Im Gedenken

Pater Wilhelm Krause SAC

In den frühen Abendstunden des 3. Oktober 2024 verstarb auf der Seniorenstation des Limburger Missionshauses unser Mitbruder Pater Wilhelm Krause SAC mit 91 Lebens-, 71 Profess- und 67 Priesterjahren.

Willi Krause wurde am 30. Juli 1933 in Zuckmantel (Kreis Teplitz-Schönau / Sudetenland, Erzdiözese Prag) in der zweiten Ehe seiner Mutter Anna geboren. Sein Vater Josef war Architekt und hatte ein Baugeschäft, so dass es der Familie weitgehend gut ging. Willi konnte in seiner Heimat die Schule und das Gymnasium besuchen. Vertrieben wurde die Familie nicht; der Vater entschied sich freiwillig in den Kreis Bitterfeld zu gehen. In Dessau machte Willi 1951 Abitur. Wenige Tage später schreibt er dem Provinzial der Pallottiner in Limburg von seinem Wunsch, Priester in der Mission zu werden. Seine Mutter freut sich darüber, während seinem Vater lieber gewesen wäre, er hätte einen weltlichen Beruf ergriffen.

In dieser Zeit engagiert sich Willi bereits in der Pfarrjugend und organisiert Fahrten für Jugendliche. Schon damals, so schreibt er, packt ihn immer wieder das Fernweh. Er floh aus der DDR nach Westdeutschland, wurde dabei von der Grenzpolizei aufgegriffen und kam für einige Zeit ins Gefängnis. Dort lernte er einen Schleuser kennen, der ihm später auf abenteuerliche Weise zur Flucht verhalf. So kam er im August 1951 nach Olpe ins Noviziat. Dort legte er am 24. April 1953 die erste Profess ab. In Vallendar nimmt er das Studium an unserer Hochschule auf. Durch Verwandte und Bekannte in der Heimat konfrontiert, beschäftigt er sich, mit entsprechender Erlaubnis seiner Oberen – viele Schriften standen damals auf dem Index -, intensiv mit dem Kommunismus und der Soziallehre der Kirche, um im Diskurs anschlussfähig zu sein. In Vallendar legt er am 25. April 1956 die Ewige Profess ab und wird dort am 27. Mai 1957 zum Subdiakon und einen Tag später vom Trierer Weihbischof Bernhard Stein zum Diakon geweiht. Nach der Priesterweihe in der Wallfahrtskirche der Pallottiner in Schönstatt am 16. Juli 1957 durch Bischof Matthias Wehr (Trier) wurde er Kaplan in Oberhausen-Osterfeld. Der Pfarrer dort, Pater Nikolaus Munkler, unterstützte seinen Wunsch in die Mission zu gehen, den er sich über all die Jahre bewahrt hatte, und der nun durch einen Aufruf von Papst Johannes XXIII. neue Nahrung bekommen hatte, der um Priester für Lateinamerika warb. Willi meldete sich voller Begeisterung für dieses Anliegen sofort bei unserem Generalrektor, Pater Möhler, in Rom. Und so wurde er am 20. Oktober 1960 in Limburg in der Marienkirche im Beisein seiner Mutter nach Brasilien ausgesandt. Hier wirkte er 12 Jahre, dann 25 Jahre in Argentinien und drei Jahre in Bolivien. Er war neben der allgemeinen Seelsorge vor allem „Fundraiser“. Er hatte das Charisma, Kontakte zu knüpfen und Geld zu beschaffen – für drei Schülerseminare, einige Kirchen und Häuser der Gemeinschaft. Manchmal gab es durch seinen Eifer auch Verstimmungen in Deutschland, wenn er allzu deutlich auf die Not der Menschen hinwies und um Spenden bat. Wie aus seinen Briefen hervorgeht, wusste er sich vor allem den einfachen Menschen, die ihm anvertraut waren, sehr verbunden. Davon berichtet er in einem ausgedehnten Briefapostolat mit Freunden und Wohltätern. Mit Begeisterung erzählt er in lebendigen und facettenreichen Anekdoten von Erlebtem und von Einsichten, die er in seiner Arbeit gewonnen hat. Ein von Arbeit Getriebener sei er, schreibt er einmal.

