Im Gedenken

Pater Ottmar Hiller SAC

Am 1. Dezember 2024, dem ersten Adventsonntag, verstarb im Krankenhaus in Bretten unser Mitbruder Pater Ottmar Hiller SAC mit 97 Lebens-, 74 Profess- und 70 Priesterjahren.

Als Ottmar Hiller mit 21 Jahren Kontakt mit den Pallottinern aufnahm, hatte er bereits eine aufregende Zeit hinter sich. Am 23. August 1927 in Hausach/Kinzigtal geboren, verbrachte er seine frühe Kindheit und die ersten Volksschuljahre bei seinen Eltern, dem schwer kriegsbeschädigten Albert Hiller und dessen Ehefrau Hedwig, geb. Hasenfratz. Mit elf Jahren trat er in das Erzbischöfliche Gymnasialkonvikt St. Konradihaus in Konstanz ein. Doch 1939 wurde er zum Reichsarbeitsdienst in Viktring bei Klagenfurt eingezogen, anschließend zum Militär in Sonthofen und Mittenwald, wo er in amerikanische Gefangenschaft geriet. Nach seiner Entlassung kehrte er wieder ins St. Konradihaus zurück, doch dort wurde er nach Aussage der Gymnasialdirektion „ein Opfer der neuen verschärften Bestimmungen zum Abitur“ in der französischen Besatzungszone. Da Ottmar aber Priester werden wollte, suchte er nun einen anderen Zugang. Er trat im Februar 1949 in das Privatgymnasium der Pallottiner St. Paulusheim in Bruchsal über. Völlig überraschend konnte er eine Woche später doch noch am Suso-Gymnasium in Konstanz das Abitur ablegen. Ottmar hatte aber bereits seine Entscheidung für den Eintritt in das Noviziat der Pallottiner getroffen. Der Konviktsdirektor des St. Konradihauses schrieb an den Provinzial der süddeutschen Pallottiner: „Ich bedauere einerseits, dass dieser strebsame Kandidat damit der Erzdiözese Freiburg ‚verloren‘ geht, andererseits freue ich mich für Ihre Gemeinschaft.“ Nach Noviziat und dem Studium von Philosophie und Theologie in Untermerzbach und Vallendar von 1949 bis 1954 wurde er am 25. Juli 1954 vom damaligen Trierer Weihbischof Dr. Bernhard Stein in der „Wallfahrtskirche“ in Vallendar-Schönstatt zum Priester geweiht.

Schon früh haben die Obern die besondere künstlerische Begabung von Ottmar erkannt und daher ein Studium an der Kunstakademie Stuttgart bei Prof. Rössing im Fach „Freie Grafik“ (1955-1959) befürwortet. Da das Ziel eine Lehrtätigkeit am St. Paulusheim war, studierte er noch Geographie als zweites Fach (1959-1961) an der Hochschule Stuttgart, und absolvierte anschließend in der Heimschule Lender in Sasbach das Referendariat (1961-1963).

Seine Lebensaufgabe fand er als Lehrer am St. Paulusheim in Bruchsal (1963-1992) mit dem Schwerpunkt Kunsterziehung, die er später in reduziertem Umfang noch bis 1996 ausfüllte. Ohne dafür einen offiziellen Auftrag zu haben, wurde er für viele Schülerinnen und Schüler „so nebenbei“ ein geschätzter Ratgeber und Seelsorger. Seine knappen, schnörkellosen und griffigen Predigten erreichten die jugendlichen Ohren und Herzen und weckten bei manchen auch das Interesse für das dichterische Wort.

Sein künstlerischer Sensus trieb ihn an, Erlebtes in Bildern wieder gegenwärtig werden zu lassen. „Unterwegs mit Aug und Herz“ hat er eine von ihm herausgegebene Auswahl seiner Bilder und Graphiken überschrieben. Ob er auf so unterschiedliche Städte wie Rom, Salzburg oder Bruchsal schaute oder auf die friedliche und auch stürmische Landschaft der Bretagne, immer war sein Skizzenblock dabei, um dann später die Eindrücke in seinem Atelier wieder wachrufen zu können. Viele seiner Bilder und ihre Farben lassen ahnen, warum Ottmar eine Nähe zu Oskar Kokoschka verspürte, der in Villeneuve (Genfer See) wohnte, aber zeitweilig in der Sommerakademie „Schule des Sehens“ auf der Festung Salzburg arbeitete. Als die Pallottiner in Vorbereitung auf die Heiligsprechung Vinzenz Pallottis (1963) einen namhaften Porträtisten suchten, kam P. Hiller auf den verwegenen Gedanken, Oskar Kokoschka anzusprechen. Als „Türöffner“ trug er mit dazu bei, dass sich der Meister nach mehreren Besuchen 1961 entschloss, trotz innerer Bedenken den Auftrag anzunehmen.

P. Hiller entwickelte ein reiches eigenes künstlerisches Schaffen. Seine ruhigen betrachtenden Bilder fanden viele Freunde, aber manche Werke zeigen auch seine Empörung und seinen Zorn über das, was ihm „gegen den Strich“ ging. Er wusste, dass nicht alles „zum Schmuck einer Zimmerwand geeignet ist… jedoch (so seine Überzeugung) auch negative Erinnerungen lassen sich in unserem Gedächtnis nicht ausradieren“. Die meditative wie die kritische Sicht bestimmten nicht nur seine darstellende Kunst, sondern auch seine langjährige Arbeit in der Schule, in der Erwachsenenbildung und seine Begleitung bei zahlreichen Kunstreisen.

Nach dem Ende seines Schuldienstes widmete er sich vermehrt auch den Aufgaben in der Leitung der pallottinischen Hausgemeinschaft als Vizerektor oder Hausrat. Seine besondere Fürsorge galt dabei den alten hilfsbedürftigen Mitbrüdern. Diese Aufgabe hielt er für so wichtig, dass er energisch seine Entlastung forderte, als er meinte, ihr bei seinen nachlassenden Kräften nicht mehr gerecht zu werden.

Das St. Paulusheim war seine Heimat. Selbst als sich nur wenige Meter weiter entfernt eine neue Bleibe anbot, erschien ihm ein Umzug nahezu unvorstellbar. Doch als er diesen hinter sich hatte, konnte er vom benachbarten Evangelischen Altenzentrum „Dietrich Bonhoeffer Haus“ aus die gleiche Aussicht auf die St. Peterskirche genießen, jetzt mit unbeschwertem Herzen. Nun sei ihm gegönnt, dass ihn erfreut, „was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, was in keines Menschen Herz gedrungen ist“ (1Kor 2,9). Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof bei St. Peter im Schatten des von ihm als Lebensbaum entworfenen steinernen Kreuzes.

Die Beisetzung unseres Mitbruders findet statt am Montag, 9. Dezember um 13 Uhr auf dem Friedhof bei St. Peter in Bruchsal, anschließend feiern wir das Requiem für ihn in der Kapelle des St. Paulusheims, Huttenstraße 49.

An Stelle zugedachter Kranzspenden erbitten wir im Sinne des Verstorbenen eine Spende für die missionarischen Aufgaben unserer Gemeinschaft. (Pallottiner KdöR, HypoVereinsbank Augsburg IBAN DE75 7202 0070 0007 7054 17)

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