Ein stolzer Römer

zum Geburtstag von Vinzenz Pallotti am 21. April

„Sieben. Fünf. Drei – Rom schlüpft aus dem Ei.“ Diesen Merkspruch lernten viele Schülergenerationen, um sich einzuprägen, wann die Ewige Stadt gegründet wurde. Ein kluger Astronom, ein Freund Ciceros, hat kurz vor der Zeitenwende das genaue Datum geliefert: 21. April 753. Alle Rom-Pilger und Touristen, die um den 21. April in der Tiber-Metropole sind, können sich auf ein großes Spektakel freuen, das in diesen Tagen zum Geburtstag der Stadt dort geboten wird.

Tiberbrücke Rom
Engelsbrücke über den Tiber Foto: ©rudi1976 Adobe Stock

Vinzenz und Rom haben Geburtstag

Vinzenz Pallotti war ein wenig stolz darauf, dass er den gleichen Geburtstag hatte wie seine Heimatstadt. Er wurde am 21. April 1795 in der Via del Pellegrino Nr. 130 geboren. Hier hatte sein Vater, Peter Paul Pallotti, 1788 ein Lebensmittelgeschäft (wir würden heute von einem Feinkostladen sprechen) eröffnet. Die Lage war gut gewählt, denn die Via del Pellegrino war damals eine der belebtesten Straßen der Stadt. Wie der Name schon sagt, zogen die Pilger durch diese Straße zur Engelsbrücke und dann zum Petersdom.

Anders als in der Antike gab es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in Rom nur die Engelsbrücke und die Ponte Sisto (an der heute die Pallottiner ihr Generalat haben). Über diese beiden Brücken mussten Menschen, Kutschen und Fuhrwerke, wenn sie aus der Altstadt Richtung Vatikan oder Trastevere wollten.

Familie und Heimat sind wichtig

Das Haus Via del Pellegrino Nr. 130 gehörte und gehört der Deutschen Nationalkirche Santa Maria del Anima. Herr Pallotti konnte es anmieten, um im Parterre seinen Laden einzurichten und die Wohnung für die Familie im zweiten Stock. Hier also erblickt Vinzenz am 21. April 1795 das Licht der Welt, nachmittags gegen 16.00 Uhr. Der Vater vermerkt dies in seinem Kinderverzeichnis. Dort heißt es weiter: „Am 22. wurde er in San Lorenzo in Damaso auf die Namen Vinzenz Alois Andreas getauft.“ Ein Leben lang wird Vinzenz alle seine drei Namenspatrone hoch verehren. Der stolze Vater nennt auch die Namen von Patin und Pate.

Via del Pellegrino
Durch die Via del Pellegrino zogen die Pilger zur Engelsbrücke und dann zum Petersdom

Die Patin war eine Tante von Vinzenz aus Frascati. Hier hielt sich Familie Pallotti gerne mal auf, denn hier gab es eben liebe Verwandte, gute Luft, gutes Essen, im Herbst frische Trauben und immer guten Wein. Das nahe Kloster Camaldoli wird Vinzenz als seinen Lieblingsort entdecken für Exerzitien und für das Verschriftlichen seiner Ideen für seine Gründung der Vereinigung des Katholischen Apostolates.

Pallotti hatte einen Feinkostladen
Vinzenz Pallottis Vater hatte ein Lebensmittelgeschäft in der Via del Pellegrino Foto: Freesurf Adobe Stock

Pallottis Vater floh nach Rom

Der Pate stammte aus Spoleto, eine der schönsten Städte in Umbrien. Aus Umbrien, aus der Gegend von Cascia, stammte auch Peter Paul Pallotti. Er entfloh 16jährig mit einem seiner Brüder der Armut dieses Landstriches und suchte in Rom sein Auskommen und sein Glück. Beides fand er. Zunächst arbeitete er in einer Käsehandlung in der Nähe des Quirinals. Hier wurde er ein geschickter Kaufmann und erwarb sich das Vertrauen seiner Arbeitgeber.

Nach deren Tod machte er sich selbständig und mietete das besagte Haus in der Via del Pellegrino. Er wird später noch Geschäfte in der Nähe des Petersdomes und in Trastevere eröffnen und weitere Beteiligungen erwerben.