Als er anlässlich seines Goldenen Priesterjubiläums nach besonderen Momenten seines Lebens befragt wird, antwortet er lapidar: „Jeder einzelne Augenblick des Lebens ist schön und erinnernswert“. Nach vierzig Jahren „in der Mission“ spürt Pater Krause, dass er manchen Herausforderungen nicht mehr gewachsen ist. Er kehrt in die Limburger Pallottinerprovinz zurück. In Olpe übernimmt er die Beichtseelsorge und vertritt eine Zeit lang Pater Erhard in der Pfarrei Oberveischede. Er kümmert sich um den dortigen Priesterhilfsverein und hilft in der Pastoral, wo er kann. Und wird wieder zum Segen: In Edewecht ist plötzlich Pater Adalbert Kaiser verstorben. Der damalige Provinzial Pater Hannappel bittet ihn im Jahr 2001 diese Pfarrei zu übernehmen. Sieben Jahre wirkte er dort und litt wohl immer unter dem großen Schatten seines Vorgängers. Er wirft ein Auge auf Südafrika, wohin er gerne vom Provinzial gesandt werden würde, bleibt aber, weil er gebraucht wird, in der Gemeinschaft in Bad Zwischenahn: „Ich schmeiß den Laden, gar kein Problem!“, sagt er selbstbewusst der Oldenburger Kirchenzeitung. 2008 kehrt er nochmals kurz in die Gesprächsseelsorge nach Olpe zurück, zieht 2009 aber nach Limburg auf die Seniorenstation des Missionshauses um. Hier fühlte er sich gut umsorgt, wie er oft in seinen Briefen betont. Er bleibt aber weiter Missionar: durch einen regen Briefwechsel und lange noch durch seine Passion, Gelder für die Mission zu akquirieren. Und schließlich bis fast zuletzt durch den Wunsch, noch einmal als Missionar aufzubrechen in die Ferne. Gerne hätte er noch eine Neugründung in Guatemala realisiert, aber da hat er seine verbliebenen Kräfte und Ressourcen höher eingeschätzt, als sie tatsächlich waren.

Am Tag der Deutschen Einheit, ist er gestorben. Gut so, denn er hat ja unter der deutsch-deutschen Grenze sehr gelitten und wohl auch darunter, dass er manchmal gehänselt wurde, ein DDR-Flüchtling zu sein. Wir dürfen dankbar sein, dass er in der DDR in der geheimen Jugendarbeit der Pfarrei gute Freunde hatte und in Pfarrer Wilhelm Girke in Wolfen einen vorbildlichen Priester, der regelmäßig Religionsunterreicht erteilte. Sie alle bestärkten ihn in seinem Wunsch, Priester zu werden. Gegen viele Widerstände hat er sich seinen Wunsch erfüllt.

In Pater Krause verlieren wir einen echten Missionar, der dafür gebrannt hat, das Evangelium zu verkünden. Dafür war er bereit auch neue Wege zu gehen und unkonventionelle Formen zu wählen. Sein Leben gleicht einem Abenteuerroman. Er selbst sagt, er sei immer wieder in Umbrüche geraten. Immer wieder habe es Menschen gegeben, die seine Pläne und seine Neuaufbrüche für verrückt gehalten hätten. Er aber habe eigentlich nie etwas anderes getan, als sich Gott als Saatkorn anzubieten. Gott allein weiß, wie viele Früchte er im Weinberg des Herrn gesammelt und selbst erbracht hat.

Das Requiem für Pater Krause wird am Freitag, dem 11. Oktober, um 10.30 Uhr in der Pallottinerkirche St. Marien zu Limburg, Wiesbadener Straße 1 gefeiert. Anschließend findet die Urnenbeisetzung auf unserem Friedhof statt.

An Stelle zugedachter Kranzspenden erbitten wir im Sinne des Verstorbenen eine Spende für die missionarischen Aufgaben unserer Gemeinschaft. (Pallottiner KdöR, HypoVereinsbank Augsburg IBAN DE75 7202 0070 0007 7054 17)

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