingsheim ein Kindergarten eingerichtet, der von Frauen aus der Ukraine geleitet wird. Die Klassenzimmer sind mit Tischen und Stühlen sowie mit verschiedenen Bastelmaterialien gut ausgestattet. Pater Miroslaw Mejzner möchte eine heimische und gute Atmosphäre schaffen. Er betont, dass die wichtigste Aufgabe für die Kinder und Jugendlichen darin besteht, zur Schule zu gehen und fleißig zu lernen. Es wird erwartet, dass die Kinder in den kommenden Monaten mehr Bücher und digitale Geräte benötigen, um mit dem Lernniveau in den Schulen mithalten zu können.

Ukraine-Hilfe der Pallottiner
Auf dem Gelände der Pallottiner in Ołtarzew (Polen) steht ein graues vierstöckiges Gebäude. Seit Mitte Oktober leben etwa 80 Frauen, Kinder und Jugendliche in den einfach eingerichteten Wohnungen.

Hintergrund: Wie die Pallottiner immer noch helfen

Mithilfe der Spenden aus Deutschland und Österreich werden die Pallottiner in Polen bei der Finanzierung der laufenden Kosten des Heimes in Ołtarzew unterstützt. Außerdem wurden für 85.000 Euro Generatoren in die Ukraine transportiert, die bei Stromausfällen die Energieversorgung sicherstellen. Des Weiteren verteilen die Pallottiner an die Menschen vor Ort alles, was ihnen durch den Winter helfen soll: Heizgeräte, Bett- und Wolldecken, Schlafsäcke, warme Kleidung, Lebensmittel, Energie-Riegel, Medikamente.

Auch am Sitz des Provinzialats in Friedberg helfen die Pallottiner: So bekam der Caritas-Verband Aichach-Friedberg 10.000 Euro und die Tafel im Nachbarort Mering 5000 Euro, um die Kriegsfolgen zu lindern. „Wir bleiben wachsam, wie wir weiter helfen können. Konkrete Möglichkeiten werden gerade geprüft“, betont Missionssekretär Pater Reinhold Maise und fügt hinzu: „Und dann wird, wenn hoffentlich der Krieg bald zu Ende sein wird, auch der Wiederaufbau in der Ukraine viel Zeit und Kraft und finanzielle Mittel brauchen.

Text & Bilder: Bruder Bert Meyer

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