Piazza S. Vincenzo Pallotti Rom
Die Piazza S. Vincenzo Pallotti an der Ponte Sisto, hier ist heute das Generalat der Pallottiner

Die Pallottis - eine fromme Familie

Irgendwann lernt er Maria Magdalena de Rossi kennen. 1790 heiraten die beiden. Sie werden zehn Kinder bekommen. Die Eltern erlitten das Schicksal vieler Eltern damals, denn die Kindersterblichkeit war hoch. So schreibt Peter Paul Pallotti in sein Kinderverzeichnis ein Jahr nach der Geburt des ersten Kindes: „Ins Paradies eingegangen“. Alle sechs Töchter der Pallottis sterben früh. Wie sehr wird Maria Magdalena für ihr drittes Kind, Vinzenz, gebetet haben! Denn sie war eine fromme Frau. Fromm war auch ihr Mann. In der Familie wurde gebetet. Man unterstützte Klöster, besonders die Kapuziner an der Via Veneto.

Hier besuchte man oft den Gottesdienst. Auch in der ganz in der Nähe des Wohnhauses gelegenen Chiesa Nova, wo einst Philipp Neri gewirkt hatte und in der sich essen Grab befindet. Von Vater Pallotti wissen wir, dass er täglich zwei Mal eine Hl. Messe mitfeierte. Und in der Chiesa Nova war Vinzenz viele Jahre gerne Messdiener. In der Familie, in den Gottesdienstgemeinden und in der Grundschule San Pantaleo, die von Piaristen geleitet wurde, wuchsen dem Jungen wie selbstverständlich Gebet, Gottvertrauen, aktive Nächstenliebe, das Miterleben des Kirchenjahres und Treue zur konkreten Kirche zu.

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit?

Das war zur Zeit der frühen Kindheit Pallottis eine enorme Herausforderung, denn die Unruhen der Französischen Revolution und der Ära Napoleon trafen den Kirchenstaat bis ins Mark. Die Entführung des Papstes, die Besatzung durch die Franzosen hatte wenig mit Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zu tun, sondern wurde als Willkürherrschaft, erniedrigend und belastend empfunden. Denn die Abgaben stiegen, Klöster wurden aufgelöst, es kam zu Morden an Priestern und Ordensleuten, die Beamten des Kirchenstaates – Priester und Laien – mussten einen Eid leisten, der gegen den Papst gerichtet war.

Schweizer Garde Vatikan
Zu Pallottis Lebzeiten kam es zu Unruhen, die gegen die Kirche und den Kirchenstaat gerichtet waren.

Die Pallottis gehörten zu den Leuten, die sich Kirche nur mit dem Kirchenstaat und mit dem Papst an dessen Spitze denken konnten; das war über Jahrhunderte so – warum sollte das mit Gewalt jetzt anders werden?

Ewige Stadt Rom
Blick über Rom und den Tiber © Sergii Figurnyi Adobe Stock

Der Apostel Roms

Vinzenz Pallotti wächst also in politisch unruhiger Zeit auf, wird dabei aber von einer auffallend lebendigen Religiosität erfasst. „Gott hat mir heilige Eltern gegeben“, schreibt er einmal. Ihnen hat er viel zu verdanken, materiell und spirituell. Das kommt auf der Grabinschrift zum Ausdruck, die er für seine Mutter verfasst. Sie starb 1827 und wurde in der Kapuzinerkirche an der Via Veneto beigesetzt. Vater Pallotti stirbt 1837. Jetzt verlässt Vinzenz Pallotti auf immer die Via del Pellegrino; er bleibt aber in der Altstadt Roms. Denn Rom ist nun mal seine Heimat, wenn auch sein Denken weltkirchlich wird. Er ist ein stolzer Römer. Das tut ihm gut und damit hat er zeitweise zu kämpfen. Dieses Selbstbewusstsein gehört aber mit zu den vielen guten Eigenschaften, die er aus seinem Elternhaus mitbekommen hat, sonst hätte er nicht „Apostel Roms“ werden können, wie man ihn gerne nannte, und Initiator einer Bewegung, die bis in die Kirche von heute reicht.

Bilder: Pallottiner Archiv, Adobe Stock
Text: P. Alexander Holzbach SAC

DVD Vinzenz Pallotti Film
Booklet zum Film "Vinzenz Pallotti. Ein Heiliger." (Rom 2013, 14 Minuten, Pallotti Verlag)

Weiterführende Links zum Thema:
Pallotti Verlag: Vinzenz Pallotti – Ein Lebensbild (Taschenbuch)
Pallotti Verlag: Vinzenz Pallotti. Ein Heiliger (DVD)
Pallotti Verlag: Spiritualität für die Gegenwart (Taschenbuch)
Pallotti Institut: Auf den Spuren des heiligen Vinzenz Pallotti (pdf / Kopie)

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